Das Festival of Lights verändert unseren Blick auf unsere Stadt und ihre Gebäude. Bekannt ist es für seine spektakulären Animationen; manchmal hat man den Eindruck, die Fassaden würden anfangen zu tanzen. Auch unsere Sankt Hedwigs-Kathedrale ist Teil dieser Inszenierung. Besonders beeindrucken mich in diesem Jahr allerdings großflächige Portraits von obdachlosen Menschen. Die Künstlerin Debora Ruppert hat sie sehr würdevoll und respektvoll fotografiert, unsere Caritas hat ihnen gemeinsam mit dem Festival of Lights die große Leinwand auf Fassaden und Gebäude geboten.
Die Aktion macht Obdachlose unübersehbar; die, die möglichst nicht auffallen wollen, die, die sich schämen, sich genieren und deshalb alles tun, um sich in der Stadt am besten unsichtbar zu machen. Sie wollen möglichst unbeachtet ihr Überleben sichern.
Rechtzeitig zum Beginn der kalten Jahreszeit geben die Portraits von einigen wenigen Obdachlosen die Perspektive für alle Bedürftigen vor: schauen Sie hin, wenn Ihnen Menschen in Not auffallen, machen Sie ihnen ein Angebot der Unterstützung oder holen sie die professionelle Kältehilfe!
Der Blick auf die Armen und die Benachteiligten bringt mich zurück zu unserer Sankt Hedwigs-Kathedrale. Vor 850 Jahren geboren, feiern wir am 16. Oktober den runden Geburtstag der heiligen Hedwig. Denn auch die schlesische Herzogin hat unseren Blick verändert: nicht um Macht und Einfluss ging es ihr sondern um das Wohl ihrer Untertanen, das der Ärmsten und Bedürftigsten zu allererst. Für sie hat sie ihren Einfluss und ihr Vermögen eingesetzt. Es war für sie eine Herzens- und eine Glaubensangelegenheit: sie hat die Not in ihrer Zeit gesehen und hat entsprechend gehandelt. Auch sie hatte keine Patentrezepte, aber ihr war klar: wir dürfen nicht nachlassen, gegen soziale Ungerechtigkeit und Benachteiligung aufzustehen.