Unterbrechung

Impuls zur Wochenmitte

Hoffnung ist eine der großen Botschaften des Christentums. Warum sie glauben und auf ein Mehr hoffen, erzählen hier Christinnen und Christen. Persönliche Glaubenszeugnises und mutmachende Gedanken in der Wochenmitte, um die Seele aufzutanken.

Zeitraum von:

Zeitraum bis:

15. März 2023

Hl. Almut

Gedenktag: 12. März

Wer Almut heißt, muss seinen Namen oft buchstabieren. Der seltene Name ist wenig bekannt, hat dafür aber eine sehr schöne Bedeutung: adal muot (althochdeutsch) heißt übersetzt „edle Gesinnung“. Da fast alle anderen germanischen Namen mit dem Bestandteil muot männlich sind, ordnen viele auch Almut so ein. Nachdem zwischen 1972 und 1998 der deutsche Bundeskanzler durchgängig Helmut hieß, wird besonders im Ausland Almut einfach für eine Variante von Helmut gehalten.


Dabei machte die heilige Almut nicht nur ihrem Namen, sondern auch ihrem Geschlecht alle Ehre. Sie war Stifterin und erste Äbtissin des um 1015 gegründeten Chorfrauenstifts Wetter bei Marburg. Der Überlieferung nach stammten sie und ihre Schwester Digmut, die ihr als Äbtissin nachfolgte, aus schottischem Königshaus.
Chorfrauen oder Kanonissen waren Frauen, die nach einer bestimmten Regel (Kanon) ein gemeinschaftliches christliches Leben führten, das zwei Hauptanliegen gewidmet war: dem gemeinsamen Stundengebet und dem Dienst an den Armen und Kranken. Zum Chorfrauenstift Wetter gehörten aber nicht nur ein Hospital und eine Herberge für weibliche Reisende, sondern auch eine Schule für Mädchen. Denn diese wurden teilweise schon in jungen Jahren im Konvent aufgenommen. Sie lernten hier die für die Liturgie benötigte lateinische Sprache sowie Psalmengesang und gregorianischen Choral. Solche Konvente zählten damals also zu den wenigen Stätten der Frauenbildung.


Bei ihrem Grab findet sich eine Steinplatte, auf der steht, dass Almudis ein Kloster errichtet, mit Einkünften ausgestattet und bis zu ihrem frühen Tod geleitet hat.
Einzelheiten über das Wirken der Äbtissin Almut sind leider nicht überliefert. Ihr großes Ansehen ist aber daraus ersichtlich, dass sie schon frühzeitig zur Ehre der Altäre erhoben wurde.
Im Zuge der Reformation wurde 1528 das Kanonissenstift Wetter aufgelöst, infolgedessen schwand allmählich die Verehrung seiner Stifterin.


Ihr Gedenktag aber hat bis heute Bestand und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf eine Frau, die ihr privilegiertes Leben ganz in den Dienst Gottes und den Dienst am Nächsten stellte und einer Gemeinschaft gleichgesinnter Frauen Schutz, Heimat und Lebensinhalt gab: Almut. Ihr Name war Programm. Haben Sie auch eins?

Dr. Almut Trenkler

08. März 2023

Hl. Fridolin von Säckingen

Gedenktag: 6. März

Als mir meine Eltern den Namen Fridolin gaben, hatte mein Vater – für die männliche Nachkommen durfte er, für die weiblichen meine Mutter entscheiden – weniger den Heiligen vor Augen als vielmehr einen Verwandten, der ihm sehr nahestand. In meiner Kindheit war der Name äußerst selten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Ein Junge mit dem Namen Fridolin hat gute Chancen auf seiner Schule der einzige mit diesem Namen zu sein“, steht auf einer Website über Vornamen. So ist es nicht verwunderlich, dass unseren heutigen Heiligen fast niemand kennt, zumal wenig Gesichertes bekannt ist.

Vermutlich in Irland geboren, war er als Missionar und Wanderprediger im angelsächsischen Raum unterwegs. Er sah seine Berufung darin, den Menschen das Evangelium zu verkünden und mit dem Aufbau von Klöstern, die er vor allem dem Heiligen Hilarius widmete, den er sehr verehrte, Orte christlichen Lebens zu begründen. In Bad Säckingen soll er laut Überlieferung sogar ein Doppelkloster gegründet haben. Frauen und Männer als Ordensangehörige widmen gemeinsam in einer Klosteranlage ihr Leben der Nachfolge Christi.  In dieser Stadt, wo er auch gestorben ist, befinden sich seine Gebeine im Fridolinsmünster. Alljährlich feiern die Einwohner ihre Heiligen in einer großen Prozession durch die Stadt.

