Kein Weihnachten in Moria

Stellen Sie heute Abend noch Ihre frisch geputzten Schuhe vor die Tür? Oder wenigstens die Ihrer Kinder? Ursprünglich wurden statt der Nikolausstiefel kleine Papierschiffchen vor die Tür gestellt, gleichfalls in der Hoffnung, dass sie am Nikolaustag gefüllt wieder mit in die gute Stube genommen werden können.

Die Schiffchen erinnern daran, dass der Heilige Nikolaus als Beschützer der Seeleute verehrt wird. Eine der vielen Legenden berichtet davon, dass er Seeleute im Meeressturm rettete.

Als Beschützer in Seenot hat der Heilige Nikolaus eine erschreckende Aktualität. Denn nach wie vor suchen ungezählte Menschen ihr Heil in der Flucht über das Mittelmeer; allzu oft endet ihre Flucht tödlich; die, die es schaffen halten wir am Rande der Europäischen Union möglichst außerhalb unseres Sichtfeldes fest. Dabei haben sich die Zustände in Flüchtlingslagern wie Moria seit dem verheerenden Brand erneut zugespitzt.

Aus diesem Grund unterstütze ich die Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“, die die Evakuierung der Flüchtlinge aus den Lagern fordert. Etliche Kommunen und einzelne Bundesländer – darunter auch Berlin – haben sich schon lange zur Aufnahme bereit erklärt. 

Bischof Nikolaus – selbst in der ehemaligen Türkei geboren und in Griechenland gestorben – weiß ich auf meiner Seite. Vermutlich hätte er auch gesagt, man müsse an den Fluchtursachen arbeiten, damit sich niemand auf die gefährliche Überfahrt macht, und er hat Recht. Aber wenn die Menschen bei uns angekommen sind, sind wir verpflichtet, ihnen auch zu helfen und sie nicht in ihrer Not allein zu lassen.

Wenn ich heute Abend meine Schuhe vor die Tür stelle, dann auch in der Hoffnung, dass es zu einem Umdenken kommt und dass die Flüchtlinge kein Weihnachten in Moria feiern müssen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten zweiten Adventssonntag