Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

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26. Oktober 2022

Hl. Tabitha

Gedenktag: 25. Oktober

“Tabea”. Meine Oma musste sich meinen Namen zuerst aufschreiben, um ihn nicht zu vergessen, da er so selten war. Auch heute noch muss ich ihn manchmal mehrfach in unterschiedlicher Weise betont wiederholen, um nicht bei anderen Namen zu landen und freue mich immer sehr, wenn ich eine Namensgenossin treffe.  Auch Spitznamen sind spannend, denn von Abkürzungen wie Tabi, Tabsl, über Tabeline bis hin zu Tabaluga habe ich schon vieles gehört, meist bleibt es jedoch Tabea.

Dass ich einen eigenen Namenstag habe, wusste ich lange nicht und habe daher meinen Zweitnamen gefeiert. Ich fand eine Zeitlang meinen Namen seltsam. Auch die Übersetzung „Gazelle“ ließ mich nicht so richtig mit ihm warm werden.

Die biblische Geschichte meiner Namenspatronin ist jedoch spannend. Sie wird von Petrus vom Tod auferweckt! Tabitha - in einer anderen Übersetzung Tabea – war eine selbständigen und sozial engagierten Frau aus Joppe, dem heutigen Jaffa bei Tel Aviv. Sie war in ihrem Dorf – in dem ich tatsächlich unwissentlich der Geschichte schon war – sehr beliebt. Sie gab reichlich Almosen, nähte Kleidung und wird ausdrücklich als Jüngerin Jesu bezeichnet. Während Petrus im Nachbarsort Lydda - meine kleine Schwester heißt Lydia, welch Zufall -  war, starb sie und Petrus wurde geholt. Er schickte alle Anwesenden hinaus und forderte sie auf, aufzustehen. Sie öffnete die Augen und setzte sich auf. Auch das passt so gar nicht zu mir, zumindest wenn mein Wecker klingelt.

Mittlerweile mag ich meinen Namen. Er ist anders, besonders. Da seine Bedeutung auch in der wörtlichen Übersetzung keinen direkten Bezug zu meinem Leben herstellt, geht mein Blick auf Tabitha. Sie zeigt mir, worauf es als Christin ankommt: So bemühe ich mich um Offenheit, Engagement, Liebe, Vertrauen und Sorgfalt.

Tabea Uhl, Studentin, Quickborn-Arbeitskreis

19. Oktober 2022

Hl. Hedwig

Gedenktag: 16. Oktober

Die Heilige Hedwig von Schlesien, deren Fest am 16. Oktober gefeiert wird, wurde im Jahr 1173 auf Burg Andechs in Bayern geboren. Bereits im Jahr 1188 wurde sie, wie es im Mitteltalter üblich war, als junges Mädchen verheiratet und zog aus dem christlichen Bayern zu ihrem Gemahl, Herzog Heinrich I. nach Schlesien, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht christianisiert war. Nach einem bewegten und von vielen Schicksalsschlägen belasteten Leben, verstarb sie am 15. Oktober 1243 und wurde bereits im Jahr 1267 von Papst Clemens IV. heiliggesprochen.

Die Heilige Hedwig ist die Namenspatronin unserer beiden Krankenhäuser, des St. Hedwig-Krankenhauses in Berlin-Mitte und des Krankenhauses Hedwigshöhe in Berlin-Treptow, die zusammen die St. Hedwig Kliniken Berlin bilden. Vordergründig ist die Namensgebung sinnfällig, wurde doch das St. Hedwig-Krankenhaus vor nunmehr 176 Jahren auf Initiative der damals einzigen katholischen Kirchengemeinde in Berlin – St. Hedwig – gegründet.