Den Auftrag, den der Heilige Fridolin für sich damals sah, den Glauben auch in schwieriger und unsicherer Zeit zu verkünden und Orte christlichen Lebens zu schaffen, hat meines Erachtens nichts von seiner Aktualität verloren.


Fridolin Schubert
SANCTA MARIA Institut der hl. Hedwig gGmbH


01. März 2023

Hl. Roger

Gedenktag: 1. März

Die Katholischen haben immer zwei Vornamen – sagt man. In der Familie meiner Mutter waren es sogar drei. Manchmal steht ein frommer Gedanke dahinter: zwei Namenspatroninnen sind besser als eine. Nun ist mein zweiter Vorname „Roger“. Das war die Idee meines Vaters, der damit eine gewisse Ehrerbietung gegenüber dem Einsatz der Amerikaner für Berlin ausdrücken wollte. Damit bietet sich als Aussprache die englische Form [ˈrɔdʒər] an. Es ist dann nicht nur ein Name, sondern auch umgangssprachlich der Hinweis „Alles in Ordnung!“. 

Einen besonders hilfreichen Heiligen hatten meine Eltern bei der Namensgebung nicht im Blick. So steht mir nun eine ganze Reihe heiliger Rogers zur Auswahl, auf die ich mich festlegen könnte. Die meisten von ihnen kommen aus dem französischen Sprachraum und werden [roˈʒeː] ausgesprochen, etwas vornehmer als im Englischen.

Am 1. März erinnert der katholische Heiligenkalender an Roger le Fort. Nach Informationen von Wikipedia ist er „nur“ ein Seliger. Geboren wurde der adlige Knabe um 1285 in Les Ternes. Das liegt im südlichen Frankreich, jedoch noch weit weg von der Côte d’Azur. Für Rogers Erziehung und Bildung sorgt sein Onkel Pierre, der Erzbischof von Toulouse. Das bedeutete die Erfahrung der großen weiten Welt, aber auch eine gewisse Festlegung seines Werdeganges. Studium der Literatur und der Rechte – gerne. Auch den Klerikerstand nimmt er auf sich. Das aber ist ihm an Karriere genug. Gegen seinen Wille wird er 1321 mit etwa 36 Jahren Bischof von Orlean, später sogar Erzbischof von Bourges.
Es scheint eine Abwehrhaltung gegen Macht und Glamour zu sein, dass er sich auf die Sorge für die Armen und Kranken konzentriert. Gleichzeitig gibt er damit dem Amt in der Kirche die richtige Ausrichtung als ein Dienst. In den Lebensbeschreibungen bleibt dies auch als Summe seines Lebens: ein großer Wohltäter und ein Freund der Armen. Er stirbt am 23. April 1367.
Ich finde es gut, dass mich mein Namenspatron Roger an diese elementare Aufgabe von Kirche erinnert. Das ist auch hilfreich für den vielen Gesprächen in der Kirche um die Kirche.

Übrigens: Wer Rüdiger heißt, könnte heute auch Namenstag feiern.

Lutz R. Nehk

22. Februar 2023

Hl. Aloisius Versiglia und Hl. Kallistus Caravario

Gedenktag: 25. Februar

Aloisius (Luigi) Versiglia wurde am 5. Juni 1873 in Oliva Gessi (Pavia) geboren. Als Zwölfjähriger kam er zu Don Bosco ins Oratorium nach Turin. Im Jahr 1895 wurde er zum Priester geweiht. 1906 führte er die erste salesianische Missionsaussendung nach China an und verwirklichte so eine häufige Prophezeiung Don Boscos. Nach der Gründung des salesianischen Mutterhauses in Macau eröffnete Aloisius die Mission von Shiu Chow und wurde dort am 22. April 1920 der erste Bischof. Er galt als klug und unermüdlich sowie als echter Hirte, der sich ganz seiner Herde widmete. Er erwies sich mehr als Vater und weniger als Mann der Autorität. Er war ein Beispiel an Arbeit und Liebe und befahl nichts, ohne zuvor die Kräfte der Mitbrüder abgeschätzt zu haben.

Kallistus (Callisto) Caravario wurde am 18. Juni 1903 in Cuorgnè (Turin) geboren. Als er Bischof Alois Versiglia im Jahr 1921 in Turin begegnete, sagte er zu ihm: „Herr Bischof, ich werde Sie in China wiedersehen." Kallistus hielt sein Wort und reiste zwei Jahre später nach Asien ab. Dort wurde er zum Priester geweiht, war ein treuer Ordensmann und von einer eifrigen Liebe beseelt.

