Weihnachtssingen im Stadion

Die Lieder der Advents- und Weihnachtszeit sind etwas Besonderes, weil sie von einer fröhlichen Erwartung singen. Viele der Liedtexte stammen aus alter Zeit, aus den Tagen der biblischen Propheten. „Tochter Zion, freue dich“,  ruft beispielweise der alttestamentliche Prophet Sacharja. Im fünften vorchristlichen Jahrhundert beschreibt er die Ankunft des göttlichen Messias. Ähnlich im  24.Psalm der Bibel; dort hören wir: „Ihr Tore, erhebt euch, damit der König der Herrlichkeit Einzug halten kann“. Das ist die Vorlage für unser heutiges Adventslied: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

Wenn übermorgen wieder Zehntausende zum Weihnachtssingen ins Stadion des 1.FC Union an der Alten Försterei kommen, dann wird diese vorweihnachtliche Fröhlichkeit und Erwartung erneut spürbar. Weihnachten ist ein Ereignis, das alle schon kennen und das dennoch jedes Jahr wieder aufs Neue fasziniert und uns warm ums Herz werden lässt. Die unterschiedlichsten Menschen kommen im Geist weihnachtlicher Vorfreude zusammen und singen gemeinsam  im Lichte von tausenden von Kerzen von einer stillen und heiligen Nacht.

Das Weihnachtssingen im Fußballstadion ist keine Kirchenveranstaltung, obwohl ein Pfarrer aus dem Evangelium vorliest. Es ist auch kein Gottesdienst, obwohl man angesichts der vielen tausend Kerzen und frommen Lieder durchaus von Kult sprechen könnte. Aber das gemeinsame Singen aus knapp 30 000 Stimmen hat alle Zutaten, die man sonst von Kirchentagen kennt: ein Gemeinschaftserlebnis, eine große Idee und der  starke  Wunsch: dass die Weihnachtszeit eine gnadenbringende Zeit sein möge. Das alte Wort Gnade bedeutet „etwas bekommen“, etwas geschenkt bekommen von Gott, der sich uns zuneigt, ohne daß wir dafür eine ausreichende Gegenleistung    erbringen könnten. Und es bedeutet auch: anderen etwas geben, ohne ihnen eine Rechnung zu stellen. Mir wird Tag für Tag so viel von Gott geschenkt, dass ich von Herzen weiterschenke. Solches Schenken macht glücklich.

Die Wahrheit der christlichen Weihnacht ist schlicht: als Gott als Kind in einer Krippe Mensch wurde, hat er sich uns ganz und gar geschenkt. Nie mehr läßt er uns allein, nicht im Leben und nicht im Sterben. Das ist unsere Hoffnung, darauf vertrauen wir, das gibt uns Mut und  Kraft zu einem für die Menschen engagierten Leben. „Freu dich, Erd und Sternenzelt“,  singen die Engel an der Krippe, „denn Gottes Sohn kam in die Welt!“

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Vierten Advents-Sonntag.