Überschattet vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Landesregierung heute zu ihrem Arbeitstreffen mit der katholischen Kirche in dieser Legislaturperiode zusammengekommen. Bei der Beratung in der Potsdamer Staatskanzlei mit den Leitungen des Erzbistums Berlin und des Bistums Görlitz würdigte Ministerpräsident Dietmar Woidke die Hilfe der Kirchengemeinden für die Kriegsflüchtlinge: „Sie organisieren Unterkünfte, helfen bei der Verpflegung und bieten den ankommenden Menschen vor allem Sicherheit. Dafür gebührt der katholischen Kirche mit ihren vielen Ehrenamtlichen großer Dank und Anerkennung.“
Zu den Schwerpunkten der turnusmäßigen Beratung gehörten unter anderem das Eintreten für den Zusammenhalt in der Gesellschaft vor allem im ländlichen Raum, soziale Fragen, der gemeinsame Kampf gegen Rechtsextremismus und die weitere Zusammenarbeit zwischen Land und katholischer Kirche.
Woidke: „Für viele Menschen ist der Glaube und sind die Kirchen der verschiedenen Konfessionen wichtige Anker in herausragend schwierigen Zeiten. Zwischen Landesregierung und katholischer Kirche besteht große Einigkeit im Bekenntnis zu Frieden, Demokratie und Vielfalt. Gemeinsam wollen wir den ländlichen Raum stärken sowie Integration und Bildung voranbringen Wir wollen unsere Zusammenarbeit im Interesse der Menschen im Land weiter verbessern, dazu gehören auch der Pflegebereich und konfessionelle Schulangebote unter Leitung der katholischen Kirche.“
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie würdigte Woidke besonders die Leistungen der kirchlichen Hilfs- und Unterstützungsangebote. Sie trügen dazu bei, das Land zusammenzuhalten. „Die katholische Kirche hat daran einen großen Anteil – mit ihren Einrichtungen in der Krankenpflege, in der Hilfe für ältere Menschen, in der Suchthilfe und mit vielen Angeboten für Familien, Kinder und Jugendliche.“
Bei dem Treffen wurde deutlich, dass das Land und die katholische Kirche in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gemeinsam Verantwortung übernehmen und gut zusammen arbeiten. Diese enge Verbundenheit zog sich durch alle Punkte der Tagesordnung und unterstrich das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Landesregierung und katholischer Kirche.
Die für Religionsfragen zuständige Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle: „Auch wenn weniger als vier Prozent der Menschen in Brandenburg der Katholischen Kirche angehören: ihr Einfluss ist spürbar und wichtig. Wir brauchen den Einsatz der Katholischen Kirche in sozialen und caritativen Fragen – das zeigt sich gerade angesichts der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten humanitären Krise besonders eindrücklich. Wir sind auch dankbar für die Neugründung des Klosters in Neuzelle – die Wiederansiedlung der Mönche knüpft nicht nur an eine jahrhundertealte Stiftstradition an, sie bereichert Neuzelle zudem touristisch wie spirituell und spendet Hoffnung. Und wir benötigen die theologische Expertise der Kirche an den Hochschulen – sie kann Brücken schlagen zwischen Religionen, zwischen scheinbar unvereinbaren Positionen, zwischen Menschen und über Grenzen hinweg. Davon brauchen wir gerade jetzt mehr, nicht weniger.“
Der Erzbischof des Erzbistums Berlin, Heiner Koch, betonte: „Die Pandemie und der Überfall auf die Ukraine haben uns aufgezeigt, dass wir uns, mehr denn je, gemeinschaftlich für das Gemeinwohl einsetzen müssen. Bestehende gesellschaftliche und soziale Sorgen und Probleme haben rapide zugenommen. Leidtragende waren insbesondere einkommensschwache Familien, Alte, Geflüchtete und Obdachlose – ihr Schutz muss auch in der Zukunft unsere oberste Priorität bleiben.“
Erzbischof Koch erneuerte die Einladung an die Landesregierung, in diesem Jahr das 300-jährige Bestehen einer katholischen Gemeinde in Potsdam und damit die Rückkehr des katholischen Glaubens in die Region zu begehen.
Der Bischof des Bistums Görlitz, Wolfgang Ipolt, hob hervor: „Als Kirche in der Diaspora haben wir Katholikinnen und Katholiken ein gutes Gefühl für die Herausforderung, das Gemeinschaftsleben einer Gemeinde aufrechtzuerhalten und zu fördern. Denn Diaspora bedeutet auch Zusammenhalt, Tradition und Kreativität. Ich sehe die Tradition unserer sorbischen und polnischen Gemeinden, die über Landesgrenzen hinweg zusammen Gottesdienste feiern und Gegenden beleben. Wir müssen den Raum, der uns gegeben wurde, mit Glauben und Leben füllen. Dafür brauchen wir einander und müssen uns auch gegenseitig zeigen, dass der Einsatz für die Gesellschaft niemals vergebens sein wird.“
Das Katholische Büro, die Vertretung der katholischen Kirche gegenüber dem Land Brandenburg, firmiert ab sofort auch unter einer Brandenburger Adresse. Es ist untergebracht im Caritas Beratungszentrum, Zimmerstraße 7, 14471 Potsdam. Dort haben bereits erste Hintergrundgespräche stattgefunden.
Die Katholische Kirche, vertreten im Land Brandenburg durch das Erzbistum Berlin, das Bistum Görlitz und das Bistum Magdeburg, vereinigt insgesamt aktuell rund 90.000 Gläubige in Brandenburg.
Die Treffen zwischen der Landesregierung und den Leitungen des Erzbistums Berlin und des Bistums Görlitz erfolgen auf der Grundlage von Art. 22 Abs. 1 des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Land Brandenburg vom 12. November 2003.
Der Turnus der Treffen variiert. Land und Kirche sind abwechselnd Gastgeber. Das letzte Treffen fand 2018 auf Einladung der Kirche in Neuzelle statt. In diesem Jahr war die Landesregierung Gastgeber.