Wohnen muss bezahlbar bleiben

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Wenn es Nacht wird, gehen um mich herum immer weniger Lichter an. Das hörte ich neulich von jemandem, der am Spittelmarkt in Berlin lebt. Viele Wohnungen stehen leer, weil sie als Kapitalanlage dienen oder als Zweitwohnung nur wenige Wochen genutzt werden. Spekulanten und Investoren haben das sogenannte Betongold schon lange entdeckt. Dabei fehlen allein in den deutschen Großstädten heute weit mehr als eine Million Wohnungen. Seit Jahren können sich viele die Miete in den Innenstädten nicht mehr leisten – auch in Berlin.

Am stärksten betroffen sind Alleinstehende mit niedrigem Einkommen. Viele Menschen in Berufen, in denen weniger verdient wird, müssen einen Großteil ihres Lohnes fürs Wohnen aufwenden. Da bleibt kaum etwas für einen Kinobesuch oder gar die Altersvorsorge. Die Mietpreise in Deutschland sind zu einer sozialen Frage geworden. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb nach unten. In einer Umfrage der Caritas sehen vier von fünf befragten Deutschen in hohen Wohnkosten ein erhebliches Armutsrisiko. Wohnungen müssen gebaut und erhalten werden, das kostet Geld – aber unter den heutigen Umständen brauchen wir sozial verträgliche Spielregeln für alle Investoren.

Um bezahlbares Wohnen sicherzustellen, muss die Politik Maßnahmen zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus ergreifen. Wir brauchen eine Förderung von Wohnungsgenossenschaften und die Bereitstellung preiswerter Wohnungen für benachteiligte Personen. Hohe Wohnkosten führen zu einer räumlichen Trennung von Arm und Reich. Sie verhindern eine gesunde Mischung verschiedener Bevölkerungsgruppen und gefährden unseren sozialen Frieden. Sicher müssen auch wir als Kirche mehr dafür tun, um Wohnraum zu schaffen. Die Not der Menschen, die eine Wohnung suchen, ist dabei unser Motiv, uns politisch und karitativ auch in dieser Frage zu engagieren. Uns verpflichten aber auch die Worte Jesu, mit denen er die himmlische Zukunft der Menschen im Bild der Wohnung zur Sprache bringt: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe hin, um euch einen Platz zu bereiten.“ (Johannes 14,2).

Jeder Mensch braucht ein Zuhause – jeder Mensch braucht eine bezahlbare Wohnung. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein, dass diese Grundbedürfnisse des Zusammenlebens erfüllt werden können. 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.