Berlin (KNA) Mit einem Festgottesdienst in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale hat die Katholische Schule Liebfrauen (Charlottenburg) am Donnerstag ihr 90-jähriges Bestehen gefeiert. Erzbischof Heiner Koch hob ihre Bedeutung in der Schullandschaft der Hauptstadt hervor. "Was wäre diese Stadt ärmer, wenn es diese Schule in den vergangenen 90 Jahren nicht gegeben hätte", betonte Koch. An dem Gymnasium lernen gegenwärtig über 700 Mädchen und Jungen.
Die Initiative zur Gründung kam vom späteren Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg (1875-1943), der in der Kathedrale beigesetzt ist. Auf sein Engagement hin wurde sie von der Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau als Mädchenschule gegründet. In der Anfangszeit war Lichtenberg auch Religionslehrer an der Schule. Heute ist die Liebfrauenschule ein vierzügiges Gymnasium, das auch Jungen aufnimmt. 1970 übergab die Schwesterngemeinschaft die Trägerschaft an das Erzbistum Berlin.
In seiner Predigt rief Koch die Schülerinnen und Schüler auf, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. "Lernt, verantwortlich zu leben", mahnte er sie. Als Beispiel verwies er auf Lichtenberg, der wegen seiner Regimekritik in nationalsozialistischer Haft starb. Papst Johannes Paul II. sprach den Dompropst vor 20 Jahren selig und erhob ihn damit zum Glaubensvorbild. Zudem nannte der Erzbischof die Liebfrauenschwestern, die in der Zeit der Nationalsozialismus jüdische Verfolgte beherbergt hätten. "Es genügt nicht, nur zu meckern und zu schimpfen", betonte Koch.