Mit Zuwendungen aus dem Masterplan für Integration und Sicherheit des Berliner Senats hat die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin ihren etablierten berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit zum Sommersemester 2017 um 30 zusätzliche Studienplätze aufgestockt. Die zusätzlichen Studienplätze dienen unter anderem der akademischen Weiterqualifikation von in der Geflüchtetenhilfe Tätigen. Einige der Neuimmatrikulierten haben selbst ihre Heimat verlassen müssen. Die Studentinnen und Studenten haben in dieser Woche ihr Studium begonnen. Bei einer Pressekonferenz zum Studierendenstart würdigt der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, die Aktivitäten der KHSB zur Abmilderung des Fachkräftemangels: „Das ist sehr wichtig für das Land Berlin.“ Herr Krach lobte auch die außerordentlich hohe Abschlussquote von nahezu 100 Prozent des berufsbegleitenden Studiums.
Pater Manfred Kollig, Generalvikar des Erzbistums Berlin, betonte, dass der Studiengang besonders wichtig sei, weil mit der Professionalisierung der Sozialen Arbeit „für Geflüchtete und vor allem mit Geflüchteten“ die Würde des Menschen eine zentrale Rolle spiele. „Die Kirche ist nur zu denken im Netzwerk“ mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren; sie müsse „nicht unbedingt die erste Geige spielen, aber im Orchester mitspielen“.
Ein Hauptakteur bei der Initiative zur Aufstockung dieser Studienplätze sind die Bürgerplattformen des Deutschen Instituts für Community Organizing (DICO) der KHSB. Herr Nirilalaina Andriamiharisoa von der Bürgerplattform Wedding-Moabit sagt, dass zwar viele Freiwillige sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren, dass sie sich aber „dringend weiterqualifiziert werden müssten“.
Christian Thomes, Leiter der Abteilung Gesundheits- und Sozialpolitik des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, hält die KHSB für die geeignetste Hochschule für diesen Studiengang. „Das Geheimnis des Arbeitsansatzes der KHSB ist, dass man von den Lernenden auch lernt.“ Dies passe besonders gut zu diesem Studiengang, denn ein wichtiger Teil der Integration sei, dass man von Mitgliedern anderer Kulturen lernt.
Bei der Pressekonferenz waren auch Neuimmatrikulierte dieses Studienganges anwesend. Ali Taouil hat sich positiv über seine ersten Eindrücke an der KHSB geäußert: „Der Mensch steht im Mittelpunkt.“ Die Vielfalt, die er im Rahmen seiner Tätigkeit in den Bürgerplattformen gefunden hat, sei an der KHSB widergespiegelt. Alexander Piskorz arbeitet unter anderem seit über 20 Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe. Er bezeichnet sich als Mensch „mit Fluchterfahrungen, jedoch ohne Migrationshintergrund“ – er versuchte ohne Erfolg, aus der DDR zu fliehen und wurde inhaftiert. Er nennt die Gelegenheit, sich jetzt in einem Studium zu professionalisieren, eine „wunderbare Chance“. Weil es in der DDR kaum professionalisierte Sozialpädagogie gegeben habe, hätte er einiges nachzuholen.
"Wir sind sehr froh darüber“, sagt Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann, Präsident der KHSB, "besonders viele ausdruckstarke Bewerbungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ganz unterschiedlichen Bereichen der Angebote für Geflüchtete erhalten zu haben. Wir konnten längst nicht allen Bewerberinnen und Bewerbern einen Studienplatz anbieten und mussten deshalb viele Menschen enttäuschen, wie wir dies regelmäßig bei unserer Studienplatzvergabe tun müssen. Wir sehen also einerseits, dass der Fachkräftemangel im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen eklatant ist und andererseits, dass viele Erwachsene ein Interesse haben, sich in diesen Berufen akademisch zu qualifizieren. Wir möchten auch in den kommenden Jahren einen weiteren Aufwuchs der Studienkapazitäten angehen."
Zimmermann dankte allen, die mit dafür gesorgt haben, dass die zusätzlichen Studienplätze vom Land Berlin finanziert und besetzt wurden. "Neben dem Senat von Berlin haben die Bürgerplattformen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg – mitgeholfen haben auch der Caritas-Verband und der DRK-Kreisverband Müggelspree. Auch das Erzbistum Berlin ist an der Finanzierung unserer Studiengänge beteiligt und Erzbischof Dr. Heiner Koch begrüßt diesen Aufwuchs ausdrücklich."