Die drei Sozialarbeiterinnen in den Pfarreien und Pastoralen Räumen setzen Zeichen der Hoffnung in der Weihnachtszeit und gehen mit zahlreichen Ideen „auf die Straße“.
Ein festliches Mahl und kleine Geschenke
Wenn der Duft von Waffeln durch die Einrichtung der gemeinnützigen Gesellschaft VITA domus Soziale Dienste zieht und neben dem Weihnachtsbaum Geschenke für die Kinder liegen, dann „weihnachtet“ es sehr in der Einrichtung für 60 wohnungslose Frauen und ihren Kindern in Karow. Und in diesem Jahr wartete noch ein ganz besonderes Highlight auf die Bewohnerinnen: Der Foodtruck von „Mama and Sons“ und der Caritas kam am 20. Dezember zu Besuch und sorgte mit Hirschgulasch und Gnocchi in Maronensauce für großen Genuss und weihnachtliche Hochstimmung bei den Kindern und Frauen. Der türkisfarbene Foodtruck rollt seit Juli 2020 durch die Straßen Berlins und verteilt warme Mahlzeiten an Obdachlose und Bedürftige.
Die Sozialarbeiterin Andrea Baro kennt die Einrichtung für wohnungslose Frauen in ihrer Pfarrei St. Christophorus Barnim sehr gut und ist begeistert von dem Engagement der ehrenamtlichen Nachbarschaftslotsinnen aus der Gemeinde Mater Dolorosa, die sich auf ganz verschiedene Weise vor Ort einbringen und die Frauen im Alltag unterstützen und begleiten.
Aber sie erzählt auch von Sternstunden der Hoffnung bei einer Mitmachaktion vor dem Kirchenzaun: „Unsere diesjährige gemeinsame Bastelaktion konnte zwar wegen der Corona-Situation wieder nicht stattfinden, aber die Gemeindemitglieder hatten Zuhause als Zeichen ihrer Hoffnung Sterne gebastelt, die im Gottesdienst gesegnet und anschließend als Gruß an liebe Menschen mitgenommen werden konnten“ – erklärt Andrea Baro die Idee der Hoffnungssterne. Und so machte sich die Gemeinde am 4. Advent auf den Weg vor die Kirche und ein großer Teil der Sterne fand seinen Platz am Kirchenzaun. Noch während die Gottesdienstbesucher:innen die Sterne am Zaun platzierten, kamen sie mit den ersten Interessierten aus der Nachbarschaft über die Aktion ins Gespräch. Eine Joggerin lief vorbei, nahm sich dankend einen Stern und setze fröhlich ihren Weg fort. „Auf diese Weise fanden die Sterne ihren Weg in die Wohnzimmer von bekannten und unbekannten Nachbar:innen und bereiteten dort Sternstunden der Hoffnung“, freut sich die Sozialarbeiterin.
Nikoläuse auf dem Friedhof und Geflüster unterm Tannenbaum
Wie fast überall konnte auch in der Pfarrei Hl. Theresa von Avila Berlin Nordost nicht alles wie geplant stattfinden im Advent. Beim Projekt „Friedhofsgeflüster“, das die Sozialarbeiterin Juliana Wiencek zusammen mit Stadtteilkoordinator Fabian Behling im April ins Leben gerufen hat, kam trotzdem Adventsstimmung auf. An liebevoll geschmückten Tischen auf dem St. Pius/St. Hedwig-Friedhof in Berlin Hohenschönhausen lud das Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen trotz der Kälte zu Gesprächen ein. „Mittlerweile konnten wir das Angebot vom Friedhofsgeflüster erweitern und sind auch auf dem St. Hedwigs Friedhof an der Smetanastraße in Weißensee gestartet“ erzählt Juliana Wiencek. „Und am 6. Dezember gab es Nikoläuse vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, die wir in offene Hände gegeben und dafür strahlende Gesichter gesehen haben.“ Und so ist es gewiss, dass der Nikolaus nicht nur Kindern ein Lächeln schenken kann.
