BZ-Kolumne

Wir sind für diese Erde mitverantwortlich

Bei wem kann ich mich eigentlich dafür bedanken, dass auf unseren Feldern etwas wächst? Dass wir Getreide und Kartoffeln, Gemüse und Obst, aber auch Bier und Wein, Brot und Reis zu essen haben?
Natürlich bei den Landwirten und Bauern, lange schon nicht mehr nur bei denen in der näheren oder weiteren Umgebung sondern aus der ganzen Welt.

Mein Ernte-Dank gilt auch allen, die sorgfältig mit der Ernte umgehen, die Brot backen, Wein machen und Bier brauen, die kochen und uns das schier unüberschaubare Warensortiment bis zum Supermarkt um die Ecke oder sogar nach Hause bringen und anbieten.

Gerade Bauern aber wissen, dass ihr Einfluss auf die Ernte begrenzt ist. Deshalb gilt mein Ernte-Dank am Sonntag vor allem Gott, der das alles so wunderbar erschaffen hat. Das ist kein Wettergott, den wir ängstlich um gutes Wetter anbetteln, denn oft genug ist das Wetter eben gar nicht so ideal für die Ernte.
Ich danke Gott und gestehe damit die Begrenztheit menschlichen Schaltens und Waltens ein. Es ist ein Wunder, dass aus kleinsten Samen größte Kürbisse wachsen, dass der Bauer im Frühjahr sät und – abgesehen von Düngen und Pflegen, vielleicht auch Bewässern – relativ wenig Einfluss hat auf die Ernte.
Auch zum Erntedank-Gottesdienst gehört für mich die Gewissenserforschung:

Denn wir nehmen durch unser Konsumverhalten auch anderen etwas weg, was sie selbst könnten. Wälder werden abgeholzt und Plantagen umgestellt auf Palmöl, weil man damit heizen kann.

Ich will Ihnen nicht den Appetit verderben, aber für mich ist Erntedank nicht nur ein Tag des Dankens, sondern auch ein Tag des Nachdenkens; denn danken und denken gehören zusammen, nicht nur von ihrer sprachlichen Herkunft. Darum sollten wir auch darüber nachdenken, ob unser Konsum Menschen in anderen Gegenden der Welt schadet.

Wir sind für diese Erde mitverantwortlich, auch dieser Gedanke gehört zu Ernte-Dank.