Grußwort zur Heiligen Messe

im Olympiastadion Berlin am 22. September 2011

Lieber Heiliger Vater,
liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst,
verehrte Vertreter aus Politik und Gesellschaft und des öffentlichen Lebens,
verehrte Schwestern und Brüder aus der Ökumene,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben.

Mit großer Freude und mit innerer Anteilnahme, heiße ich Sie, Heiliger Vater, herzlichen
willkommen in unserem Erzbistum Berlin und hier bei uns im Olympiastadion. Wir haben
Ihren Besuch lange ersehnt und erhofft. Danke, dass Sie gekommen sind, danke, dass Sie da sind und jetzt mit uns die Heilige Eucharistie feiern.

Ich heiße alle ganz herzlich  willkommen, die von nah und fern gekommen sind, um an diesem Abend gemeinsam mit dem Nachfolger des Apostels Petrus die Heilige Messe zu feiern und unseren Glauben an Christus zu bekennen. Ich heiße alle willkommen, die mit uns in dieser Stunde verbunden sind, über das Fernsehen, über das Internet und das Radio.
Mit Ihrem Besuch hier bei uns in Berlin, Heiliger Vater, erweisen Sie unserem Land, der
Kirche in Deutschland, und vor allem auch unserem Erzbistum Berlin, das von der Ostsee bis zum Fläming reicht, eine große Ehre. Ein deutscher Papst in der deutschen Hauptstadt: das ist ein Jahrhundert-, nein ein Jahrtausendereignis, auf das nicht nur die Kirche von Berlin schon lange gewartet hat. In großer Dankbarkeit denken wir heute aber auch zurück an den Besuch Ihres seligen Vorgängers Papst Johannes Paul II., der uns stets in lebendiger Erinnerung bleiben wird.

Heiliger Vater, Sie kommen heute in eine Stadt, in der nur etwa jeder Dritte einer christlichen Kirche angehört. Sie kommen in eine Stadt, die auch geprägt ist von Gottvergessenheit und von Atheismus. Sie kommen aber auch in eine Stadt, in der viele Menschen nach Gott suchen und nach Gott fragen. In Berlin gibt es eine starke und große jüdische und auch muslimische Gemeinde, mit denen wir als Kirche im Dialog stehen.

Im Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg haben sich 30 Mitgliedskirchen zusammengeschlossen, die gemeinsam versuchen, den christlichen Glauben zu leben und zu bezeugen. In diesem Sinne ist Ökumene für uns kein Höflichkeitsprotokoll. Sie bleibt vielmehr lebens- ja überlebenswichtig für unsere christliche Existenz und für unser authentisches Zeugnis als Christen.

Unsere Stadt ist also keine gottlose Stadt. Sie ist vielmehr sogar eine Stadt der Märtyrer. In keiner deutschen Stadt sind im 20. Jahrhundert mehr Christen als Zeugen für Christus und seine Botschaft gestorben als hier in Berlin. Und als kleine Herde mit einer großen Verheißung haben die Katholiken in der Diaspora Berlins, Brandenburgs und Vorpommerns ihren Glauben an Christus durch alle schweren Zeiten hindurch stets treu bewahrt, und wir
werden ihn weiter leben, und wir werden ihn weiter bezeugen und wir werden ihn auch weiter in unsere Gesellschaft hineintragen. Gerade die Verbundenheit mit dem Bischof von Rom als Oberhaupt der Katholischen Weltkirche war und ist uns dabei immer eine tragende Stütze und Hilfe.

Wie wir als Christen nur leben können in der engen Verbundenheit mit Christus, dem wahren Weinstock, so können wir als Katholische Kirche von Berlin nur leben in der Verbundenheit mit dem Nachfolger des heiligen Apostels Petrus und mit der weltweiten Kirche, die er im Namen und im Auftrag Jesu leitet. Und wenn in Berlin mittlerweile fast jeder fünfte Katholik nicht-deutscher Herkunft ist, dann zeigt auch dies unsere weltkirchliche Verbundenheit und unsere lebendige Katholizität.

Heiliger Vater, wir möchten Ihnen als Zeichen dieser unserer Verbundenheit, ein Geschenk überreichen, das Plötzenseer Dyptichon, dessen Rahmen aus einem original Treppenhausfenster von Haus 1 im Gefängnis Plötzensee besteht. Es erinnert im Sinn des vom seligen Papst Johannes Paul II. formulierten „Ökumenismus der Heiligen und Märtyrer“ (Tertio Millennio Adveniente 37) an die Blutzeugen, die wegen ihrer christlichen Überzeugung und ihres Einsatzes für den Nächsten vom NS-Terrorregime verurteilt wurden. Die Seligen Jakob Gapp und Nikolaus Groß werden hier neben katholischen Priestern und Laien, evangelischen und orthodoxen Christen gewürdigt.

Und wir möchten Ihnen noch eine kleine zweite bescheidene Gabe überreichen, von der
Jugend Berlins. Wir haben hier vor einigen Wochen unseren diözesanen Ministrantentag
begangen und der stand unter dem Thema „Christus – Baumeister der Kirche“. Jugendliche haben im Verlauf dieses Tages auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht, dass sie bereit sind, sich von Gott in Dienst nehmen zu lassen. Sie wollen mitbauen am Reich Gottes, sie wollen mitbauen an seiner Kirche, und sie wollen das gemeinsam mit Ihnen tun. Als Zeichen dieser Bereitschaft darf ich Ihnen im Namen dieser Jugendlichen einen Helm überreichen, so wie ihn Bauleute tragen. Die Ministranten und die Jugend Berlins steht an Ihrer Seite.

Heiliger Vater, Sie sind gekommen als guter Hirte, als Zeuge der Liebe Gottes, aber auch als Botschafter der Wahrheit, die Jesus Christus selber ist. Was Jesus einst zu Petrus gesagt hat, das erbitten wir jetzt auch in dieser Stunde von Ihnen: „Denn du aber stärke deine Brüder“ (und Schwestern); denn nur wo Gott ist, da ist Zukunft – und eine andere haben wir nicht.