BZ-Kolumne

Zum 100. Geburtstag von Alfred Kardinal Bengsch

Auch an seinem 100. Geburtstag ist „der Kardinal“, wie viele Berliner sagen, nach wie vor sehr lebendig. Dabei ist Erzbischof Alfred Kardinal Bengsch schon 1979 mit nicht einmal 60 Jahren viel zu früh verstorben.

Geboren am 10. September 1921 in Schöneberg hatte er als Soldat am Zweiten Weltkrieg teilgenommen und auch den kalten Krieg ganz unmittelbar zu spüren bekommen. Zum Bischof von Berlin wurde Bengsch nur wenige Tage nach dem Mauerbau am 13. August 1961 ernannt. Seine ganze Kraft setzte er dafür ein, die Einheit des Bistums Berlin zu bewahren. Im Ostteil der geteilten Stadt wohnend, durfte er zu Beginn seiner Amtszeit lediglich für drei Tage im Monat – später immerhin zehn – die Mauer in Richtung Westen überwinden, um seinem Anspruch, Bischof für das ganze Bistum Berlin zu sein, gerecht zu werden. Allen Überlegungen, für West-Berlin einen eigenen Bischof einzusetzen und damit faktisch auch das Bistum Berlin in Ost und West zu teilen, widersprach er mit einem enormen persönlichen Einsatz.

Ich erinnere mich noch gut, dass Abende mit dem Kardinal plötzlich und teilweise abrupt endeten, weil er vor Mitternacht den Checkpoint in Richtung Osten überquert haben musste.

Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Berlins und Deutschlands wären das schönste Geschenk, das man Kardinal Bengsch hätte machen können. Aber auch wenn er selbst diese Wiedervereinigung nicht erleben durfte, war er auf seine Art dennoch ein Wegbereiter dieser Einheit. Zu seinem 100. Geburtstag können wir ihm kein schöneres Geschenk machen, als die Einheit, für die er so gekämpft hat, in unserer Stadt und in unserem Land zu leben. In seinem Sinn ist damit keine Vereinheitlichung gemeint, sondern ein Miteinander und Füreinander, ein Einander im Blick behalten und wertschätzen, bei allen Unterschieden in Herkunft und Weltanschauung.