Am 25. Februar 1930 gingen Bischof Aloisius Versiglia und Kallistus Caravario gemeinsam mit zwei Lehrern, zwei Katechetinnen und einer Schülerin auf einem Pastoralbesuch in das Gebiet von Lin Chow, als sie in einem abgelegenen Flussabschnitt von kommunistischen Piraten überfallen wurden. Beim Versuch, die jungen Frauen zu schützen, die entkommen konnten, wurden die beiden Missionare brutal geschlagen und später aus Hass gegenüber dem christlichen Glauben erschossen.

China ist weit weg, und Piraten begegnet man höchstens zu Fasching. Doch dass Menschen von anderen bedrängt oder überfallen werden, kann man leider in unserer Zeit häufig erleben. In solchen Fällen nicht wegzuschauen, sondern sich schützend vor andere zu stellen, erfordert viel Courage. Die beiden Salesianer haben ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Im Jahr 2000 wurden die beiden Märtyrer von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

P. Wilhelm Steenken, Salesianer Don Boscos SDB

15. Februar 2023

Hl. Valentin

Gedenktag: 14. Februar

Die Liebe ist etwas Großartige und Wunderbares. Sie ist das freie „Ja“ zweier Menschen zueinander und kann sich auf vielfältige Weise zeigen: zaghaft und tastend oder stürmisch und mitreißend. Die Liebe kann nicht erzwungen werden, sie ist immer ein Geschenk. Der Valentinstag am 14. Februar ist der Tag der Verliebten, der Love Day, an dem zwei Menschen ihre Liebe besonders zum Ausdruck bringen wollen. Es werden Blumen und Geschenke ausgetauscht oder man verwöhnt sich mit einem gemeinsamen Essen. Längst hat sich unsere Wirtschaft auf diesen Tag mit speziellen Angeboten eingestellt. Das Glücksgefühl der Liebe und die Sehnsucht danach lassen sich gut vermarkten.

Der Valentinstag geht wahrscheinlich zurück auf zwei Märtyrer des 3. Jahrhunderts: den Heiligen Valentin, Bischof von Terni, und den römischen Priester Valentin. Von Letzterem wird berichtet, dass er Paare christlich getraut und ihnen in Partnerschaftskrisen geholfen hat. Durch die Zeiten hindurch entwickelte sich der Valentinstag regional sehr unterschiedlich und hat heute seinen Platz am 14. Februar gefunden. Geblieben ist die Sehnsucht vieler Paare, ihre Liebe zu feiern und dieses zerbrechliche Gut unter Gottes Schutz und Segen zu stellen.

Hermann Fränkert-Fechter

 

08. Februar 2023

Sel. Petro Werhun

Gedenktag: 7. Februar

Jedes Jahr trafen wir uns im Josefsheim in der Pappelallee in Prenzlauer Berg, um gemeinsam mit dem Bischof die Kar- und Ostertage zu feiern. Wir, das waren die Theologiestudenten aus dem Ostteil und dem Westteil unseres Bistums. Das Haus der Karmelitinnen in der Pappelallee war damals eine Brücke zwischen Ost und West. Allerdings war der Weg für uns Westberliner oft mit vielen unangenehmen Kontrollen, Durchsuchungen und Verhören verbunden. Schon damals musste ich erfahren, dass „Brückenmenschen“ gefährlich leben.

Viel später habe ich erfahren, dass schon früher in der Pappelallee ein Brückenbauer lebte, der allerdings den wenigsten bekannt ist: Petro Werhun. Er ist 1890 in der Ukraine geboren. Im Jahr 1927 wurde er in Berlin Seelsorger für die ukrainischen Katholiken und lebte im Josefsheim. Sein Anliegen war nicht nur, den Ukrainern bei uns eine Heimat zu geben, sondern auch durch Vorträge über die byzantinische Liturgie den Dialog zwischen der Ostkirche und der Westkirche zu fördern.

Den Menschen, und hier besonders den Ukrainern, eine Heimat zu geben und den Dialog zwischen Völkern und Konfessionen zu fördern – wer hätte damals gedacht, wie aktuell das Bemühen von Petro Werhun wieder werden würde.

