Kulturgut Lesen

In diesen Tagen findet in Frankfurt wieder die Buchmesse statt. Sicherlich sind alle Beteiligten froh, sich überhaupt wieder treffen zu können, Lesungen live zu verfolgen, geschätzte Autorinnen und Autoren zu treffen oder schlicht in neuerschienenen Bücher zu blättern – denn von dieser Unmittelbarkeit lebt die Freude an der Literatur von jeher.

Doch der Buchhandel, der sich durchaus auch der Vermittlung von Kultur durch Lesungen und Diskussionen verschrieben hat, steht vor großen Herausforderungen. Wie in vielen Branchen wird gespart: Versandhändler mit riesigen Logistikzentren vor den Toren der Stadt werden attraktiver, weil mit ihnen die Kosten für teure Läden in der Innenstadt, fachkundiges Personal und Service vor Ort eingespart werden können. Die zunehmende Beliebtheit des praktischen aber etwas seelenlosen E-Books, das ohne Buchhändler auskommt, setzt den klassischen Buchhandel weiter unter Druck.

Auch durch die zunehmende Nutzung der sogenannten Sozialen Medien wird das Lesen von Büchern immer mehr zum Randphänomen: Algorithmen sorgen - ohne dass uns das bewusst wird - für Nachschub an Nachrichten und Gedanken, die uns in unserer Meinungsblase bestärken. Abweichende Meinungen und neue, anregende Gedanken würden da nur stören. Uns wird nicht die ganze Bandbreite von Vorstellungen und Auffassungen präsentiert, wie wir meinen, sondern ein speziell für uns erstellter, eingeengter Blick auf die Welt.

Anders beim Buch: Es enthält – egal ob auf Papier gedruckt oder digital – die Gedanken anderer Menschen, manchmal fremd und unerwartet, aber immer voller Inspiration. Bücher weiten unseren Blick, gerade indem sie ihn zunächst verwirren. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um einen Krimi zur Entspannung, anspruchsvolle Lyrik oder einen kompliziert gewobenen Roman handelt.

Ein Buch suche ich mir bewusst aus. Ich wähle es, um mich mit Meinungen auseinanderzusetzen, die ich bislang nicht teile. Ich kann mich von einem Buch herausfordern, mich auch ärgern oder innerlich provozieren lassen. Wenn seine Gedanken mich packen, werde ich vielleicht meine Meinung ändern. Ich kann vorankommen, meinen Horizont erweitern, gerade weil ich nicht nur das vorgesetzt bekomme, was ich sowieso schon denke.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns wieder mal zu einem Buch greifen. Ich empfehle Ihnen dabei auch die Bibel: Sie werden positiv überrascht sein!

Ihnen allen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.