Ein Blick auf die Heiligengeschichte der Hedwig von Schlesien offenbart aber auch einige inhaltlichen Bezüge zwischen der Heiligen und den St. Hedwig Kliniken. So heißt es, dass Hedwig u. a. an der Verbreitung christlichen Gedankenguts arbeitete und hingebungsvoll den Armen und Kranken im Volk diente – wenn das nicht eine echte Vorbildfigur für kirchliche Krankenhäuser auch in unserer Zeit ist! Denn kirchliche Krankenhäuser müssen nach meiner festen Überzeugung heute mehr denn je Orte menschlicher Zuwendung, ja Hingabe sein; Orte, an denen Menschen – Patienten, Angehörige und Mitarbeitende – spüren können, dass es diesen menschenfreundlichen Gott gibt, als verborgene Quelle hinter jener menschlichen Zuwendung, die dort erfahren wird.

Das mag merkwürdig klingen, wenn in Zeiten zunehmender Ökonomisierung von Gesundheits –und Daseinsfürsorge ausgerechnet ein Klinikmanager solche Töne anschlägt. Aber tatsächlich muss es genau darum gehen, wenn kirchliche Krankenhäuser heute und in Zukunft einen Platz in unserer inzwischen doch sehr säkularisierten Gesellschaft behalten sollen. Hedwig von Schlesien hat mit ihrem Leben ein Zeugnis für die Liebe Gottes zu den Menschen abgegeben – und ist dafür heiliggesprochen worden. Auch wenn heutzutage viele in unseren Reihen keine bekennenden Christen - und wir auch keine Heiligen – sind, geht es uns in den St. Hedwig Kliniken Berlin darum, Hedwig in ihrem Wirken, in ihrem Zeugnisgeben, mit unserer zeitgemäßen Übersetzung nachzueifern.

Alexander Grafe
Geschäftsführer der Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin

12. Oktober 2022

Papst Johannes XXIII.

Gedenktag: 11. Oktober

Papst Johannes XXIII. war nach drei Mädchen der langersehnte Stammhalter, der das gepachtete Gut der Familie Roncalli in die nächste Generation führen sollte. Angelo Giuseppe Roncalli zeichnete sich durch Lerneifer und für sein Alter ungewöhnliches Wissen aus, das ihm die Achtung seines Lehrers Donizetti und des Schulinspektors aus Bergamo einbrachte, der Angelo der Klasse als Vorbild hinstellte. Leider wurde er, der jüngste und kleinste, dafür von seinen Mitschülern gehänselt und verprügelt. So angegriffen konnte es passieren, dass sich Angelo in einem Zornesausbruch gegen große Übermacht zu verteidigen wusste. Seinen oft berechtigten Zorn in den Griff zu bekommen, war eine große Herausforderung.

Im Alter von sechs Jahren wusste Angelo bereits, dass er Priester werden wollte und begründete seinen Entschluss so geschickt bei seinem Dorfpfarrer, dass der ihn früher als üblich zur Beichte und zur Kommunion zuließ. Freilich war das Anlass für weiteren Spott und Angelo wurde fortan als „Priesterchen“ ausgelacht, was er „natürlich“ nicht auf sich sitzen lassen konnte.

Und so kam es, dass Papst Johannes XXIII. bei einem Gefängnisbesuch den Insassen mitteilte, dass er in seiner Jugend kein Musterknabe gewesen sei. Ihm wäre der blanke Zorn ausgebrochen, der so viele der Sträflinge unglücklich gemacht hätte. Vielleicht würde er auch auf die schiefe Bahn geraten sein, wenn nicht seine Eltern ihn gelehrt hätten, den Zorn zu bezwingen. Es bliebe Gnade, wenn ein Mensch sein ganzes Leben lang auf dem rechten Weg zurückzulegen vermag.