Wer Brücken bauen und somit Menschen zueinander bringen möchte, muss zunächst für sich selbst einen Standpunkt finden. Anscheinend hat sich Petro Werhun auf die falsche Seite gestellt. Von der Gestapo wurde er überwacht. Als dann die Rote Armee 1945 Berlin besetzte, wollte er seine Gemeinde nicht im Stich lassen. Im Juni 1945 wurde er verschleppt und zu 8 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 7. Februar 1957 starb er an den Folgen der Zwangsarbeit in sibirischer Verbannung.  

Entweder stehst Du auf meiner Seite, oder Du bist mein Feind. In einer Welt, die nur schwarz oder weiß kennt, scheint das Positionieren einfacher. Petro Werhun hat sich auf die Seite der Menschen gestellt und versucht, Menschen miteinander zu verbinden. Solche Brückenbauer leben gefährlich. Aber sie bringen Farbe in die Welt – und Wärme.
Prälat Stefan Dybowski


01. Februar 2023

P. Alfred Delp

Gedenktag: 2. Februar

In Zeiten des allgemeinen Zusammenbruchs pflegt man meist nur an das eigene Überleben zu denken. Sich über den Augenblick hinaus Gedanken über die Zukunft zu machen, erfordert in jedem Fall eine besondere Seelenstärke, aber in einer totalitären Diktatur kann es ein todeswürdiges Verbrechen sein. Dies musste der Jesuitenpater Alfred Delp (1907-1945) erfahren. „Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben”, so drückte es sein Mitgefangener Helmut Graf von Moltke aus.  

Delp hatte im „Kreisauer Kreis” mitgearbeitet, der sich Gedanken über ein Deutschland nach dem Nationalsozialismus machte; und unter den Jesuiten dieses Kreises war er der führende Kopf und Ideengeber. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 rieten ihm seine Mitbrüder, sich zu verstecken. Er lehnte ab, wahrscheinlich weil er die Gefahr für sich unterschätzte, da er an diesem Attentat nicht beteiligt war und nicht damit rechnete, dass allein schon Überlegungen über eine Ordnung nach der NS-Diktatur an den Galgen brachten. Dies wurde ihm zum Verhängnis. Hinzu kam, dass er es ablehnte, sein Leben zu retten, indem er aus dem Orden austrat, und stattdessen die „letzten  Gelübde” noch in der Gefängniszelle ablegte. Durch den berüchtigten Roland Freisler, den Präsidenten des Volksgerichtshofes, zum Tode verurteilt, wurde er am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee erhängt.

Delp war sicher kein bequemer Mitbruder, am wenigsten für seine Oberen. Aber was mich an seiner letzten Haltung besonders beeindruckt, ist die von innerer Freiheit geprägte lebens- und zukunftsbejahende Einstellung, in welcher er sowohl einem Überleben wie seinem Tod einen Sinn abgewinnen konnte:

„Das Leben hat ein Thema bekommen, für das sich leben und sterben läßt... Wenn ich sterben muß, ich weiß wenigstens warum. Wer weiß das heute von den vielen... Und wenn ich leben darf, weiß ich auch, wozu ich ausschließlich da bin in Zukunft.”

 

P. Klaus Schatz SJ

25. Januar 2023

Hl. Wolfram

Gedenktag: 25. Januar

Im Heiligenkalender gibt es zwei Tage für Wolfram: am 25. Januar und am 20. März. Der Heilige Wolfram, der vor 865 Jahren starb, war der erste Abt der Prämonstratenserabtei Wadgassen im Saarland. Die Abtei war ein bedeutendes geistliches Zentrum in der Region. Nachdem sie 1792 geschlossen wurde, riss man die Gebäude überwiegend ab. Auf dem Gelände entstand erst eine Fabrik, heute öffnet dort ein Zeitungsmuseum seine Türen.

Es scheint so, als ob die Anstrengungen von Abt Wolfram, dauerhaft das Christentum an diesem Ort zu etablieren, vergeblich gewesen seien. Manchmal frage ich mich das auch: Was bleibt vom Bemühen, meinen Glauben weiterzugeben? Wir sind mit unserem christlichen Glauben in der ostdeutschen Diaspora längst die Minderheit in der Gesellschaft. Unser missionarisches Wirken wirkt häufig wie das Strampeln im Hamsterrad.

In der Kirche in Hamburg, zu deren Gemeinde ich als Jugendlicher gehörte, stand innen als umlaufender Text im Kirchenraum der Vers aus dem Hebräerbrief 13, 14: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Dieser Vers hat sich mir tief eingeprägt und erinnert mich daran, dass unsere Perspektive mehr umfasst als sichtbarer Erfolg. Gottes Handeln bewirkt mehr als wir im täglichen Leben leisten können.

