Wort zum Sonntag, 3. Advent

Helfer eurer Freude (2 Kor 1,24)

Erinnern Sie sich noch an Alfred Kardinal Bengsch? Viele aus unserem Erzbistum, vor allem die älteren, erinnern sich noch gut an ihn. Und es gibt zahlreiche Geschichten und Anekdoten, die sein Andenken bei uns lebendig halten. Alfred Bengsch hatte einen großartigen Wahlspruch: er wollte Helfer unserer Freude sein.

Freut euch zu jeder Zeit, noch einmal sage ich euch: Freut euch! So beginnt die Liturgie des heutigen 3. Advent. Und mancher wird sagen: schön, das will ich gern tun. Doch ebenso werden viele dem Apostel entgegenhalten: Du hast gut reden. Wie soll ich mich freuen, wenn in meinem Leben so vieles unerfreuliche ist: Sorgen im Beruf, Unstimmigkeiten in der Familie, Krankheit?  

Auf der Suche nach kostbaren Perlen

Helfer unserer Freude - Von Philipp Neri (*21. Juli 1515 in Florenz; †26. Mai 1595 in Rom) wird eine lustige Begebenheit erzählt. Eines Tages lief er mit einer kleinen Schachtel durch die Straßen Roms, die Augen suchend auf den Boden gerichtet. „Was suchst Du, Filippo?“ sprachen ihn die Leute an. „Ich suche kostbare Perlen,“ antwortete Philipp Neri ohne das Suchen zu unterbrechen. Die Leute schüttelten den Kopf und lachten ihn aus. „Kostbare Perlen findet man am Meer, aber nicht in den dreckigen Straßen Roms.“ Doch Philipp Neri gab die Suche nicht auf. „Hast Du denn schon eine Perle gefunden?“ fragte jemand neugierig. Philipp Neri antwortete: „Ja, natürlich!“ und ließ den neugierigen Frager in seine Schachtel schauen. Dieser lachte hell auf, und weil er so lachte, wollten auch alle anderen hineinschauen. Alle lachten, denn - in der Schachtel war ein Spiegel, und jeder sah sich selbst – als kostbare Perle.

Ein toller Einfall, mit dem Philipp Neri seine Zuhörer wieder mal zum Nachdenken gebracht hat. Aber noch schöner als seine Idee ist der Inhalt seiner Predigt. Sie ist so schlicht, und doch so wundervoll: Du selbst bist eine wertvolle Perle.

Gute Gedanken für den Tag

Wer die Bibel aufschlägt, wird feststellen können, dass auch Jesus auf diese Weise den Menschen begegnet ist. Nicht nur, dass er durch seine Worte und Predigten den Menschen einen Spiegel vor Augen gehalten hat. Vielmehr hat er durch seine Aufmerksamkeit und seine liebende Zuwendung den Menschen gezeigt, wie kostbar jeder von ihnen in den Augen Gottes ist.

Kardinal Bengsch hat seine Ferien gern in Zinnowitz an der Ostsee im St. Otto-Heim verbracht. Eines Tages hat ein junger Kaplan einen Gottesdienst mit seiner Jugendgruppe gefeiert und zu seinem Erschrecken zwischen seinen Jugendlichen den Berliner Kardinal entdeckt. Was würde der wortgewaltige Kardinal wohl zu seiner Predigt sagen? Bengsch lächelte und sagte dem jungen Mitbruder in seiner unnachahmlichen Art: "Bis jetzt konnte ich aus jeder Predigt gute Gedanken für den Tag entnehmen. Und das konnte ich auch aus Ihrer."

Übrigens: an seinem Grab stehen fast immer Blumen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 3. Advent,

Ihr Stefan Dybowski

Bischofsvikar