All diese Fakten haben ich dem Buch „auch Päpste waren Lausbuben“ entnommen, das ich zu meiner Firmung vor fast 50 Jahren geschenkt bekommen habe und das ich immer mal wieder in die Hände nehme.
Auch heute gibt es reichlich Gründe, in blanken Zorn auszubrechen. Da gibt es so viele Menschen, die sich nicht an sinnvolle Regeln halten. Da gibt es die Missbrauchsskandale und den Umgang der Kirche damit. Da gibt es den unsäglichen Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Bedrohung für die ganze Welt.
Der Bischof, der Angelo Roncalli gefirmt hat, gab ihm auf den Weg: „Wenn es um Gott geht, wenn es um den Glauben geht, dann darfst Du auch streiten. Aber ohne Waffen, denn Gott braucht die Gewalt nicht.“

Rafael Bernitzky
Pfarrei Papst Johanes XXIII

05. Oktober 2022

Hl. Bruno der Kartäuser

Gedenktag: 6. Oktober

Sicherlich hätte mich dieser hl. Bruno so wenig angesprochen, wie viele unserer Zeitgenossen, wäre er nicht mein Namenspatron. Die Attribute Totenkopf, Buch, Kruzifix sind in diese Kombination nicht gerade anziehend, ebenso kursieren fragwürdige skurrile Geschichten. Aber Bruno, der gebürtige Kölner, zählt zu den ganz großen Ordensgründern unserer Kirche, des einzigen Ordens, der in seiner fast eintausendjährigen Geschichte nie reformiert werden musste. Ich denke, der hl. Bruno hat auch unserer Zeit viel zu sagen. Bruno lebte in einer Zeit der Krisen und des kirchlichen Verfalls. Er hätte eine glänzende kirchliche Karriere hinlegen können, aber er stellte sich den Problemen seiner Zeit. Schließlich zog er sich immer mehr in strenger Askese zurück auf dem Weg zu Gott. 1084 ging er mit sechs Begleitern in das Felsengebiet bei Gerenoble, genannt Cartusia. Bekannt ist die Kartause mit den einzelnen Zellenhäuschen, mit dem absolute Schweigegebot, mit einem entschieden asketisch ausgerichteten Tagesablauf in Gebet und Arbeit, in Anlehnung an die strenge Tradition der Wüstenväter, sowie der Regel des hl. Benedikt, denn in diesem Mutterkloster wurde 2005 der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „Die große Stille“ gedreht. Papst Urban II. holte 1089 seinen ehemaligen Lehrer als Berater nach Rom. Auf sein Drängen entließ ihn der Papst schließlich wieder in sein Einsiedlerdasein. 1091 gründete Bruno das Kartäuserkloster Santa Maria dell’Eremo im Tal La Torre beim heutigen Serra San Bruno in Italien. Hier verbrachte er seine letzten Jahre als Abt. In der Folge entstanden viele Kartäuserklöster auf der ganzen Welt, auch in Deutschland. Nach der Säkularisation gab es in Deutschland nur eine Kartause in Düsseldorf-Unterrath, die 1964 aufgrund der Erweiterung des dortigen Flughafens geschlossen und nach Seibranz ins Allgäu verlegt wurde, die Kartause Marienau. Etwa 30 Priester- und Brudermönche leben heute dort in großer Abgeschiedenheit und Stille, nach der ursprünglichen Regel des hl. Bruno.

Als Kind hat mir meine Mutter immer wieder vom hl. Bruno erzählt, dem Gründer des „strengsten Ordens der Kirche“. Richtig habe ich mich mit meinem Namenspatron aber erst auseinandergesetzt, als ich selbst in einen Orden (Steyler Missionare) eintrat. Als ich dann 15 Jahre sogar in der Nähe der Kartause Marienau in einer unserer Ordensniederlassungen tätig war, habe ich von Zeit zu Zeit die Kartause aufgesucht. Ich durfte auch in die strenge Klausur gehen. Die Atmosphäre des großen betenden Schweigens der Mönche und die erlebte Einsamkeit hat mich sehr beeindruckt, der Mönche, die sozusagen jenen „besseren Teil erwählten, der ihnen nicht genommen wird“ (Lk 10, 38-42). Ja, mein Namenspatron imponiert mich gewaltig wegen seines kompromisslosen Weges der Nachfolge und inspiriert mich, auch wenn meine Lebenswege konkret dann doch anders aussehen.