Um unter Einfluss der Pandemie gut arbeiten zu können, braucht auch die Sozialarbeiterin der Pfarrei kreative Ideen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Was im letzten Jahr schon gut funktionierte, war auch in diesem Advent fast ein Selbstläufer: Adventstüten im Neubaugebiet in Falkenberg. „In die Umgebung der Kirche St. Konrad sind in den letzten Jahren viele Menschen gezogen und um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und von ihnen zu erfahren, bin ich mit zwei Kolleg:innen des Projektes „Hohenschönhausen Mobil“ jeden Mittwoch in diesem Kiez unterwegs. Wir haben kleine Bastelideen an die Zäune gehängt und sind auf diese Weise mit den Menschen in Kontakt getreten.“
Juliana Wiencek hat aber nicht nur Zäune bestückt, sondern hat sich im Advent auch mit dem Fahrrad auf den Weg zu den beleuchteten Weihnachtsbäumen im Kiez gemacht, hat sich das Treiben rund um diese Bäume angeschaut und ist mit den Menschen vor Ort ins Gespräch gekommen: „Sie haben von ihrer Arbeit erzählt oder von ihren Hobbys; aber ein Thema hat nie gefehlt: Corona. Mit welcher Angst und Sorge Menschen in ihre Zukunft schauen, hat mich oft sehr berührt. Jeder Einzelne geht mit dieser Zeit unterschiedlich um, aber es macht etwas mit uns allen“, erzählt die Mutter dreier Kinder nachdenklich. Aber nicht nur Tannenbäume waren ihr Ziel, sie hat im Advent auch viele Orte kirchlichen Lebens in ihrer Pfarrei besucht, Kontakte gefestigt und Pfarrbriefe verteilt, denn die Redaktion hatte eine ganz besondere Idee: „Um voneinander zu wissen und zu kennen, stellt sich in jeder Ausgabe des Pfarrbriefes ein Ort kirchlichen Lebens vor. Orte kirchlichen Lebens sind nicht nur ein Begriff. In den Einrichtungen, die ich besuche, ist wirkliches Leben! Sei es die Suppenküche der Franziskaner in Pankow, in der jeden Tag hunderte von Menschen eine Mahlzeit, eine Dusche oder saubere Kleidung erhalten können. Oder unsere fünf Kitas, in denen jede:r Erzieher:in Tag für Tag den Kindern und auch Eltern eine Stütze sind. Oder die Altenheimen, in denen trotz pandemischer Umstände auch immer auf das Wohl der Menschen geschaut wird. Es gibt noch viele Orte mehr, die das Leben in unserer Pfarrei bunt und vielfältig machen und dafür bin ich sehr dankbar!“
Versüßte Wartezeiten und Hoffnungssterne
Weil die kreativen Weihnachtsworkshops für Erwachsenen und Senioren im Begegnungszentrum mia in Löcknitz ausfallen mussten, hat die Sozialarbeiterin Ewelina Lipinska kurzerhand umgeplant und dafür zwei kreative Nachmittage für die Schüler:innen angeboten, die sonst im Jugendclub in der mia auf den Bus warten. „So ist aus einer komplizierten Situation etwas wirklich Schönes entstanden: Dank der strengeren Regelungen haben die jungen Menschen eine gute Zeit verbracht, in der wunderschöne Weihnachtssterne entstanden sind“, resümiert die Sozialarbeiterin, die fließend Deutsch und Polnisch spricht, was in dem Grenzgebiet von Vorteil ist, um alle erreichen zu können.
Am letzten Schultag ist sie gemeinsam mit dem Schulsozialarbeiter aus der Regionalschule Löcknitz mit einem Korb voller Süßigkeiten und 30 Wundertüten, die sie bei der Jugendpastoral bestellt hatte, zu den Jugendlichen gegangen, die an den Haltestellen vor der Regionalschule jeden Tag auf den Bus warten und wünschten allen ein frohes Weihnachtsfest. Sie nutzte diese Gelegenheit, sie zu ermutigen, den Jugendclub in der mia zu besuchen. „Wir haben ungefähr 60 Schüler beschenkt und wir haben gehört, dass es schön wäre, öfter auf die Straße zu gehen, um die Jugend zu erreichen. Die positiven Reaktionen haben mich ermutigt, zukünftig häufiger mit einer ähnlichen Aktion an die Jugendlichen heranzutreten – nicht nur an Weihnachten“, stellt Ewelina Lipinska fest.
Aber die Jugendlichen haben nicht nur Geschenke erhalten, sondern anderen auch Geschenke gemacht: Da die geplanten Seniorennachmittage ausfallen mussten, kam bei den jungen Leuten spontan die Idee auf: „Wir können doch was für die Senioren machen!“. Das Material war da, Papier, Aufkleber, Weihnachtsdeko - alles was sonst für die abgesagten Seniorennachmittage vorbereitet wurde. Und so haben die Jugendlichen Hoffnungskalender gebastelt, die nun an allen Standorten im Pastoralen Raum hängen – entweder am Eingang zur Kirche oder in einem sichtbaren Platz in der Kirche. Und in Löcknitz haben die Jugendliche zwei Kalender an Pflegeeinrichtungen verschenkt, um den Senioren eine kleine Freude zu machen und Hoffnung zu bringen. „Ich war und bin sehr stolz auf meine Jugendlichen. Im nächsten Jahr wollen wir gemeinsam mehr Aktionen für Senioren und bedürftige Menschen vorbereiten“, erzäht die Sozialarbeiterin und plant schon eine generationenübergreifenden Weihnachtsaktion 2022, mit gemeinsamem Schmücken der Weihnachtsbäume.