„Eine gute und bedarfsgerechte Pflege betrifft nicht nur die knapp 1,8 Millionen professionell Pflegenden in Deutschland, sie geht uns alle an“, so Christine Vogler, Vorsitzende des Deutschen Pflegerats in ihrer Keynote beim Hedwigs-Empfang des Erzbistums Berlin im Berliner „Haus der Zukunft“.
Vor Vertreterinnen und Vertretern aus Kirche und Caritas, Politik und Gesellschaft erneuerte sie – mit Blick auf Sondierungen und Koalitionsverhandlungen – die vier Kernforderungen des Deutschen Pflegerat an eine neue Bundesregierung: „mehr Eigenständigkeit und Verantwortung für die Pflegeprofession, eine angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und eine starke Vertretung. Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt: Die Pflege ist am Limit. Wenn wir jetzt nicht handeln, verlassen noch mehr Menschen den Beruf.“
Zum zweiten Mal hatte das Erzbistum Berlin eingeladen – im Umfeld des Namenstags der Patronin der Berliner Sankt Hedwigs-Kathedrale – sich mit einem drängenden Zukunftsthema auseinanderzusetzen. Für die Gastgeber – Diözesanrat, Caritas und Erzbistum – betonte Erzbischof Dr. Heiner Koch:
„Nur wenn es gelingt, auch künftig Menschen dafür zu begeistern und zu ermutigen für den Dienst an ihrem Nächsten, für zugewandte Pflege, die die ganze Person sieht, nur dann hat Pflege überhaupt eine Zukunft. Ich will aber gleichzeitig nicht nachlassen, mich für verbesserte finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen in diesem vielleicht wichtigsten Thema für die Zukunft unserer Gesellschaft zu engagieren.“
Die Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, warnte in ihrem Grußwort davor „Maschinen gegen Mitmenschlichkeit auszuspielen“ oder die Lösung in Pflegerobotern zu sehen. Es gehe aber schon darum, die „Pflegequalität mithilfe digitaler Anwendungen zu verbessern, Pflegerinnen und Pfleger zu entlasten, die Arbeitswirklichkeit attraktiver zu gestalten“ und verwies auf das Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege, das Zugang zu Video-Sprechstunden erleichtert und die elektronische Patientenakte und das E-Rezept umsetzt. Dennoch müsse „Pflege eine menschliche Dienstleistung bleiben".
Statement von Frau Dorothee Bär:
„Menschliche Zuwendung ist das, was eine würdevolle Pflege ausmacht. Die Digitalisierung müssen wir als Mittel so einsetzen, dass wir mehr von dem ermöglichen können, was uns Menschen verbindet und trägt: Aufmerksamkeit, Wärme, Nähe, Fürsorge. Die Digitalisierung kann viel von dem abnehmen, was die Kapazität von Pflegekräften bindet, aber nicht unmittelbar in Zeit mit den Pflegebedürftigen mündet. Ebenso kann die Digitalisierung schwere körperliche Tätigkeiten erleichtern, so dass Pflegerinnen und Pfleger länger und gesünder diesen Beruf ausüben können.“
Die Redebeiträge sind weiterhin auf Youtube zum Nachzuhören verfügbar.