"Liebe ist die Triebkraft, die unserem Leben Sinn gibt und unserem Tun die Richtung weist." Das war wichtig für Anna Dengel, der Gründerin der Missionsärztlichen Schwestern. Und die Liebe bleibt die Triebkraft der Schwestern und Assoziierten, in Leben und Mission, Heilung und Ganzheit in der Welt voranzubringen. Am 16. März wäre Anna Dengel 125 Jahre alt geworden.
1892 im österreichischen Tirol geboren, verlor Anna Dengel schon früh ihre Mutter. 1920 reiste sie als Ärztin ins heutige Pakistan und war erschüttert von der Not der Frauen, die sich aufgrund ihrer muslimischen Glaubensregeln nicht von männlichen Ärzten untersuchen lassen durften. Viele Mütter starben und ihre Kinder verwaisten. In dieser Not sah Anna Dengel einen Aufruf zu einer ärztlichen Mission von Frauen für Frauen, in der die Menschen gleichsam erfahren können, wie Gott an den Menschen und der Welt handelt.
1925 gründete sie den Orden der „Missionsärztlichen Schwestern“. Heute leben die Schwestern und Assoziierten Mitglieder aus vielen Kulturen in verschiedenen Ländern Afrikas, Asiens, Europas, sowie in Nord- und Südamerika. Sie haben das missionsärztliche Verständnis von Heilung und Ganzheit weiter entwickelt, entsprechend den Nöten der Zeit und des jeweiligen Umfeldes. Sie fragen immer nach dem, was Menschen und die Erde krank macht, um dann gemeinsam mit den Menschen, mit denen sie leben und arbeiten, Antwort zu geben, medizinisch, therapeutisch, sozial, pastoral.
Sie wollen sie eine heilende Präsenz Jesu Christi sein und dies mit ihrem ganzen Dasein über Professionalität hinaus vermitteln. Dazu gehört das Eintreten für eine gerechte Verteilung der Güter genauso wie die aktive Sorge um die Schöpfung und immer wieder Netzwerkarbeit bis hin zur UN und Caritas International, damit globale Mission vieler Gleichgesinnter gelingen kann. Die Option für die Armen, die Menschen „am Rande“, die Rausfaller aus Systemen, die Abgeschriebenen sind nach wie vor wegweisend bei Entscheidungen für neue Initiativen.
Anna Dengel hat die Menschen wirklich gesehen mit einem liebenden und wertschätzenden Blick. Dieser Blick eröffnete ihr den Zugang zu ihrer Not. Sie drängte darauf, dass die Nöte und Leiden der Mitmenschen ein Echo im Herzen der Schwestern finden, bevor sie die Antworten kennen. Ein Zugang, der bis heute für die Gemeinschaft wesentlich ist, auch für die Schwestern und Assoziierten in Deutschland, in Berlin, dem Ruhrgebiet und in Frankfurt. Nur so können sie eine heilende Präsenz sein in der medizinischen Arbeit mit wohnungslosen Kranken, mit Flüchtenden und europäischen Migranten, wenn sie Menschen auf ihrem Weg begleiten: Kranke und Sterbende, psychisch und existentielle Verunsicherte, Heimat- und Sinnsuchende. In der Arbeit mit Menschen mit Behinderung brauchen sie ebenso einen langen liebenden Blick wie in der Begleitung von Studierenden und Menschen in Notfällen, bevor die Lösungen aufscheinen.
Anna Dengel war stets bereit zu neuen Ufern aufzubrechen. Wesentlich dabei war ihr in Dialog und Beziehung zu treten mit Kulturen, Wissenschaft, Religionen, mit Kirche und Gesellschaft. Sie begann oft mit “Nichts” und erreichte viel mit Kreativität, Tapferkeit und Durchhaltevermögen. Ihre Offenheit und Weite, ihre Toleranz und Großherzigkeit sowie ihr Sinn für Verantwortung für Welt und Schöpfung sind auch heute noch in der weltweiten Gemeinschaft mit über 500 Schwestern und 100 Assoziierten lebendig. Ihr Geist hilft, immer neu bereit zu sein zu riskieren und Neuland unter den Pflug zu nehmen, auch in unbekanntes Territorium. Die Bereitschaft zum Dialog ist dabei zur Lebenshaltung geworden, auf andere zu hören, sich durch sie berühren und verändern zu lassen.
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