300 Jahre katholisches Leben in Potsdam

Heute feiern wir Geburtstag! Genauer gesagt das Erzbistum Berlin – also die katholische Kirche in Berlin, Brandenburg und Vorpommern. Denn heute vor 92 Jahren, am 13. August 1930, wurde das Bistum Berlin errichtet. Es war der vorläufige Höhepunkt einer – aus katholischer Sicht erfreulichen – Entwicklung in der Region, nachdem das katholische Leben mit der Reformation quasi zum Erliegen gekommen war.

Für katholische Christen in Brandenburg hingegen ist bereits das Jahr 1722 von besonderer Bedeutung. Denn genau 300 Jahre ist es her, seit erstmals nach der Reformation wieder katholisches Leben in der heutigen Landeshauptstadt Potsdam möglich wurde.

Zurück geht das auf König Friedrich Wilhelm I. und sein Faible für Waffen und „lange Kerls“. Aus dem belgischen Lüttich hatte er Waffenhandwerker für die neue Gewehrfabrik mit den Standorten in Potsdam und Spandau angeworben. Damals nannte man sie Büchsenmacher. Die meist katholischen Facharbeiter wollten aber nur dann in das protestantische Preußen übersiedeln, wenn ihnen freie Religionsausübung garantiert würde, einschließlich eines Seelsorgers. Durch königliches Dekret wurde ihnen am 2. September 1722 all dies zugesichert. Übrigens: Die Forderung, eigenes Bier brauen zu dürfen, hatte der König damals abgelehnt.

Zunächst ist es eine kleine katholische Enklave in Potsdam. Die Büchsenmacher feiern Gottesdienst in einer Kirche auf dem Gelände der Gewehrfabrik. Quasi unsichtbar ohne Glocken und ohne Turm. Aber die katholische Gemeinde wächst beständig, vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Folge der stürmischen Industrialisierung in Berlin und Umgebung. Im Jahr 1870 bekommen die Potsdamer Katholiken schließlich ein neues, repräsentatives Gotteshaus, die Peter und Paul-Kirche am Bassin.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!