Br. Bruno Rehm aus dem Konvent der Steyler

28. September 2022

Hl. Nikolaus von der Flüe

Gedenktag: 25. September

Am Abend eines schönen Sommertages verirrte ich mich auf dem Nachhauseweg vom Badesee in einem Wald. Es sollte eine Abkürzung sein, doch der Weg endete in eine Lichtung, die von reich überwucherten Hängen umgrenzt war. Ohne menschliches Zutun hatte die Natur einen fast perfekten Kreis kreiert. Fasziniert stellte ich mein Fahrrad ab und erkundete das Gelände mit kindlicher Neugier. Letzte Strahlen der untergehenden Sonne fielen in eine kleine Höhle und lösten Verwunderung und Ehrfurcht in mir aus. Stille, die ich so nie erlebte, erweckte eine Sehnsucht in mir hier zu bleiben und den Ort nie mehr zu verlassen. „Bleib hier, und du wirst alles finden“, schien mir eine verborgene Stimme zuzusprechen. Dem kleinen Jungen von damals blieb die Erinnerung an eine einzigartig weihevolle, fast sakrale Atmosphäre.  
Viele Jahre später stellte sich ein unerwartetes Déjà-vu ein. Ich besuchte die Ranftschlucht in der Schweiz, den Rückzugsort des Nikolaus von der Flüe.

Nikolaus von der Flüe lebte 50 Jahre in der Welt, tat seine Arbeit als Bauer, leistete Soldatendienst, war verheiratet und glücklicher Vater von 10 Kindern. Er war Ratsherr und Richter und setzte sich für Recht und Frieden ein. Doch dann drängte es ihn in die Einsamkeit. Er trennte sich von seiner Familie und allem Besitz. Und doch ist er für seine Landsleute ein gesuchter Ratgeber und Friedensstifter geblieben.

Da war es wieder: die Stille und das Abendrot, dass die kleine Klause des Nationalheiligen, wie damals die Höhle, in mildes Licht tauchte. In Umkleidung eremitischer Lebensform des 15.Jh., barg sich darin das Geheimnis spirituellen Rückzugs, als Ausdruck mystischer Zweisamkeit mit Gott. Als ich dieses für mich rückerinnernde Erlebnis hatte, übte ich  schon etliche Jahre den  Weg zum eremitischen Leben ein; hatte die meisten Texte der alten Wüstenväter-, und Mütter studiert. Ich wusste, das Nikolaus zu verwirklichen suchte, was in den Weisungen der Väter genannt wurde: „Geh in dein Kellion (Zelle, Rückzugsort), dort wirst du alles finden“.  Was finden? Nach den überlieferten Worten des Nikolaus: „Nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir. Gib alles mir, was mich fördert zu Dir. Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir“.
Jürgen Knobel
Diözesaneremit

21. September 2022

Hl. Mauritius

Gedenktag: 22. September

Aus einem Brief des Heiligen Mauritius an den Kaiser Maximian:
„Wir haben in unserem Eid dir Kaiser die Treue geschworen, aber wir haben auch durch die Taufe uns an Jesus, an Gott, gebunden. Wir waren zuerst Soldaten Jesu, was würdest du sagen, wenn wir den Eid brechen, den wir Jesus geschenkt haben? In diesem Eid fühlen wir uns verpflichtet Menschen zu schützen und sie nicht zu töten..."

Ich persönlich denke, dass ein Stück des christlichen Selbstbewusstsein und damit auch -  missionarischen Bewusstsein, das dem heiligen Mauritius zu eigen war - uns in unserer heutigen Gesellschaft auch ganz gut tun würde. Er hatte, genau wie wir, einen ganz weltlichen Beruf. Trotzdem hat er durch sein Wort, besonders aber auch durch sein überzeugtes und bewusstes Leben mit Christus, andere im Glauben bestärkt und zum Glauben hingeführt. Gott sucht auch heute Menschen, die von ihm sprechen und seine Botschaft weitersagen. Möge er uns die Kraft schenken, unseren Glauben zu bezeugen in Wort und Tat!

