Zu einem ungewöhnlichen Kooperationsprojekt fuhren 26 Schüler der Klasse 8c aus der Katholischen Sekundarschule St. Marien Neukölln in den Spessart. Initiiert von Andreas Birkner, dem Werkstattleiter der Schule, Jochen Raue, dem Förster in Frammersbach und dem Klassenlehrer Werner Brinkmann, planten die Mädchen und Jungen ein Holzhaus und bauten dieses im Frammersbacher Forst auf. Mit einer Vorlaufzeit von eineinhalb Jahren entwarfen die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Waldhütten-Modelle im Maßstab 1:10.
Tischlermeister Andreas Birkner und Revieramtsleiter Jochen Raue lernten sich bereits vor 20 Jahren kennen. Zusammen mit den Klassenlehrern entwickelten sie dieses Projekt. Die im Vorfeld angefertigten Holzmodelle mussten sich einem Architekturwettbewerb stellen. Revieramtsleiter Raue erschien persönlich zur Nominierung der schönsten Anfertigung in Neukölln. Das Siegermodell erhielt den Zuschlag zum Bau.
Zunächst wurde das Holzhaus auf dem Schulhof der Marienschule errichtet. Bevor es abgebaut wurde, feierte die Klasse zusammen mit den Eltern noch ein Fest rund um die Waldhütte. Ein der Schule nahestehendes Unternehmerehepaar schaffte die großen Holzmodule direkt zur Bayerischen Schanz, einem Wirtshaus im Spessart. Der dortige Wirt überführte diese zum Bauplatz im Frammersbacher Forst.
„Kontinuität und Ausdauer sind der Schlüssel nicht nur für den schulischen Erfolg“, begründet Klassenlehrer Brinkmann das Projekt. Die Ausdauer der Schülerinnen und Schüler wird mit einer Klassenfahrt in den Spessart belohnt. „Hier erleben sie, dass ihre Arbeit sinnvoll war und wertgeschätzt wird“, ergänzt Werner Brinkmann. Neben den Schülern, die in Gruppen aufgeteilt, abwechselnd am Holzhaus bauen, Hochsitze für die Jäger errichten, sich mit Schwester Ulrike auf spirituelle Exkursionen begeben oder Würzburg besuchen, befindet sich mit Tischlermeister Birkner auch die fachkundige Kompetenz vor Ort. „Es ist erstaunlich, was Schüler zu leisten im Stande sind, wenn sie motiviert sind und ein konkretes Ziel vor Augen haben“, beschreibt Birkner den Arbeitsfortschritt.
Die Achtklässler sind auf einem improvisierten Zeltplatz am Frammersbacher Sportplatz untergebracht. Die Feldküche wird von Marie-Hélène Müßig geleitet. Sie ist ehemalige Lehrerin der Marienschule. Das Projekt habe sie so sehr überzeugt, dass sie sich bereit erklärt habe, die Sache zu unterstützen. „Der Star ist die Mannschaft. Hier müssen sich alle Beteiligten in den Dienst der Sache stellen, damit das Projekt erfolgreich beendet werden kann“, erklärt sie den positiven Teamgeist in Frammersbach. „Einen Unfall hatten wir bisher noch nicht“ freut sich Joanne Preston, die stellvertretende Klassenlehrerin, und zeigt sich auch von der Teamarbeit begeistert.
Betreut werden die Schüler zusätzlich von mehreren Forstwirten und ehrenamtlichen Helfern. Zum Abschluss ihres Projekts dürfen die Jugendlichen die letzte Nacht ihres Aufenthalts im Spessart in ihrer 30 Quadratmeter großen Hütte übernachten, die später als Schulungshütte für Jäger oder Förster genutzt werden soll.
„Vielleicht machen wir hier mal Urlaub“, ruft Lukas, mit einem Hammer in der Hand, vom Dach der Waldhütte herunter.