Erzbischof Koch zur Studie zur Aufarbeitung von Missbrauch (MHG-Studie)

Traurig und erschüttert durch die jetzt bekannt gewordenen Zahlen und Informationen über das große Leid, das die Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige Menschen zugefügt hat, wendet sich Erzbischof Dr. Heiner Koch über ein Publicandum an die Gläubigen im Erzbistum Berlin. Der Text ist in allen Sonntags-Gottesdiensten zu verlesen:

Liebe Schwestern und Brüder,
die jetzt bekannt gewordenen Zahlen und Informationen über das Ausmaß von „sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige“ erschüttern mich tief und bewegen mich sehr.
Wie Sie wissen, ist eine Vorstellung der Ergebnisse erst für Dienstag, den 25. September geplant. Dann werden der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von unabhängigen Wissenschaftlern in Fulda die Ergebnisse und Empfehlungen der sog. „MHG-Studie“ vorgestellt.
Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir Bischöfe an diesem Vorgehen festhalten wollen. Denn bisher sind wir noch nicht umfassend über die Ergebnisse informiert. Am selben Tag werden Kardinal Marx und Bischof Ackermann gemeinsam mit den Forschern die Studie auch der Presse vorstellen. Die Pressekonferenz am Dienstag, 13.15 Uhr, wird auch im Live-Stream auf <link http: www.katholisch.de>www.katholisch.de und <link http: www.domradio.de>www.domradio.de übertragen.
Direkt im Anschluss wird Generalvikar Pater Manfred Kollig SSCC die Ergebnisse für das Erzbistum Berlin der Presse bekannt geben, sie stehen dann auch direkt auf unserer Seite <link http: www.erzbistumberlin.de>www.erzbistumberlin.de.
Ich weiß, dass die Berichterstattung über die Ergebnisse der Studie Anlass zu Unruhe und Ärgernis gibt, was auch Sie in Ihrer Umwelt zu spüren bekommen. Ich werbe dennoch um Verständnis, dass wir als Deutsche Bischöfe bei dem lang geplanten Termin der Veröffentlichung bleiben. Wir wollen uns bei der Vollversammlung nicht nur die Ergebnisse umfassend präsentieren lassen sondern auch über weitere Konsequenzen für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle beraten. Auch wenn wir uns damit schwer tun. Wir wollen die Ergebnisse der Studie hören, denn sie werden uns helfen, uns der Verantwortung zu stellen, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen und nötige Veränderungen anzustoßen.
Gleichzeitig bitte ich Sie darum, wachsam zu bleiben. Missbrauch darf in unserer Kirche keinen Platz haben. Wenn Sie von Vorwürfen hören oder selbst betroffen sind oder waren, so wenden Sie sich an die Beauftragte für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen durch Kleriker, Ordensangehörige oder andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst, Sigrid Richter-Unger. Ihre Kontaktdaten finden Sie unter <link http: praevention.erzbistumberlin.de>praevention.erzbistumberlin.de
Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Erzbischof Dr. Heiner Koch


Für die Sonntags-Gottesdienste schlage ich ergänzend vor, die Thematik auch in der Liturgie aufzugreifen. Hier finden Sie einen Vorschlag für Schuldbekenntnis und Fürbitte:

Kyrie:
Herr, wie oft wollen wir den „Splitter“ aus dem Auge Anderer herausziehen und sehen den „Balken“ im eigenen Auge nicht. Mit der jetzt bekannt gewordenen Studie zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen wollen die Deutschen Bischöfe den „Balken“, Fehler und Versagen von kirchlichen Strukturen, in den Blick nehmen. Dazu erbitten wir Deine Hilfe. Herr, erbarme Dich …

Fürbitte:
Die Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und die Berichterstattung darüber werden auch bei den Betroffenen und Opfern alte Verletzungen aufbrechen lassen. Wir bitten für die Menschen, die von Kirche und kirchlichen Mitarbeitern zutiefst verletzt und gedemütigt wurden. Steh Du Ihnen bei und lass uns Wege finden, den Betroffenen Unterstützung und Hilfe anzubieten, unsere eigene Schuld zu bekennen und Taten zu benennen. Wir bitten Dich, erhöre uns.