Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

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09. Juni 2021

Norbert von Xanten - ein einfacher Bußprediger

In Magdeburg und im Land Sachsen-Anhalt wurde ein neuer Landtag gewählt. Viele machen sich vor der Wahl Gedanken, wem sie ihre Stimme geben, und wie die künftige Regierung das Land gestalten wird?


Vor fast 900 Jahren, genau im Jahr 1126, wurde in Magdeburg ein neuer Bischof eingesetzt: Norbert von Xanten. Vom Volk gewählt wurde er nicht, sondern von Papst und König dazu bestimmt. 

Das Leben des Hl. Norbert weist mehrere Brüche auf. Seine gesicherte Laufbahn als gut ausgestatteter Chorherr und Hofkaplan gab er auf und zog als einfacher Bußprediger durch Europa. Wie glaubwürdig seine Predigten und damit er selbst war, zeigt sich daran, dass er bald eine Gruppe von Anhängern um sich scharte und im französischen Prémontré eine Ordensgemeinschaft gründete, die sich schnell in Europa verbreitete: die Prämonstratenser. 1126 wurde er Erzbischof von Magdeburg.


Es wird überliefert, dass er bei seiner Einführung als Bischof in Magdeburg barfüßig erschienen sei. Der Pförtner der erzbischöflichen Palais wollte ihn rauswerfen, weil er meinte, dass es sich um einen Straßenjungen handelte, und für solche sei im erzbischöflichen Palais kein Platz. Als er erfuhr, dass dieser barfüßige Mann wirklich der Erzbischof ist, rechnete er mit seiner Kündigung. Doch der neue Erzbischof antwortete gekonnt: Dann muss der Palais so umgebaut werden, dass auch für solche einfachen Menschen dort Platz ist.


Dadurch hat sich Norbert nicht nur Freunde erworben. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass so mancher Magdeburger ihm später seine Stimme gegeben hat. Und die Zukunft wird sicher auch davon abhängen, ob in den Palais Platz für einfache Menschen ist: in Magdeburg, in unserer Kirche, in unserem Land.


Prälat Stefan Dybowski

02. Juni 2021

St. Bonifatius - ein echter Missionsgeist

St. Bonifatius? Ja – so heißt die Kirche da neben dem Yorck Kino mitten in Kreuzberg! Und wer war das? Gute Frage! Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht viel mehr, als manche wissen: 

Ein echter Missionsgeist, der – wie es mir vorkommt – triumphal durch Germanien zog und – mir schleierhaft wie – schon in den Jahren kurz nach 700 n.Chr. unzählige Bistümer gründete. Das hat ihm den Titel ‚Apostel Deutschlands‘ eingebracht. Dargestellt findet man ihn u.a. mit der Axt in der Hand, zurückzuführen auf eine Legende. Sie besagt, dass durch ihn eine dem Kriegsgott Thor geweihte Eiche fallen musste, um aus ihrem Holz eine dem Hl. Petrus geweihte Kapelle zu bauen...  O je – aus heutiger Sicht nicht nur rühmlich! 

Was unbestritten wie rätselhaft bleibt: Wo hat er diese unendliche Power her mit dieser großen Wirkung, durch die christlicher Geist hier zulande nachhaltig lebendig blieb? 

Im ökumenischen Heiligenlexikon entdecke ich Worte, mit denen er seine Kraftquelle deutlich beschreibt: “So flüchtet unser Geist zu Gott, der durch Salomo spricht: Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade [Sprüche 3, 5f].“ 

Ja, das ist wohl eine Antwort. Und gleichermaßen eine Ansage. Von dieser heiligmäßigen Haltung sollte ich mir ab und zu eine Scheibe abschneiden. 

Paula von Loe

GR und Geistliche Begleiterin

26. Mai 2021

Wenn Martin Luther und Philipp Neri sich gekannt hätten …?

Gedenktag: Philipp Neri (26.Mai)

Was wäre gewesen, wenn er dabei gewesen wäre, als Martin Luther seine Thesen verteidigt hat? – Natürlich sind solche Fragen „Was wäre, wenn …“ immer hypothetisch. Aber eines kann man wohl sagen: So ein Mann, der sich selbst nicht so wichtig genommen, dafür aber den Armen Unterkunft und Nahrung gegeben hat, hätte allen Beteiligten im Ringen um Reformen gutgetan.