Dr. Wolfram Diederichs, Teilbereich Verwaltungsleitungen, Ordinariat

18. Januar 2023

Hl. Agnes

Gedenktag: 21. Januar

Die Hl. Agnes lebte im dritten Jahrhundert nach Christus und stammte aus einer römischen Adelsfamilie. Der Legende nach hat sie sich als 12-jähriges Mädchen geweigert, den Sohn des Stadtpräfekten zu heiraten, da sie sich Jesus Christus versprochen hatte. Trotz vieler Drohungen und Demütigungen, Vergewaltigungs- und Verbrennungsversuchen ist sie standhaft geblieben; dafür wurde ihr schließlich mit dem Schwert die Kehle aufgeschlitzt, auf die gleiche Art, wie man Lämmer tötet. Daher erscheint in Brauchtum und Ikonographie die heilige Agnes oft in Verbindung mit einem Lamm (lateinisch agnus) und manchmal auch mit dem Schwert. Dennoch gibt es über ihr Leben und Sterben keine sicheren Nachrichten. Agnes gilt als Schutzpatronin für junge Mädchen, (geweihte) Jungfrauen, Verlobte und Ordensfrauen. Sie wird im Hochgebet und in der Allerheiligenlitanei als eine der ersten Märtyrerinnen gewürdigt.

Als Kind fand ich weder meinen Namen noch den Märtyrer-Gedanken, für den Glauben hingerichtet zu werden, besonders attraktiv oder nachahmenswert. Ich kannte niemanden, der Agnes hieß und beim Gegenüber weckte der Name Assoziationen mit altbackenen Großmüttern oder verstorbenen Großtanten. Ich wollte nichts Besonderes sein und schon gar nicht über meinen Namen hervorstechen.

Erst im Firmkurs beschäftigten wir uns mit unseren Namensheiligen intensiver und ich war erfreut, eine mutige, standhafte und entschlossene junge Frau als Namenspatronin zu haben, die sehr selbstbewusst und entgegen dem Mainstream für ihre religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen einstand. Seitdem bin ich versöhnter mit meinem Namen.

Vor vier Jahren erblickte an meinem Namenstag mein jüngster Sohn Jonah das Licht der Welt und so feiern wir seitdem gemeinsam seinen Geburtstag und meinen Namenstag.

Agnes-Maria Streich
Referentin Teilbereich Ausbildung und Diözesanstelle Berufungspastoral


11. Januar 2023

Hl. Tatiana

Gedenktag: 12. Januar

Die Heilige Tatiana von Rom war Tochter eines römischen Konsuls und ist als frühchristliche Märtyrerin aufgrund ihres Glaubens getötet worden. Da sie sich zum christlichen Glauben bekannte, wurde sie dem Kaiser Septimus Severus vorgeführt, der Konvertiten streng bestrafte. Der Legende nach betrat sie mit ihm gemeinsam einen Tempel. Als sie zu beten begann, zerbrachen alle Götzenbildnisse. Sie wurde daraufhin gefoltert und ins Feuer geworfen. Als ihr all das nichts anhaben konnte, ließ der Kaiser sie enthaupten.

Als Kind empfand ich Märtyrer: innen - Legenden aufgrund ihrer Brutalität in erster Linie abschreckend und auch der Wille, für eine Überzeugung in den Tod zu gehen, ist mir immer ein wenig fremd geblieben. Insofern war mir meine Namenspatronin nie eine wirkliche Identifikationsfigur.

Dennoch bewundere ich Menschen, die damals wie heute friedlich für ihre religiösen oder weltlichen Überzeugungen - trotz Androhung von teils tödlicher Gewalt – eintreten: Iraner: innen, die für ihre Menschenrechte in einem theokratischem Staat kämpfen, religiöse Minderheiten, die sich für die Ausübung ihres Glaubens einsetzen und gegen Unterdrückung kämpfen oder ein Jesuitenpater, der für die Bewahrung der Schöpfung eintritt, indem er die Klimaproteste der „Letzten Generation“ unterstützt.
Sie alle sind unentbehrliche Kämpfer: innen für eine Welt, in der Mensch und Natur in Würde miteinander existieren können.

Neben Aktivismus und Überzeugung braucht es in gleicher Weise Institutionen, die sich solidarisch zeigen und die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dafür einsetzen, Kämpfer: innen für eine lebenswertere Welt zu unterstützen. Kirche sollte eine von ihnen sein.

Tatjana Moser