Heute wird die erste von acht Kerzen entzündet

Von acht Kerzen, Sie haben richtig gelesen. Zwar zünden Christen am ersten Advent die erste von vier Kerzen auf dem Adventskranz an, für Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt brennt heute die erste von acht Kerzen des Chanukka-Leuchters. Acht Tage lang wird das jüdische Lichterfest gefeiert, das an den Aufstand der Makkabäer gegen die Griechen im 2. Jahrhundert v. Chr. erinnert.
Chanukka beginnt immer am 25. des jüdischen Monats Kislew, das entspricht in diesem Jahr Montag, dem 29. November. Da Chanukka aber immer am Vorabend beginnt, fallen in diesem Jahr der erste Advent und der Beginn von Chanukka fast zusammen. An acht Abenden bis zum 6. Dezember treffen sich die Familien zu Hause und entzünden immer ein neues Licht am Chanukka-Leuchter, der Chanukkia – bis alle acht Kerzen brennen.

Ein Chanukka-Leuchter zählt aber neun Kerzen.
Diese neunte Kerze heißt „Schamasch“ (Diener) und wird zum Entzünden der übrigen Kerzen verwendet. Zum Ritual des Anzündens gehören auch Segenssprüche und Gebete: „Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit.“ Die Kerzen werden von rechts nach links entzündet, die neue immer zuerst.

Woher kommt die Tradition?
Nachdem die griechischen Besatzer mit immer neuen Gesetzen den Juden das Leben schwer gemacht hatten und sogar den Tempel schändeten, wurde der Tempel in Jerusalem im sogenannten Makkabäeraufstand wieder zurückerobert. Als er wieder in Besitz genommen und dazu vorher gereinigt werden sollte, wurde nur ein kleiner Rest geweihten Öls gefunden, um sich Licht zu machen. So eine kleine Menge hätte gerade für einen Tag gereicht. Doch wie durch ein Wunder, so heißt es im Talmud, brannte der Leuchter im Tempel acht Tage lang.

Das Licht schon einer Kerze bereitet uns ein wohliges Gefühl. Wenn das Licht sich aber verbreitet, siegt es über die Dunkelheit und Ängste unseres Lebens. Gerade in diesen Tagen, in denen wir Christen uns auf Weihnachten vorbereiten, sollen das Licht des Adventskranzes und die Kerzen des Chanukkaleuchters dafür stehen, dass wir uns trotz der Sorgen in Zeiten der Pandemie und der Düsternis einer immer wieder aufkeimenden Judenfeindschaft nicht den Mut nehmen lassen. Mehr noch: Gemeinsam mit unseren jüdischen Geschwistern entzünden wir Lichter der Hoffnung gegen alle Dunkelheiten unserer Zeit.

Ich selbst zünde beide Kerzen an – auf dem Adventskranz und auf dem Chanukkaleuchter und ich freue mich, dass ich dabei sein darf, wenn mitten in Berlin am Brandenburger Tor der größte Chanukka-Leuchter angezündet wird.