Erzbischof Koch zum Tod von Joachim Jauer

Joachim Jauer, Herderverlag

Der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch hat den Angehörigen des ZDF-Journalisten Joachim Jauer seine Anteilnahme ausgesprochen. In seinem Brief heißt es:

„‘Die Beschreibung und Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas waren seine Lebensthemen, die er bis ins hohe Alter mit aller Leidenschaft und großem Nachdruck verfolgte‘, so ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey in seinem Nachruf.
Dem schließe ich mich an und ergänze seine kritisch-loyale Verbundenheit mit der Kirche. Gewiss, auch er haderte mit so mancher Entwicklung, und sparte nicht mit Kritik, wo ihm das unvermeidlich erschien. Noch 2021 erschien im „Christ in der Gegenwart“ sein Text mit dem Titel „Wollt ihr auch gehen?“, in dem er die Frage stellt: „Kirche und Kommunismus – ein zulässiger Vergleich?“. Am Ende des Textes bekennt der „an seiner Kirche leidende Katholik“, dass er auf die Zusage des Auferstandenen vertraut: „‘Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt‘. Und er bleibt bei seiner Kirche und weint mit ihr, wenn der Hahn zweimal kräht.“ Ein Bekenntnis, das mich sehr bewegt hat.
In seinem Buch „Urbi et Gorbi – Christen als Wegbereiter der Wende“ würdigt Joachim Jauer nicht nur die Rolle von Papst Johannes Paul II. sondern auch die der Malteser, die auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Budapest die Zuflucht suchenden DDR-Bürger betreuten.
Ein Leben lang war Ihr Mann ein Übersetzer von „Ost“ nach „West“, und „christlich“ nach „säkular“ und jeweils umgekehrt, er hat nicht nur über einen Brücken bauenden und Mauern einreißenden Papst geschrieben, er hat auch selbst Brücken gebaut und dazu beigetragen, Mauern aus Vorurteilen, aber auch echte Mauern abzutragen und einzureißen. Wir trauern um einen verlässlichen Berater, einen unbestechlichen Journalisten und einen engagiert-kritischen Christen.
Wir werden Joachim Jauer in bleibender Erinnerung behalten.
Im Glauben an die Auferstehung und im Gebet verbunden grüße ich Sie herzlich“

Joachim Jauer, gebürtiger Berliner, verstarb im Alter von 82 Jahren. Er war über seinen Ruhestand hinaus nicht nur dem Erzbistum Berlin sondern auch der Katholischen Akademie in Berlin e.V. lange verbunden. Von 2000 bis 2010 hat er jährlich in der Akademie vorgetragen und Veranstaltungen moderiert und damit seinen Beitrag zur intellektuellen katholischen Präsenz in Berlin geleistet. Für die Akademie war er einer der ersten Gesprächspartner und wichtigsten Berater zu den Themen Christentum in Berlin und Osteuropa, Geschichte nach dem Mauerfall, Johannes Paul II, Deutschland und Polen, und der Weg zur Deutschen Einheit.

Das ZDF erinnert an ihm mit dem vielleicht wichtigsten Satz seiner Karriere.