BZ-Kolumne

Solidarität mit Gottes guter Schöpfung

Freitags kommt bei mir kein Fleisch auf den Tisch. Was früher für Katholiken ein verpflichtendes Gebot war, haben viele beibehalten. Der Freitag war dadurch das Gegenstück zum Sonntag, denn am Freitag erinnern sich Christen an den Tod Jesu Christi, am Sonntag an seine Auferstehung. Und so wie es am Sonntag ein wenig festlicher sein darf, darf es am Freitag eben bescheidener sein.
Das christlich motivierte Freitagsgebot ist also ein Erinnern daran, dass Jesus Christus für uns sein Leben hingegeben hat, uns durch sein Leiden und Sterben erlöst hat. Genauso ist es aber auch ein Zeichen der Solidarität mit denen, die sich weniger leisten können.
Aber – wie gesagt – das strenge Fastengebot gilt nur noch zweimal im Jahr an Aschermittwoch und Karfreitag.

Ausgerechnet Forscher der Universität Cambridge schlagen jetzt dem Papst vor, dieses Gebot wieder einzuführen, allerdings aus ganz anderen Gründen: Wenn alle Katholiken weltweit am Freitag auf Fleisch verzichten, könnten erhebliche Mengen an Kohlenstoffdioxid-Emissionen eingespart werden. Denn die Fleischwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen.

Für mich würde sich wenig ändern, ich könnte einem solchen Verbot gelassen entgegensehen. Aber ich habe Zweifel, ob das wirklich funktioniert. Seit Adam und Eva ist bekannt, dass das Verbotene ganz besonders attraktiv ist. Und warum sollten durch ein Verbot des Papstes plötzlich all die längst bekannten Warnungen vor zu viel Fleischkonsum ernstgenommen werden?

Es erscheint mir zielführender, mich auf den Ursprung des Verbots, am Freitag Fleisch zu essen, zu besinnen: Gedacht ist der Verzicht als Ausdruck des Mit-Leidens mit Jesus Christus und zur Hilfe allen, die weniger haben als ich. Letztlich ist ein solcher Verzicht ein Akt der Solidarität mit Gottes guter Schöpfung, um die es nicht nur bei der Klimakonferenz in Scharm el-Scheich geht, sondern auch jeden Tag, wenn Sie Ihren Einkaufszettel für den nächsten Tag zusammenstellen.