Anlässlich des 110. Katholischen Welttags des Migranten und des Flüchtlings am Sonntag, 29. September, fordert der Flüchtlingsseelsorger des Erzbistums Berlin, Pater Jan Korditschke SJ, den Schutz von Familien geflüchteter Menschen.
„Geflüchtete müssen häufig jahrelang auf ein Wiedersehen mit ihren Familien warten“, so Korditschke, „sie leiden, solange sie ihre Lieben nicht in Sicherheit wissen. Nicht selten zerbrechen in dieser Wartezeit Ehen oder es versterben Familienangehörige. Das ist unerträglich. Außerdem fällt die Integration schwer, solange die Sorge um Angehörige im Herkunftsland alles bestimmt.“
Die katholische Kirche engagiert sich für die Zusammenführung der Familien von Geflüchteten. Aus kirchlicher Sicht ist die Familie nämlich ein besonders wichtiger Lebensraum, in dem dauerhafte Verantwortung füreinander übernommen wird und Vertrauen wachsen kann. Dies macht die Familie zu einem hohen Gut, das es zu schützen gilt.
Zurzeit gibt es neben gesetzlichen Hürden erhebliche praktische Schwierigkeiten bei der Familienzusammenführung. Dazu zählen lange Wartezeiten an den Auslandsvertretungen und fehlende bzw. schwer zu beschaffende Dokumente. Die Verfahren der Familienzusammenführung müssen vereinfacht und beschleunigt werden.
Mit der etwa von der CDU/CSU-Fraktion in den Bundestag eingebrachten Forderung nach weitgehender Abschaffung des Familiennachzugs zu Flüchtlingen mit subsidiärem Schutzstatus kann Pater Korditschke nichts anfangen. „Auch wir sehen die Probleme mit den Kapazitäten in kommunalen Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen“, räumt er ein, „aber diese Probleme dürfen nicht zu Lasten der Familien gehen. Die katholische Kirche ist immer bereit, gemeinsam mit den Kommunen und den Geflüchteten Lösungen zu entwickeln.“
Das Engagement der Kirche für Geflüchtete rührt daher, dass sie in den Menschen auf der Flucht etwas erkennt, was sie selbst ausmacht: Immer auf dem Weg zu sein. In den Geflüchteten begegnet die Kirche sogar Christus selbst, der ihr versichert: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. […] Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,35-40). Die Begegnung mit Christus in den Geflüchteten wirkt heilend und erlösend. „In diesem Sinne“, so Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Welttag des Migranten und des Flüchtlings, „retten uns die Armen, weil sie uns ermöglichen, dem Antlitz des Herrn zu begegnen.“ Deshalb kann das Schicksal geflüchteter Menschen und ihrer Familien der Kirche niemals gleichgültig sein.
Pater Jan Korditschke SJ ist seit Juli 2024 Flüchtlingsseelsorger für das Erzbistum Berlin. Der Jesuit arbeitet auch für den Flüchtlingsdienst seines Ordens.
Pater Jan Korditschke SJ
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