Zum Abschluss der Olympiade

Wenn die Sportlerinnen und Sportler morgen zur Abschlussfeier der Olympiade ins Stadion einziehen, dann kommen sie nicht – wie zu Beginn – in nationalen Gruppen, mit einheitlichen Uniformen und unter der Nationalflagge. Sie treten nun bunt gemischt auf und symbolisieren so ihre Verbundenheit nach dem Ende der Wettkämpfe.  

Dies ist ein sehr schönes Zeichen der Gemeinschaft. Denn während der Kämpfe gab es eigentlich nur Sieger und Verlierer. Jetzt sind alle wieder als Teilnehmer zusammen. Die Devise „Siegen um jeden Preis“ tritt zurück; „Dabei sein ist alles“ wird wieder wichtiger.

Es gab viele überglückliche Medaillengewinner in Rio de Janeiro zu sehen. Aber auch einiges an Unglück, Pech und Tränen. Mir sind vor allem jene Radsportler in Erinnerung, die bei einer rasanten Abfahrt kurz vor dem Ziel dramatisch verunglückten. Eine Sekunde unachtsam – und „aus der Traum“, nach womöglich jahrelanger Vorbereitung.

Mein Mitgefühl haben auch diejenigen, die sich mit dem besonders undankbaren vierten Platz zufrieden geben mussten, wie etwa die deutschen Synchron-Turmspringer, die nach spannendem Finale knapp die Bronzemedaille verfehlten. Wie oft wohl mögen diese beiden jungen Männer in der Vorbereitung die Stufen zum Zehn-Meter-Brett erklommen haben? Wie viel Entbehrung hat es bedeutet, sich immer wieder von neuem ins Wasser zu stürzen.

„Möge der Beste gewinnen“ heißt es im Wettkampfsport. Nicht der Reichste oder der Privilegierteste. Diese Art von sportlichem Wettkampf ist von seiner Idee her sehr demokratisch und vermittelt Haltungen, die für das Zusammenleben im Alltag wichtig sind: Wie man verliert, ohne sein Gesicht zu verlieren. Dass man gewinnen kann, ohne überheblich zu werden. Weil nächstes Mal ein anderer vielleicht um Bruchteile von Sekunden schneller ist. Und schließlich: Dass man vieles nur im Team erreichen kann.

Der sportliche Wettbewerb der zu Ende gehenden Olympiade hat die brüderliche und schwesterliche Begegnung zwischen den Völkern und Generationen gefördert. Nach den Ereignissen der zurückliegenden Wochen, die so sehr von Gewalt und Terror überschattet waren, tat es gut, zu sehen, dass es auch friedlichen Ehrgeiz gibt. Vielleicht haben die ausgestreckten und einladenden Arme der Christus-Statue von Rio auch ein wenig Segen gespendet.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und einen gesegneten Sonntag.