Die Gemeinde St. Mauritius in Berlin Lichtenberg ist für mich vor 20 Jahren, durch meinen Zuzug nach Berlin, zur zweiten Heimat geworden. Nicht nur im privaten Umfeld meiner Familie, sondern auch im Beruflichen durfte und darf ich Mauritius erleben. So war ich 13 Jahre Teil der Kita St. Mauritius und habe nicht zuletzt durch die Zeit unserer Kinder an der Grundschule St. Mauritius, viele tolle Menschen kennengelernt, die wahrhaftig auch Gott bezeugen.
Und ganz ehrlich, wenn Sie einmal Ihre Augen schließen und an die wunderschöne Insel Mauritius denken, dann kommen Sie doch bestimmt auch ins Träumen oder?

Sandra Seidel
Leiterin Katholische Kindertagesstätte Herz Jesu


14. September 2022

Hl. Hildegard von Bingen

Gedenktag: 17. September

„Posaune Gottes“, „Prophetissa Teutonica“, „Stachel im Fleisch der Kirche“, „erste Grüne“, „Universalgenie“, „Sibylle vom Rhein“

Alle diese Titel gehören zu einer einzigen Frau aus dem Mittelalter, Hildegard von Bingen. Sie begeistert nach fast neun Jahrhunderten heute Heil- und Sinn-Suchende genauso, wie damals ihre Zeitgenossen.

1098 kommt sie in Alzey an der Nahe zur Welt. Schon vor ihrer Geburt war ihr Weg vorgezeichnet, denn als zehntes Kind war sie dazu bestimmt, Gott in besonderer Weise zu dienen und in ein Kloster zu gehen.

Früh hatte sie Gottesbegegnungen und in der Lebensmitte schrieb sie ihre Visionen auf, davon kündet ein bibeldickes Werk, in dem es um Beziehungen zwischen Gott, dem Menschen, der Welt, Tugenden und Laster geht. Als Autodidaktin hat sie außerdem 77 liturgische Musikkompositionen hinterlassen.
Allseits bekannt ist die Benediktinerin für ihre heilenden Rezepturen, die sie für verschiedene Krankheiten vorschlägt. Sie beschreibt Pflanzen, Tierarten, Mineralien und Metalle.
Für Hildegard hängt alles zusammen - der Heilige Geist, der Mensch, der Kosmos, Fauna und Flora. Das alles mündet in den von ihr geprägten Begriff: „viriditas“, die göttliche Grünkraft, die Kraft der Seele, die Kraft des Hl. Geistes. Und sie vertritt die Meinung, dass nicht nur die Frau für den Mann, sondern auch der Mann für die Frau geschaffen wurde, also beide ebenbürtig sind.

Diese großartige Frau haben wir zur Patronin unserer Pfarrei im Nordosten Berlins gewählt. Wir wollen nach ihrem Vorbild in dieser Welt Klartext reden, unseren Glauben zeigen und bekennen, und Gottes wunderbare Schöpfung nicht als Selbstbedienungsladen, sondern als Geschenk verstehen.

Hildegard Stumm für die Pfarrei St. Hildegard von Bingen

07. September 2022

Sl. Schwester Maria Euthymia

Gedenktag: 9. September

Ich vermute, Schwester Maria Euthymia wird vielen von Ihnen kein Begriff sein. Ich als gebürtiger Münsteraner bin sozusagen mit dem Namen groß geworden.
Nicht nur, weil sie 1934 in den Orden der Clemensschwestern in Münster eintrat, sondern vor allem, weil ihr Grab auf dem Zentralfriedhof in Münster zu finden ist und sie 2001 durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.