Philipp Neri ist im Jahr 1515 geboren, zwei Jahre bevor Martin Luther seine Thesen verkündet hat. Durch seine Nähe zum benediktinischen Kloster Montecassino kam er mit vielen Mönchen in Berührung und wurde schließlich selbst Priester. Doch am liebsten predigte er auf der Straße. Dies tat er in so einfacher und humorvoller Weise, dass er schnell die Aufmerksamkeit, aber auch die Herzen der Menschen für Gott gewinnen konnte. Ich hätte ihn gern als Lehrmeister gehabt. Natürlich hatte er bald einen Fankreis um sich geschart, hatte aber auch heftige Kritiker. Papst Clemens VIII. holte ihn schließlich als Berater für seine Reformen. „Der Spaßmacher oder Narr Gottes“ wurde er oft genannt. 

Vor wenigen Tagen ging in Frankfurt der 3. Ökumenische Kirchentag zu Ende. Bei solchen Kirchenversammlungen wird die Sehnsucht nach der Einheit im Glauben wie auch das Bemühen um Schritte der Annäherung besonders deutlich. Es ist müßig, darüber nachzudenken, ob die Reformation damals anders verlaufen wäre, wenn ein „Eiferer“ und ein „Narr“ zusammentreffen. Unsere Aufgabe ist es, heute Schritte zu gehen, die der Einheit wieder näherkommen. Und dazu braucht es beides: ein ehrlicher Einsatz für das Evangelium und die Demut, dabei sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

Prälat Stefan Dybowski

19. Mai 2021

Ein blutbeflecktes Hemd versteckt - Hl. Rita von Cascia

Rita war eigentlich ihr Kosename. Margherita Lotti kam um 1380 in einem kleinen Dorf in Umbrien zur Welt. Ihre Eltern waren Hirten und Bauern. Im nahegelegenen Cascia ging sie auf eine Schule und wurde von Augustinermönchen erzogen. Mit jungen Jahren heiratete sie Ferdinando di Mancino.

Politische Spannungen und Rivalitäten kennzeichneten damals die Gesellschaft. Hass und Rachegedanken spalteten Völker und sogar Familien. Die Familie ihres Mannes war in diese Spannungen verwickelt, und ihr Mann wurde ermordet. Rita kann den Mördern ihres Mannes vergeben. Um zu verhindern, dass ihre Söhne den Tod ihres Vaters rächen und es zu neuem Blutvergießen kommt, versteckt Rita das blutbefleckte Hemd des Vaters. Doch seine Familie gibt nicht auf, es kommt zu neuen Feindseligkeiten und weiterem Blutvergießen.

Vieles hat sich verändert seit dieser Zeit. Doch geblieben ist in den Köpfen oder Herzen so vieler Menschen leider der Gedanke, dass Rache ein Ende der Gewalt und den Frieden bringen würde. Dass dies so nicht funktioniert, hat die Geschichte doch oft gezeigt. 

Schon als Jugendlicher habe ich andere bewundert, die ihren verletzten Stolz nicht zur Schau getragen oder sogar in Rache umgesetzt, sondern nach Wegen des Dialogs und der Versöhnung gesucht haben.  

Prälat Dr. Stefan Dybowski

12. Mai 2021

Eisheilige - Vier eisige Herren und eine Frau

Die Eisheiligen bewahren nicht nur vor Frost!

Endlich kann ich meine frostempfindlichen Tomatenpflanzen draußen einpflanzen. Wer sich ganz genau an Bauernregeln orientiert, wartet vermutlich noch bis Samstag, denn erst am Samstag ist der Gedenktag der „kalten Sophie“  und eine alte Wetterregel besagt: „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.“  Anfang Mai gibt es oft einen Kälteeinbruch mit Frostnächten und so erhielten die Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia von Rom, deren Gedenktage zwischen dem 11. und 15. Mai liegen, die Bezeichnung „Eisheilige“. Es sind Heilige der frühen Christenheit. So war Sophia eine junge römische Frau, die sich zum Christentum bekannte und während der diokletianischen Christenverfolgung in Rom 304 getötet wurde.

Mich fasziniert nicht nur die alte Bauerregel, sondern vor allem diese Heiligen, die für Jesus Christus und seine Botschaft von einem Leben und Freiheit schenkenden Gott einstehen - und danach handeln. Sie mahnen mich: Raus aus der Komfortzone! Und der erste Schritt dazu heißt: Hinschauen. Morgen beginnt der Ökumenische Kirchentag unter dem Leitwort: Schaut hin! Jesus fordert seine Jünger auf: Schaut hin, übernehmt Verantwortung und gebt ihr den Menschen zu essen. (Mk 6, 37-38)

Christopher Maaß

05. Mai 2021

Systemrelevant: der hl. Florian und die Feuerwehr

Die Feuerwehr gehört mit Sicherheit dazu.

