BZ-Kolumne

Zwischen Sonnengesang und Suppenküche

Am Samstag feiert der Papst Namenstag. Er hat sich als Papst den Namen des heiligen Franz von Assisi ausgewählt. Vor rund 800 Jahren in ein reiches Elternhaus geboren, genoss Franziskus eine gute Ausbildung; die Welt stand ihm offen, bis sein Leben eine abrupte Wendung nahm.

Von einem Tag auf den anderen stieg er aus. Er verzichtete auf sein Erbe und auf Statussymbole, um in freiwilliger Armut und allein im Geiste Jesu Christi zu leben. Seine Entscheidung wirkte ansteckend: Viele Menschen schlossen sich ihm an. Einige seiner Predigten sowie Gedichte wie der „Sonnengesang“ sind erhalten geblieben. Sie gelten bis heute als Anleitung zu einem einfachen, dem Evangelium gemäßen Lebensstil.

Franziskus lebte in einer Zeit des Umbruchs: Innerhalb der bäuerlichen Gesellschaft entwickelten sich erste Städte, es gab Anfänge einer Geldwirtschaft. In dieser Situation gründete der Mann aus Assisi eine Gemeinschaft, die sich radikal am Handeln Jesu Christi orientierte. Die Geschwisterlichkeit und der Einklang mit der Natur waren dem Ordensgründer wichtig. Der Wert des Lebens dürfe weder den Gesetzen der Macht noch denen des Marktes unterworfen werden, davon war er überzeugt.

Für unsere Stadt ist die franziskanische Gesinnung lebenswichtig. Für einige unter uns sogar überlebenswichtig: Ich denke an die Suppenküche in Pankow, an den Hospizdienst für Aidskranke oder die Randgruppenseelsorge in Kreuzberg. Mich beeindruckt, wie Franziskanerinnen und Franziskaner ihre Liebe zu Gott mit einer handfesten Liebe zum Menschen verbinden. Doch so dankbar wir ihre Dienste annehmen, so sehr muss es uns beunruhigen - dass sie nach wie vor gebraucht werden, weil die Not groß geblieben ist an den zerfetzten Rändern der Gesellschaft.

Papst Franziskus warnt die Menschheit immer wieder eindringlich vor der Gleichgültigkeit gegenüber Menschen in Not. Das sollte auch uns Berlinern zu denken geben.