Tiefe Verbundenheit und offene TürenAbschied Bischof Dröge und Einführung Bischof Stäblein

Grußwort anlässlich der Verabschiedung von Bischof Markus Dröge und der Einführung von Bischof Christian Stäblein am 16. November 2019:

Lieber Bischof Dröge, lieber Markus,

persönlich und im Namen der Christinnen und Christen des Erzbistums Berlin sage ich Dir von Herzen Dank für Deinen Dienst als Bischof der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, für Dein Bemühen um die Erfüllung unseres nicht immer einfachen Verkündigungsauftrages an die Menschen in dieser Region, und für all Deinen verlässlichen ökumenischen Einsatz. Und ich danke Dir sehr persönlich für unsere Freundschaft. Ich fühle mich gerade heute tief mit Dir verbunden.

Eines von vielen unserer gemeinsamen Erlebnisse möchte ich in dieser Stunde in Erinnerung rufen. Im Gedenkjahr an die Reformation haben wir beide in unserer Sankt-Hedwigs-Kathedrale aus der Heiligen Schrift, wie sie Martin Luther übersetzt hat, vorgelesen. Ich habe Dir mit großer Bewegung zugehört. So wie Du aus der Luther-Bibel vorgelesen hast, kann es wohl nur einer, der diese Schrift gleichsam mit der Muttermilch aufgesogen hat. Mir wurde deutlich, dass Ökumene nie nur eine Sache der Bischöfe und Theologen sein kann, sondern wesentlich auch der Tradition und der Frömmigkeit, des Gottesdienstes, der Familiengeschichte und der Heimat. Aus diesem Wort Gottes heraus  haben wir beide versucht, unsere Verantwortung in unserem Dienst und insbesondere in unserer Verkündigung auch über die Grenzen unserer Kirche hinaus gerecht zu werden und uns in ihm zu stützen und zu ermutigen. Vielleicht lässt sich unser gemeinsam getragener Dienst als Zeugen des Glaubens nicht stärker als in dem ökumenischen Zeichen ausdrücken, dass wir beide an den Karfreitagen das Kreuz durch die Straßen des Zentrums von Berlin getragen haben. Was soll stärker sein als dieses Bild?

Ich sage Dir Dank in der Zuversicht, dass wir miteinander in Verbindung bleiben. Ausdrücklich möchte ich Deine liebe Frau in diesen Dank mit einbeziehen. Ihr ökumenisch verbindender karitativer Dienst für die Ärmsten der Armen in einem unserer Krankenhäuser war und ist ein großes ökumenisches Zeichen. Also: Dank und Gottes Segen für Deinen und Euren weiteren Weg des Lebens und des Glaubens!

Die als Kuppel von St. Hedwig gestaltete Tasse, die ich Dir als Ausdruck meines Dankes überreichen darf, sei für Dich auch ein Sinnbild unseres Wunsches: So wie die Kuppel der St.-Hedwigs-Kathedrale diese schirmt und schützt, so schirme Gottes Liebe Dich und die Deinen auf Deinem weiteren Weg.

Lieber Bischof Stäblein,

von Herzen wünsche ich Ihnen für Ihren großen und so bedeutsamen Dienst Gottes reichen Segen, viel Mut, Zuversicht, Ruhe und Gelassenheit in allen Herausforderungen und in allem Engagement Ihres bischöflichen Dienstes!

Während des Kirchentages der Evangelischen Kirche in Berlin 2017 haben wir beide auf dem Gendarmenmarkt eine Dialogpredigt gehalten zu einem schwierigen biblischen Text über das Verhalten Gottes und das Leben, Leiden und Glauben Hagars, der ägyptischen Magd Sarahs. Wir haben uns öfters über diese Geschichte einer entrechteten Frau mit Gott und den Menschen an ihrer Seite und über die uns aufgetragene Predigt über sie ausgetauscht und haben uns gleichsam im Miteinander-Ringen um diesen Text unserer gemeinsamen Predigt angenähert. Aus dieser Erinnerung heraus möchte ich heute als Wunsch formulieren, dass wir im Ringen um das Wort Gottes und im Suchen seiner Wege für uns und unsere Kirche in dieser unserer Gesellschaft uns einander nie loslassen, sondern miteinander im Austausch, im Suchen, im Ringen und im Finden verbunden bleiben.

Gott sei Dank hat die Ökumene hier im Osten Deutschlands, nicht zuletzt aus den Erfahrungen des Christ-Seins in Zeiten der DDR eine stabil gewachsene, eine fruchtbare und belastungsfähige Geschichte als Fundament. Mir ist hier immer wieder deutlich geworden, dass Ökumene eben viel mehr ist, als die Übereinstimmung in sicherlich weiten Feldern unseres gemeinsamen  Glaubens. Ich erinnere besonders an die vor inzwischen 20 Jahren von Lutheraner und Katholiken unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, der inzwischen auch Methodisten, Reformierte und Anglikaner beigetreten sind. Die Ökumene bewährt sich aber gerade im Beieinanderbleiben auch in theologischen oder ethischen Differenzen und Disputen. Die derzeitigen Diskussionen innerhalb der EKBO um Verhältnis von Taufe und Abendmahl, die wir sehr aufmerksam verfolgen, sind eine solche Herausforderung, weil sie zeigen, dass wir neben den unterschiedlichen und vielleicht doch verwandten Sichtweisen des Amtes und des Kirchenverständnisses auch in ein Verstehen suchendes Gespräch über die grundlegende Bedeutung von Taufe, Abendmahls und Eucharistie eintreten müssen.

Auch in dieser Frage stellt sich die Herausforderung, gemeinsam miteinander zu lernen. Das deutsche Wort ,Jünger‘ stammt vom mittelhochdeutschen Wort ,Jungero‘ – Lehrling. Als Christen sind wir immer Lernende. Gut, dass wir miteinander auf der Schulbank des Glaubens sitzen. Diese Haltung scheint mir auch ein wichtiges Signal mit Blick auf die so bedrohte Dialogfähigkeit und Dialogbereitschaft in unserer heutigen Gesellschaft zu sein, in deren Kommunizieren und Agieren wir uns inhaltlich und stilmäßig gemeinsam eingeben müssen, um so einen fruchtbaren und sehr notwendigen Beitrag für diese unsere Gesellschaft und für alle Menschen leisten zu können.

Lieber Bruder Stäblein, von Herzen Gottes Segen und immer eine offene Tür im Herzen der Katholischen Kirche des Erzbistums Berlin!