Man würde heute im guten Sinne sagen: Sie hat eigentlich nichts Besonderes geleistet und gerade dafür verdient sie Anerkennung. Sie war Krankenschwester und arbeitete als solche ab 1936 in der Isolierstation des St.-Vinzenz-Krankenhauses in Dinslaken. Während des 2. Weltkrieges pflegte sie ansteckend kranke Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, was ihr den Beinamen "Engel der Liebe" eintrug. 1945 wurde sie Leiterin der Wäscherei des Krankenhauses, ab 1948 wirkte sie wieder in Münster als Leiterin der Wäscherei des Mutterhauses und der Raphaelsklinik des Ordens.

Anlässlich ihrer Seligsprechung wurde daher das Motto „Treu im Kleinen“ prägend für diese Selige. Ohne viel Aufhebens hat sie ihren Dienst in der Krankenpflege sowie der Wäscherei getan, bis an ihre eigene Belastungsgrenze. Sr. Euthymia bricht im Waschhaus zusammen. Am 8. Juli 1955 wird sie auf die Krankenstation gebracht. Eine Operation ergibt eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Sie stirbt am 9. September 1955 im Alter von nur 41 Jahren.

Mich beschäftigt die Frage: An welchen Platz stellt mich Gott heute? Bin ich mit meinen Talenten aber auch mit dem, was er für mich vorhat, am richtigen Ort? Und kann ich die sich mir stellende Aufgabe in Demut annehmen, auch wenn sie nicht meinen eigenen Wunschvorstellungen entspricht?

Am 2. November 2001, nur zwei Wochen nach ihrer Einweihung, wird die Grabkapelle von Schwester Maria Euthymia auf dem Zentralfriedhof durch einen Brand schwer beschädigt. Ursache war die überaus große Anzahl an Kerzen, die Menschen dort entzündet haben. Eine starke Verehrung, die bis heute anhält.

Am Ende ihres Wirkens war Schwester Euthymia in der Raphaelsklinik in Münster tätig. Eine meiner Schwestern ist dort geboren und mir wurde dort 1982 nach einem Blinddarmbruch nachts der Blinddarm entfernt. Mir hat sozusagen die Klinik das Leben gerettet. Und auch meine Wäsche wird danach jemand gewaschen haben - Gott sei Dank!

Andreas Fritsch
Assistent des Generalvikars


31. August 2022

Hl. Gregor

Gedenktag: 3. September

Ich mag keine Tauben. Nicht mögen ist vielleicht zu wenig gesagt. Wenn es so etwas gibt wie Taubenphobie, dann falle ich wohl darunter. Als Kind, erinnere ich mich, habe ich meiner großen Schwester noch die Tauben verscheucht, die vor ihr herliefen. Inzwischen wechsle ich gar nicht so selten die Straßenseite, um den seltsamen, grauen Vögeln aus dem Weg zu gehen.

Solange ich denken kann, finde ich es deshalb einfach ärgerlich, dass ausgerechnet mein Namenspatron, der heilige Papst Gregor, ständig eine Taube auf der Schulter hat. Sie ist eines seiner Attribute.

Klar: In der Heiligen Schrift ist die Taube ein Symbol für Frieden und Versöhnung, für Reinheit und für Opferbereitschaft. Und all das passt tatsächlich gut zum heiligen Gregor:
Er war Papst an der Schwelle vom 6. zum 7. Jahrhundert. Zunächst stadtrömischer Politiker, wollte er seinen Lebensabend eigentlich als Mönch verbringen. Es kam anders. Er wurde Zeuge einer epochalen Zeitenwende: des Übergangs der antiken Welt zum Mittelalter. Das Römische Riesenreich des Westens sah er in den Staub sinken. Gentile Stämme übernahmen den Kontinent, aus denen später die europäischen Völker hervorgehen sollten. In diesem unübersichtlichen Moment wuchs Gregor das Amt des Pontifex maximus zu, und damit eine Aufgabe, für die es keine Lehrbücher gab. Inmitten einer wenig friedvollen Übergangszeit machte er die Kirche zu einer Stabilitätsgarantin. Zum Kontinuitätsfaktor in einem Epochenumbruch, der alle Lebensbereiche umfasste. Gregor wurde zum Brückenbauer, indem er half, das vergehende Alte mit dem nur erst schwach zu erahnenden Neuen zu versöhnen. Um diese fundamentale Transformation zu gewährleisten, opferte er seine Lebenspläne – und wurde gerade so zu einer der bedeutendsten Gestalten, zu einem Großen in der Kirchengeschichte.

