60 Jahre Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils

zum 4. Dezember 2023

Liebe Schwestern und Brüder,

Sie haben sich an diesem Ersten Advent zum Gottesdienst versammelt und haben gemeinsam die Vorbereitungszeit auf das kommende Weihnachtsfest begonnen. Besonders die Adventszeit ist geprägt von der Erwartung auf die Ankunft des Herrn, der heute schon in der der Liturgie zeichenhaft unter uns gegenwärtig ist. Daher kommt jeder liturgischen Feier eine besondere Bedeutung zu, die „kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht“ (SC 7). Diese Aussage stammt aus der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, die am 4. Dezember sechzig Jahre alt wird. Jener Text hat die Leitplanken für die liturgische Erneuerung unserer Kirche gesetzt, die eine bleibende Aufgabe auch für unsere Zeit ist. Das Schreiben ruft uns in Erinnerung, dass die Liturgie der „Höhepunkt [ist], dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ (SC 10). In diesem Zitat wird deutlich, wie wichtig und grundlegend die Feier von Gottesdiensten für unser Leben als Christinnen und Christen ist. Denn in der Liturgie spricht Gott noch heute zu uns und wir antworten ihm mit Gesang und Gebet (vgl. SC 7 und SC 33). Zugleich bekennen und feiern wir aber auch, dass der Gott, an den wir glauben, auch außerhalb der Liturgie gegenwärtig ist. Er begegnet uns in jedem Menschen; versteht dieser sich auch als noch so weltlich oder steht er vielleicht sogar allem Religiösen ablehnend gegenüber.

Der oberste Grundsatz für die im Zuge des Konzils erfolgte Liturgiereform ist die volle, bewusste und tätige Teilnahme der Gläubigen (vgl. SC 79). Denn liturgisches Handeln ist von seinem Wesen her Feier in Gemeinschaft, bei der alle aufgrund von Taufe und Firmung Träger und Trägerinnen der Liturgie sind (vgl. SC 7 und SC 14). Dieser Communio-Gedanke ist auch die Grundlage bei der Umgestaltung der Sankt Hedwigs-Kathedrale, die somit in eindrücklicher Weise die Liturgietheologie des Konzils für unsere heutige Zeit umsetzt. Wir alle versammeln uns um Christus, der in unserer Mitte ist. Wir alle hören auf sein Wort und werden in den Zeichen von Brot und Wein, Wasser und Chrisam immer stärker in die Gemeinschaft mit ihm hineingenommen. Bei der Altarweihe am 1. November wurde dies bereits erfahrbar. Ich freue mich, wenn wir bei der Wiedereröffnung im nächsten Jahr dort gemeinsam Gottesdienst feiern können.

Wir alle sind aufgerufen, durch Gebet und Gesang tätig an der Liturgie teilzunehmen. Einige von uns üben darüber hinaus einen besonderen liturgischen Dienst aus. Ich möchte von ganzem Herzen all jenen von Ihnen besonders danken, die sich teils seit vielen Jahren als Küsterin oder Ministrant, als Organist oder Kantorin, als Kommunionhelfer oder Gottesdienstbeauftragte, als Lektor oder Katechetin vor Ort engagieren. In vielen Gemeinden gibt es Menschen, die sich um die inhaltliche und organisatorische Vor- und Nachbereitung unserer Gottesdienste kümmern, sei es im Rahmen von Gemeindefesten oder Familiengottesdiensten, sei es durch das Vorbereiten von Fürbitten, das Heraussuchen von Liedern oder das Mitsingen in einem unserer zahlreichen Chöre. Nur dank Ihres Einsatzes können unsere gottesdienstlichen Feiern gelingen, bleiben lebendig und geben somit ein Zeugnis der Frohen Botschaft in unserer Zeit. Herzlichen Dank Ihnen allen für Ihren Einsatz und Ihr Mittun!

Mit den besten Segenswünsche für die anstehende Advents- und Weihnachtszeit verbleibe ich

Ihr

Heiner Koch

Erzbischof von Berlin