BZ-Kolumne

„Was hätte Jesus dazu gesagt?“

Martin Luther beschert unserer Stadt in diesem Jahr einen gesetzlichen Feiertag, wie es ihn in Brandenburg schon lange immer gibt. Darüber können sich alle Berliner freuen; denn am 31. Oktober, also am kommenden Dienstag, haben alle frei, Katholiken und Muslime, Gleichgültige und Atheisten – eben nicht nur die Protestanten. Vermutlich ist das sogar in Luthers Sinn. Denn er wollte die Frage nach Gott allen stellen, weil sie alle angeht.
Deswegen hat er auch – wenn denn die Geschichte stimmt – seine 95 Thesen außen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen und alle aufgefordert, darüber zu diskutieren.
Am 31. Oktober jährt sich dieses folgenreiche Ereignis zum 500. Mal, und der Reformationstag wird zum gesetzlichen Feiertag, in Berlin allerdings nur ausnahmsweise.
Martin Luther wollte den christlichen Glauben verständlich machen, aber eben auch verstehen, wie die Menschen denken, was sie freut, und wovor sie sich ängstigen.
Deswegen ist es kein Zufall, dass er bei der Übersetzung der Bibel „dem Volk aufs Maul geschaut“ hat, und dass er so geschrieben hat, dass man ihn auch verstehen konnte. Seine Übersetzung der Bibel – aus dem ursprünglichen Text ins Deutsche – hat Geschichte geschrieben, und nicht nur Kirchengeschichte.
Ein Jahr lang hatten wir jetzt Luther und Reformation auf allen Kanälen. Man konnte viel über Luther lernen und nicht nur seine Verdienste und Leistungen, sondern auch seine Fehler wurden benannt. Aber manche Polemik und Beschimpfung kann ihm als zeitbedingt nachgesehen werden.
Auf den evangelischen Reformationstag folgt am 1. November der katholische Feiertag Allerheiligen. Heiligsprechen werden wir Martin Luther nicht, aber wir können uns schon etwas von ihm abschauen: Wie er dürfen wir nicht nachlassen in dem Versuch, Gott zum Thema zu machen und die Menschen mit ihren Sorgen und Nöte zu verstehen.