„Seht, da ist der Mensch!“

Unter diesem Leitwort sind an diesem Wochenende zehntausende Gäste zum 100. Katholikentag nach Leipzig gekommen. Sie erörtern aktuelle gesellschaftliche Fragen, sie feiern Gottesdienste und tauchen die ganze Stadt in eine freundliche und entspannte Festivalatmosphäre. Mancher hat im Vorfeld gefragt: Wieso kommen die Katholiken gerade nach Leipzig, in eine ostdeutsche Stadt, in der nur eine Minderheit christlich ist? 

Doch gerade da müssen die Christen Flagge zeigen. Nicht aufdringlich, sondern einladend mit der uns anvertrauten Botschaft Jesu Christi; auch als Partner im gesellschaftlichen Gespräch und bei der Suche nach überzeugenden Wegen aus vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Ich freue mich, dass es gelungen ist, mit diesem Katholikentag nicht zuletzt jene anzusprechen, die in Leipzig leben und sich vielleicht keiner Konfession oder Religion zugehörig fühlen. Auch das Gespräch mit Unzufriedenen vom rechten und linken Rand des gesellschaftlichen Meinungsspektrums wird in Leipzig gesucht.

Von aggressiven Verhaltensweisen können wir uns nur distanzieren. Zugleich aber möchten wir gerade mit diesen Menschen auch ins Gespräch kommen, denn hinter ihrer Meinung steht oftmals eine Geschichte und eine Sorge, die der Grund ist, für diese ihre Aggressivität. Wenn wir nicht auch das wahrnehmen, was diese Menschen bewegt, dann werden wir auch nicht unseren Beitrag leisten können zu einer friedvollen Gesellschaft.

Der Weg der Kirche ist der Mensch, in ihm kommt Gott auf uns zu. Denn für uns Christen fallen ja der Gottesglaube und die Menschenliebe zusammen. Ich kann nicht am Menschen vorbei zu Gott kommen. Es gibt einen Tag eins nach dem Katholikentag und dann hoffe ich, dass die katholische Kirche in Leipzig beschwingt von diesem Katholikentag auf eine offene Leipziger Gesellschaft hin mit neuer Kraft und Kreativität ihren Weg gehen wird.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.