Um die Zusammenarbeit in den Bereichen Schule, Caritas und Personal zu befördern, trafen sich leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den benachbarten Erzbistümern Stettin-Cammin und Berlin im Bischofshaus in Stettin.
Unter der Leitung von Erzbischof Andrzej Dzięga und Erzbischof Dr. Heiner Koch war bei Themen wie Rechtspopulismus, der Flüchtlingsfrage und der europäischen Integration eine große Übereinstimmung in der Bewertung der pastoralen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu erkennen. Auch ein Rückgang der Religiosität wird beiderseits der deutsch-polnischen Grenze konstatiert. Was die religiöse Bindung angeht, seien die Diözesen Łódź und Stettin in Polen „die Schlusslichter in der Statistik“, ergänzt Weihbischof em. Marian Błażej Kruszyłowicz OFMCon.
Für die polnische Seite steht für 2019 der 40. Jahrestag der ersten Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. vom 2. bis 10. Juni 1979 in sein Heimatland an. Die Verehrung für und die Erinnerung an den heiliggesprochenen Papst aus Polen ist auch in Stettin an vielen Orten sehr präsent.
Erzbischof Koch informiert über den Stand des Instituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität, der für Theologie zuständige Stettiner Weihbischof Henryk Wejman prüft die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Theologischen Abteilung der Stettiner Universität.
Der Leiter des Bereichs Personal im Erzbischöflichen Ordinariat, Msgr. Hansjörg Günther berichtet über die gute Arbeit von Priestern mit polnischer Muttersprache, nicht nur in der katholischen polnischen Mission, sondern auch in den Gemeinden entlang der Grenze zu Polen. Erzbischof Dzięga kommt allerdings möglichen Erwartungen an eine Unterstützung durch Priester aus dem Erzbistum Stettin zuvor, indem er darauf verweist, dass auch in Stettin der Priesternachwuchs zurückgehe. Er zitiert seinen Vorgänger, Erzbischof Kaminski, der Preistern, die um eine Freistellung als Missionare baten, entgegnete: „Die Mission ist hier!“
Projektreferentin Klaudia Wildner-Schipek erläutert die Arbeit der Projektstelle „Glauben ohne Grenzen“ (https://www.erzbistumberlin.de/hilfe/menschen-unterwegs/glauben-ohne-grenzen/), die beispielhaft Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Pastoral und des ehrenamtlichen Engagements erprobt. Generalvikar Pater Manfred Kollig SSCC stellt dar, dass das Erzbistum Berlin sich in Löcknitz als Träger für einen Hort bewirbt.
Caritasdirektorin Prof. Ulrike Kostka und ihr Stettiner Kollege Maciej Szmuc beschreiben eine enge Zusammenarbeit. „Nächstenliebe ist eine gute Brücke, sowohl über die Sprachgrenzen als auch hin zu Nicht-Getauften“, so Kostka, „viele Nicht-Christen fragen, warum wir als Kirche handeln“. Bei den Caritas-Konferenzen, bei der Integration von Ausländern und im Bereich von Young Caritas geschieht zwar schon manches, es sei aber noch ein Entwicklungspotential vorhanden.
Die Berliner Caritas kümmert sich auch mit ihren polnischsprachigen Beraterinnen und Beratern um junge Menschen, die in Berlin Arbeit suchen, aber scheitern und auf der Straße landen. Sie versuchen ihnen auch eine Rückkehr zu ermöglichen.
Das Treffen stand auch unter dem Eindruck der aktuellen Debatte um einen adäquaten Umgang mit den Vorwürfen von Missbrauch und Vertuschung in der katholischen Kirche. Beide Erzbischöfe sind sich einig, dass die Fehler und Verbrechen der Vergangenheit nicht verschwiegen oder vertuscht werden dürfen und weitere Maßnahmen zu Prävention und Kinderschutz nötig sind.
In dieser Form fand das Gespräch zum ersten Mal statt, auf der Ebene der Bischöfe und in der Gedenkkultur besteht bereits seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit.
Eine enge Verbindung gibt es im Gedenken an die am 13. November 1944 in Halle hingerichteten Priester des damaligen Bistums Berlin Carl Lampert, Herbert Simoleit und Friedrich Lorenz, die in Stettin gewirkt hatten. Ihr Todestag jährt sich zum 75. Mal.
Erzbischof Koch versichert in diesem Zusammenhang, dass ihrer auch künftig in der umgestalteten Kathedrale als dem zentralen Gedenkort des Erzbistums Berlin erinnert wird. Es ist ihm wichtig, das Gedenken als ein spirituelles Tun zu begreifen, das in Stettin und Berlin seinen lebendigen Ausdruck findet.
Erzbischof Dzięga weist dabei auf die Gründung der drei polnischen Bistümer Stettin-Cammin, Koszalin-Kołobrzeg (Köslin-Kolberg) und Zielona Góra-Gorzów (Grünberg-Landsberg) nach der Anerkennung der „Oder-Neiße-Linie“ im Jahr 1972 hin, die 2022 gefeiert werden soll: „Berlin ist die Mutter, Breslau die Großmutter“, denn 1930 wurde das Bistum Berlin als eine Tochter des Erzbistums Breslau gegründet und umfasste auch die heute polnischen Teile Pommerns.
Verbunden sind die Erzbistümer auch durch den Bistumspatron und Pommernmissionar, den Heiligen Otto von Bamberg. Den 900. Jahrestag seiner ersten Rechristianisierungsmission im Jahr 2024 wollen beide Bistümer gemeinsam mit dem Erzbistum Bamberg vorbreiten und feiern.
Erzbischof Koch dankte für die überwältigende Gastfreundschaft, beide Erzbischöfe wollen das Gespräch als Auftakt für die weitere Zusammenarbeit auf der Arbeitsebene verstanden wissen.