Natürlich steht die Taube, ohne die es keine Darstellung des heiligen Gregor gibt, symbolisch vor allem auch für den Heiligen Geist. Ikonographisch zeigt sie an, dass der Kirchenlehrer in dem, was er sagte und tat, in engstem, unmittelbaren Austausch mit Gott stand.

Dem Frieden dienen. Versöhnung stiften. Mit sich selbst und mit Gott im Reinen sein. Den Preis der eigenen Überzeugung zahlen. In all dem ist Papst Gregor für mich ein Vorbild. Ob wir, wie er, in einer Zeitenwende leben, können wir nicht wissen. Das wird die Zukunft zeigen. Gregor der Große macht deutlich, dass es, egal zu welcher Zeit, darauf ankommt, das eigene Leben von Gott inspirieren zu lassen.

Es muss ja nicht gleich in der Gestalt einer Taube sein. Jedenfalls wenn es nach mir geht.

Dr. Gregor Klapczynski
Theologischer Referent des Erzbischofs von Berlin

24. August 2022

Hl. Ludwig

Gedenktag: 25. August

Es war 1226, das Todesjahr von Franz von Assisi, in dem Ludwig zum König von Frankreich gekrönt wurde. Geboren am 25. April 1214 war er da gerade mal zwölf Jahre alt. Bevor er als König Ludwig IX. von Frankreich tatsächlich regieren konnte, vergingen zehn Jahre. Seine Mutter, Blanca von Kastilien, übernahm einstweilen die Regierungsgeschäft, hörte danach aber auch nicht auf, sich in das Leben ihres Sohnes einzumischen.

Was macht ein König in dieser Zeit? Er führt Kriege gegen äußere und innere Feinde.  Ludwig machte das mit einigem Erfolg und verschaffte sich damit Ansehen und Respekt. Das 13. Jahrhundert ist auch die Zeit der Kreuzzüge. Auch Ludwig ist von der Idee gepackt, die heilige Stadt Jerusalem zu befreien. Während einer schweren Erkrankung machte er 1244 ein Kreuzzugsgelübdte. Die Erfüllung sollte ihm jedoch kein Glück bringen. Seine „bewaffnete Pilgerfahrt“, die er 1248 begann scheiterte nach sechs Jahren. Ein erneuter Versuch, der siebte Kreuzzug, kostete ihn schließlich das Leben. Er starb am 25. August 1270 an einer Seuche, die sein ganzes Heer befallen hatte.

Aus frommen Motiven einen Krieg führen – das geht für uns heute gar nicht. Insofern ist der heilige Ludwig kein gutes Vorbild eines gottgefälligen Lebens. Was ihn aber dennoch als einen guten Namenspatron dastehen lässt, das ist seine Lebensführung. Sie war inspiriert von der franziskanischen Frömmigkeit. Franziskus wurde 1228 - bereits zwei Jahre nach seinem Tod – heiliggesprochen. Die Hinwendung zu den Armen, das Leben in Armut, das er gepredigt hat, war für Ludwig auch als König ein Ideal. Frömmigkeit und Barmherzigkeit, Bescheidenheit, Kargheit, schlichter Kleidung haben sein Leben bestimmt.  Man sagt, er habe der Bewegung der Bettelorden nahegestanden und sie gefördert.  Damit, nicht mit den Kreuzzügen, hat er der Kirchen und den Menschen einen großen Dienst erwiesen.

Der hl. Ludwig, in der Kurzform Lutz, ein mächtiger Mann, hochgestellt und einflussreich, der sich selbst einfach macht und ohne Allüren auskommt. Das gefällt mir an meinem Namenspatron. Und der ist auch noch ein Patron von Berlin!

Pfarrer Lutz Nehk