Gegen die Einsamkeit

In England gibt es seit einigen Jahren ein Ministerium für Einsamkeit. Es hat die Aufgabe, der zunehmenden sozialen Isolation von wachsenden Teilen der Bevölkerung entgegenzuwirken. Auch hierzulande ist das Thema auf der politischen, gesellschaftlichen und  persönlichen  Tagesordnung. Die Ursachen für die Einsamkeit so vieler Menschen sind vielfältig. Die wachsende Zahl von Single-Haushalten ist ein Indiz. Nicht nur in den Städten sind viele auf sich allein gestellt. Auch auf dem Land wächst die Einsamkeit.


Ungewollt allein zu sein ist eine der stärksten Belastungen der Seele. Therapeuten wissen ein Lied davon zu singen. Dabei ist Einsamkeit nicht nur eine Not älterer Menschen. Es betrifft zunehmend auch jüngere, häufig in Zusammenhang mit einer depressiven Erkrankung.


In den Tagen vor Weihnachten wird die seelische Belastung von Alleinlebenden wohl eher noch größer. Wenn alle um uns herum über das weihnachtliche Zusammensein in der Familie sprechen, wird es umso schwerer empfunden, allein zu sein. Und als wäre das nicht schwer genug, kommt jetzt zu alldem noch die  Corona-Krise mit den nicht enden wollenden, aber lebenswichtigen Appellen zu Abstand und Kontaktvermeidung. 

Dabei gebe ich zu bedenken: Alleinsein ist nicht in jedem Fall schädlich. Musiker, Wissenschaftler, Erfinder und überhaupt viele  kreativen Leute schätzen Zeiten, in denen sie ganz bei sich selbst sein können, ohne dass jemand sie  stört. Aus manchen Quellen können wir nur schöpfen, wenn wir allein sind. 

Aber: Alleinsein ist eben etwas anderes als Einsamkeit. Denn die Einsamkeitserfahrung geht oft einher mit dem  Gefühl, überflüssig zu sein. 

Was können wir dagegen tun? Wenn die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten übers Internet einen Sinn haben, dann den, dass wir miteinander in Kontakt bleiben. Und wer die Sozialen Medien nicht so schätzt, könnte auch ganz klassisch zu Feder und Papier greifen und an Verwandte und Freunde einige gute Wünsche oder Grüße für gesegnete Weihnachtstage richten. Und schließlich gibt es das Corona-Sorgentelefon und die Telefonseelsorge, die auch an den Feiertagen besetzt sind mit wohlmeinenden Menschen, die es als ihre Pflicht ansehen, anderen in seelischer Not beizustehen, und wenn es nur ein Zuhören ist. 


Allen die krank sind oder sich verlassen fühlen, gelten meine besonderen Segenswünsche zum vierten Adventssonntag. 

Und seien Sie gewiss, Gott lässt Sie nicht allein! Deshalb durchbricht letztlich, zu ihm zu beten, unsere Einsamkeit.