Anlass für das Gespräch am 28. Juli 2021, um das Erzbischof Koch gebeten hatte, und an dem Thomas Beckmann und Michael Feitel von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) in Berlin teilnahmen, war das „Nein“ aus Rom auf die Frage „Hat die Kirche die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen?“ sowie die unterschiedlichen Folgen.
Beide Seiten zeigten sich überrascht über den Zeitpunkt des Schreibens, auch wenn die römische Position inhaltlich bereits bekannt war, der zufolge eine solche Segnung, „in gewisser Weise eine Nachahmung oder einen analogen Hinweis auf den Brautsegen darstellen würde“.
Erzbischof Koch warb um Verständnis, dass er sich als Bischof um der Einheit der Kirche willen in Loyalität zum Heiligen Vater verpflichtet sehe, er sich aber gleichzeitig dafür einsetze, der Liebe und der Beziehung von Menschen den Segen Gottes zuzusprechen. Er will die Diskussion auch im Zusammenhang des Synodalen Wegs weiterführen. Die – auch als Protest aufgefassten – Segnungs-Gottesdienste habe er für problematisch gehalten, sofern mit ihnen kirchenpolitischer Druck ausgeübt werden sollte.
Michael Feitel zeigte sich positiv überrascht über den vielstimmigen Widerspruch gegen die römische Erklärung durch Bischöfe, Pfarrer und Gemeinden. Er war begeistert von der großen Beteiligung schwuler und lesbischer aber auch heterosexueller Paare am Segnung-Gottesdienst in St. Canisius, an dem er ohne seinen Partner teilgenommen hatte. Was die zunächst von Papst Benedikt XVI. befürchtete Verwechslung mit einer katholischen Eheschließung angeht, fühlte sich Thomas Beckmann an Debatten in der evangelischen Kirche in den 90er Jahren erinnert, als ein Synodale einwarf: „Det siehste doch, ob det Mann und Frau oder zwei Männer sind!“
Beckmann und Feitel begrüßten ausdrücklich die Überlegungen des Erzbischofs und des Erzbistums, eine:n Seelsorger:in als zukünftige Ansprechperson für homosexuelle Menschen und ihre Themen zu benennen. Allerdings ist über eine mögliche „Regenbogen-Pastoral“ noch keine Festlegung erfolgt, so der Erzbischof.
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) besteht auf Bundesebene seit mehr als 40 Jahren, aktuell beobachtet sie drei problematische Aspekte, was den Umgang von – insbesondere katholischer – Kirche mit Homosexuellen angeht: Neben arbeitsrechtlichen Unsicherheiten ist die Akzeptanz von schwulen und lesbischen Paaren, wenn sie gemeinsam auftreten, im gemeindlichen Kontext noch zu wenig akzeptiert; außerdem gäbe es nach wie vor Fälle, in denen Kindern von gleichgeschlechtlichen Paaren die Taufe verweigert werde.
Was den letzten Punkt angeht, betonte Erzbischof Koch, dass ihm in Berlin kein solcher Fall bekannt sei. Die Lebensführung der Eltern dürfe keine negativen Auswirkungen auf die Kinder haben. Und grundsätzlich seien gleichgeschlechtliche Paare „willkommen in unserer Kirche“, so der Erzbischof.
Zur Regionalgruppe Berlin der HuK zählen rund 40 Personen, mehrheitlich evangelisch, überwiegend männlich. An ihren regelmäßigen Gottesdiensten nahmen – vor Corona – rund 25 Personen teil. Die Arbeit leidet wie in allen Bereichen unter den aktuell eingeschränkten Möglichkeiten, sich zu treffen.