Berlin (KNA) Der Verwaltungschef des Erzbistums Berlin, Pater Manfred Kollig, hat für eine stärkere Auseinandersetzung von Religionsgemeinschaften mit ihren jeweiligen Strömungen plädiert. "Genauso wichtig wie der Dialog zwischen den Religionen ist der Dialog innerhalb der einzelnen Religionen", sagte der Generalvikar am Freitagabend beim Aschura-Fest der Schiitischen Gemeinde in Berlin. Er meine damit etwa den Austausch zwischen den einzelnen christlichen Kirchen oder zwischen Sunniten und Schiiten.
Der Dialog zwischen den Religionen könne "nicht die stabilen und verlässlichen Beziehungen innerhalb der einzelnen Religionen beziehungsweise Religions-Familien ersetzen", sagte Kollig laut Redemanuskript. In einem Vergleich erläuterte er: "Wenn es Streit innerhalb einer Familie gibt, dann kann dieser nicht überwunden und unschädlich gemacht werden, indem sich die Mitglieder der zerstrittenen Familie außerhalb der eigenen Familie Beziehungen suchen." Kollig erinnerte daran, dass im Islam vor allem die Frage, wer der rechtmäßige Nachfolger des Propheten Mohammed sein sollte, zur Spaltung führte. Am Aschura-Tag gedenken die Muslime der Schlacht von Kerbela 680, die die Spaltung von Sunniten und Schiiten vertiefte.
Der Generalvikar rief die Religionsgemeinschaften auf zu prüfen, was jeweils positiv und was negativ sei an den unterschiedlicher Konfessionen, Gruppen und Schulen innerhalb ein und derselben Religion. Die Vielfalt etwa könne dazu dienen, den verschiedenen menschlichen Bedürfnissen und Bedingungen gerecht zu werden, könne aber auch Spaltungen hervorrufen. Es sei zu überlegen, ob die jeweils Verantwortlichen konstruktiv oder destruktiv handelten.