„Malen ohne Zahlen“ Ausstellung „Farbwelten“ im Kathedralforum

Fotos: Sr. Thekla Schönfeld MMS

Der Blick in die aktuelle Ausstellung „Farbwelten“, in den Räumen des Bernhard-Lichtenberg-Hauses, versetzt Besuchende ins Staunen: Mal wird man in virtuos gezeichnete Farblandschaften hineingezogen, mal werden bunt gestaltete Farbflächen offenbart, die in ihrem Dialog aus Farben einfach nur ehrlich schön sind. Leuchtende Farben wie Sonnengelb, sanftes Türkisblau oder magisches Violett präsentieren sich in ihrer Bestform.

Am 02.07.2017 fand im Kathedralforum die Ausstellungseröffnung "Farbwelten" statt. Nach der Begrüßung der Gäste durch Bettina Birkner, Leiterin des Kathedralforums im Bernhard-Lichtenberg-Haus, die das Programm moderierte, folgte ein kurzer Beitrag der Projektbegleiterin, Sr. Monika Ballani von den Missionsärztlichen Schwestern über zum Thema „Jeder Mensch ist ein Künstler“ (Joseph Beuys) und das Potential, durch Kunst zu kommunizieren und zu erkennen - jenseits von Worten.  Die künstlerliche Einführung übernahm Clara Julia Escalera, die Kursleiterin, und erzählte über den Hintergrundgedanken des freien Zeichenkurses „Malen ohne Zahlen“. Im Zentrum der Arbeiten standen dabei wesentliche Leitfragen: Wie wird ein Werk zu einem Kunstwerk? Gibt es einen "Dialog durch Farbe"? Was heißt Kunst schaffen und zu rezipieren? Ist Kunst die emotionale oder psychische Auseinandersetzung mit der Umwelt?

Im Anschluss daran ließ es sich die Künstlergruppe selbstverständlich nicht nehmen, und stellte sich schließlich auch persönlich den Fragen des Publikums. Seit 2012 bietet Frau Escalera, selbst autodidaktische Künstlerin, studierte Sozialarbeiterin und Kulturwissenschaftlerin, den freien Zeichenkurs an. Auf der Suche nach Motiven für ihre eigenen vielseiti-gen Arbeiten lässt sie sich stets von ihrem unmittelbaren Umfeld inspirieren – wobei kräftige Farben maßgeblich auch eine dominante Rolle bei ihren eigenen Bildwerken spielen.

Dialog der Farben

Im Kontext des Zeichenkurses sind nach diesem gedanklichen Portfolio innerhalb weniger Monate insgesamt 35 Bilder von 14 verschiedenen Künstler*innen entstanden. Das bunte Spektrum aus Acryl- und Wasserfarben präsentiert sich dabei in unterschiedlichsten Formatgrößen, welches Einblicke in höchst facettenreiche Auszüge der Bildgestaltung geben. Die große Gemeinsamkeit aller Bilder stellt dabei der Dialog von Farben. Doch was heißt das überhaupt?

Im eigentlichen Sinne spielt das Medium Farbe bei der Bildgestaltung eine wesentliche Hauptrolle. Vor allem innerhalb der Kunst, wenn es bspw. um die detailgenaue Wiedergabe einer gefundenen Wirklichkeit geht. Jeder Farbton wird dabei bewusst und gezielt zur Bildkomposition eingesetzt, um bspw. Schattierungen und Objektstruktur realitätsnah wiedergeben und modellieren zu können. Entfernt man sich aber von diesem Anspruch, verwandelt sich die Leinwand zu einem Abbild der persönlichen Vorstellungskraft. Die rein technisch-handwerkliche Pinselführung wird hier zugunsten eines emotionalen Duktus aufgegeben.

Denn Farben sind wesentlich mehr als ein paar Kleckse auf der weißen Leinwand. Farben tragen Bedeutung in sich, drücken Gefühle und Stimmungen aus, wecken Aufmerksamkeit und lösen Aktionen aus. Farben sind deshalb kein Nullpunkt auf dem Tableau, denn sie haben großen Einfluss darauf, wie wir uns als Malender und Betrachtender gleichermaßen fühlen. Während einige Künstler*innen der Ausstellung kreisrunde Farbbahnen mittels Spachteltechnik von hoher Dynamik in Gelb, Orange oder sattem Rot zeigen, präsentieren andere Bilder eher figurative Details zwischen großflächigen Farbschattierungen in Ozeanblau oder Tannengrün. Andere Bilder verdichten unzählige Malschichten nebeneinander, die beim Anblick scheinbar das Tor zu atmosphärischen Landschaftsphantasien, Fabelwesen oder anderen Traumwelten eröffnen. Farben, die sich von strengen Umrandungen und Vorgaben befreit haben.

Besonders eindrucksvoll ist eine Bilderreihe, die die Interpretation bekannter Meisterwerke in Szene setzt. Hier wird das Prinzip der Bildwahrnehmung mit malerischen Mitteln insze-niert. Statt der Reproduktion eines Bildes zeigen die Künstler*innen ihre individuelle Perspektive bis hin zur totalen Entfremdung des Ursprungswerkes. Eine eindrucksvolle Sicht auf die Welt, die Meister wie van Gogh, Picasso, Cézanne und viele andere in der Umsetzung ihrer Arbeiten im Stile der modernen Malerei selbst protegierten und den Leitgedanken der Ausstellung noch einmal exemplarisch zusammenfasst: Male die Welt, wie Du sie siehst!
Den Subtext der Einzelarbeiten konnte man während der Ausstellungseröffnung von den Künstler*innen selbst erfahren, die bereitwillig Auskunft über den Schaffensprozess gaben. Doch auch ohne den Subtext wirken die Bilder in ihrer Einzigartigkeit. Überzeugen Sie sich einfach selbst davon!

Bis zum 27. August können Sie die Bilder von montags bis samstags in der Zeit von 11.00 bis 17.30 Uhr besichtigen. Der Eintritt ist frei. Nach dem Besuch der Ausstellung sind Sie herzlich dazu eingeladen, bei Kaffee oder Tee einen persönlichen Gruß in unserem Ausstellungsgästebuch zu hinterlassen. Die Künstler*innen und Künstler freuen sich über Ihre Gedanken!

Sie möchten selbst einmal schauen, ob kreatives Potenzial in Ihnen schlummert? Dann laden wir Sie am Sonntag, den 27. August 2017 herzlich zur Teilnahme an einer offenen Malwerkstatt, unter der Leitung von Clara Julia Escalera und Sr. Monika Ballani ins Bernhard-Lichtenberg-Haus ein. Die Malwerkstatt bildet den Abschluss der Ausstellung. Hier sollen ihre eigenen Ideen Platz finden, die keinesfalls Ausdruck einer perfekten Linienführung sein sollten. Denn perfekt sind die Bilder erst dann, wenn sie ein Eigenleben entwickeln – und die eigene Farbsprache zum Leuchten bringen.

Anmeldung erbeten: Bis zum 15.8.: <link>ClaraJuliaArts@gmx.de oder melden Sie sich im Kathedralforum: 030 / 20348-46 , max. Teilnehmerzahl: 15 Personen; Kostenbeitrag: 3,- Euro