Wege entstehen, wenn sie gegangen werdenSt. Otto Pilgerweg

Sie kennen den Jakobsweg nach Santiago de Compostella, der z.B. auch von Stralsund aus zu gehen ist? Sie kennen den Olafsweg von Oslo nach Trondheim? Oder den Elisabethweg durch Thüringen? Aber hier auf Usedom ein Pilgerweg? Noch nie gehört?

Wege entstehen, wenn sie gegangen werden.

Zwanzig katholische Frauen aus der Kirchengemeinde St. Dominicus im Süden Neuköllns haben sich auf den Weg gemacht und den St. Otto-Pilgerweg begründet. Bepackt mit einem kleinen Rucksack, der Lust gemeinsam ein Stück Lebensweg zu gehen und sich Zeit zu nehmen. Begleiter dabei war ein Pilgergebetsheft, das einlädt, Station zu machen, Geschichte zu erleben und sich selbst und die eigene Lebensgeschichte in den Blick zu nehmen.

1124 und 1126 kam der Bischof von Bamberg nach Vorpommern, um die Menschen hier oben im Norden von seinem Gott zu begeistern. Dabei bekehrte  und taufte er Tausende von Slawen zum christlichen Glauben, heißt es in der Heiligengeschichte. Damals brachten die Mönche und Missionare nicht nur das Christentum in diese Gegend, sondern auch ihre Kultur und Lebensart, von der wir heute noch leben und die wir allgemein christliches Abendland nennen.

In Wolgast aus dem Zug ausgestiegen besuchten sie zunächst die St. Petrikirche. Ein alter Slawenstein ist in das Fundament eingearbeitet. Ja, wir leben immer wieder von den Menschen, die vor uns die Gegend geprägt haben und so heißt es an der ersten Station: Wo komme ich her? Wer oder was hat mich geprägt?

Da leider für die alte Klosterkirche Krummin nicht Zeit war, bleibt dieser Weg noch für Pilger zu erkunden. Hier kann man in der Kirche verweilen, sich ein Orgelkonzert (auf Knopfdruck) sowie eine Kirchenbeschreibung anhören.

Der Weg der Frauen führte in die St.-Otto-Familienbildungsstätte zu den Relieftafeln, die an die Mission des Heiligen Ottos erinnern. Dort war am Abend Station mit Lichtergebet und Gesang am Strand.
Am Samstag ging es nach einem Morgengebet in der Kirche von St. Otto über die Deiche des Achterwassers bis nach Koserow in Feldsteinkirche aus dem 13. Jh., die uns die Pastorin freundlicher Weise aufschloss. Im Altarbild, das wie ein Wunder im 30-jährigen Krieg erhalten blieb, finden sich 9 Frauen. Sehr beeindruckend und ein Zeichen dafür, dass Frauen Kirchengeschichte geschrieben haben, zuerst die Mutter Gottes – Maria. Auch ihr galt hier unser Gruß und Gebet.

Am Wasser zurück nach Zinnowitz genossen wir auch das Urlaubsfeeling vieler sonnenhungriger Touristen.

Der Weg könnte uns weiter führen über die Kirche von Benz mit ihrer alten Petrusfigur, dem 1. Papst und Mellentin bis zum Ottokreuz nach Usedom. Vielleicht entsteht ja auch ein Weg, der von Brandenburg oder Berlin – (Neu)Cölln auf die Insel führt. Oder was meinen Sie, wo Bischof Otto seinen Weg damals gefunden hat?

Ja – vielleicht ist es eine gute Werbung für die wunderbare Insel Usedom – sicher aber ist es ein Weg, der mit den Füßen betet, der die Seele atmen lässt und der Station in den Kirchen macht, um zu beten … jeder, wie er oder sie es versteht. Die 20 Frauen haben es auf ihre katholische Weise getan.