Gestern am 4. Mai, war der Namenstag des hl. Florian. Er ist der Patron der Feuerwehrleute. Florian lebte im 4. Jahrhundert und hat sich für verfolgte Christen eingesetzt. Bald wurde er selbst verfolgt und in der Enns, einem Fluss in Österreich, ertränkt. Seitdem gilt er als Schutzpatron bei Hochwasserkatastrophen und für die Feuerwehr. 

Feuerwehrleute müssen schnell erreichbar sein. Doch Erreichbarkeit ist nicht nur eine Sache von Telefon und schnellen Autos. Manche Menschen würden gern mit jemandem über ihre Sorgen oder ihr Leid sprechen. Doch der andere will diese Sorgen gar nicht hören. Das geht mich nichts an, das ist mir egal. Menschen, die auch innerlich erreichbar sind, sind eine Kostbarkeit.

Ich möchte allen Feuerwehrleuten ein großes Dankeschön sagen – denen, die in ihren Schutzanzügen auf den Feuerwehrautos im Dienst sind, und auch all denen, die unsichtbar im Alltag da sind, wo sie gebraucht werden. Sie sind systemrelevant.

Prälat Stefan Dybowski

28. April 2021

"Das Wort Gottes aber wuchs und breitete sich aus" (Apg 12,24-13,5)

Nicht die Kirche wird größer – nicht die Gemeinden werden größer. Darum geht es: Viele sollen von Gott hören. Das ist unsere Herausforderung: Gottes Wort weitersagen in die heutige Zeit hinein.

Nur Männer gaben Barnabas und Paulus etwas auf den Weg mit. Heute gehörten auch Prophetinnen und Lehrerinnen dazu, um das Wort Gottes wachsen zu lassen.

Markus Papenfuß
Servicestelle Projekte und Prozesse "Wo Glauben Raum gewinnt"

21. April 2021

Es ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Letzten Tag. (Joh 6, 35-40)

Das ist der Weg der Nachfolge Jesu, keinen verlieren, keinen abschreiben oder zugrunde gehen lassen. Grund und Halt sein für das Leben, denn das Leben ist der Wille Gottes.  Aus diesen Worten spricht für mich eine Liebe zum Leben, zu den Menschen letztlich zu Gott, die am Ende, wir feiern es gerade an Ostern, sogar stärker ist als der Tod. Ja selbst Tote kann man erwecken … Auch solche die schon lange abgeschlossen haben mit dem Leben, auch die, die schon ganz verstaubt sind oder gar versteinert. Die Liebe kann das und nicht erst am Letzten Tag.

Christoph Kießig

14. April 2021

„Ein Engel des Herrn aber öffnete nachts die Gefängnistore und führte sie hinaus.“ (Apg 5,19)

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel 

die Hand hinhalten. (Hilde Domin)


Gefangengenommen, eingesperrt. Sorge um Leib und Leben, Erfahrung von Ausweglosigkeit. Vielleicht haben sie den Psalm 18 auf den Lippen: „Er führte mich hinaus ins Weite und befreite mich“. In dieser Situation erfahren sie Gottesbegegnung. Befreiung.

„Nicht müde werden“, so schreibt Hilde Domin, „sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.“


Christopher Maaß

Kirchlicher Organisationsberater im Erzbistum Berlin 

07. April 2021

"Da ging er mit Ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben." (Lk 24,29)

„Stefan, räum mal bitte dein Zimmer auf!“ Wie oft habe ich diese Mahnung von meinen Eltern gehört.

Eine Küchenmagd, mitten in ihrer unaufgeräumten Küche. Meisterhaft hat der spanische Maler Diego Velazquez diese Frau in ihrer Küche gemalt. Durch eine Durchreiche hindurch sieht man den auferstandenen Jesus mit den beiden Emmausjüngern. Von ihm kommt ein Lichtstrahl, spiegelt sich im Kessel und fällt auf das Gesicht dieser Magd. Ihr Gesicht wird hell. Ostern im Alltag – auch wenn nicht aufgeräumt ist.

Prälat Stefan Dybowski