"Werde sehr viel lernen müssen"Auf Dresdens Bischof Timmerevers warten viele Herausforderungen

Dresden (KNA) Pegida, Diaspora, Sächsisch - der künftige Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, muss sich vielen Herausforderungen stellen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zeigte sich der bisherige Oldenburger Regionalbischof am Dienstag bei seinem Antrittsbesuch in Dresden optimistisch. Mit im Gepäck hat er auch ein paar "Koch-Rezepte" von seinem Amtsvorgänger, dem jetzigen Berliner Erzbischof Heiner Koch.

KNA: Herr Weihbischof, wie ist es, wenn ein Niedersachse zum Sachsen wird?

Timmerevers: Soweit ist es noch nicht. Ich bin erst dabei, dieses schöne Bistum Dresden-Meißen kennen und schätzen zu lernen. Bis jetzt war ich fast nur als Tourist hier. Aber ich habe ja auch noch Zeit bis zum 27. August, wenn ich als Bischof eingeführt werde.

KNA: Wie klappt es mit dem Sächsisch?

Timmerevers (lacht): Auch das wird noch dauern. Außer Hochdeutsch spreche ich Plattdeutsch. Das ist meine Muttersprache.

KNA: Mit welchen Erwartungen kommen Sie nach Sachsen und Ost-Thüringen?

Timmerevers: Vor allem geht es mir zuerst darum zu hören, welche Erwartungen die Menschen hier an mich und die Kirche haben. Ich werde sehr viel lernen müssen, auch über die verschiedenen Regionen und Traditionen.

KNA: Was gibt Ihnen Ihr Dresdner Amtsvorgänger, der heutige Berliner Erzbischof Heiner Koch, mit auf den Weg?

Timmerevers: Viel Freude und Zuversicht. Er sagt, dass mich viele Menschen guten Willens erwarten. Einzelne "Koch-Rezepte" behalte ich aber erstmal für mich.

KNA: Wie wollen Sie es mit der Ökumene halten?

Timmerevers: Ich hatte bereits eine sehr schöne Begegnung mit dem sächsischen Landesbischof Carsten Rentzing. Ökumene ist ja nichts Neues für mich. Bereits als Weihbischof in Vechta habe ich mich regelmäßig mit dem evangelischen Oldenburger Landesbischof getroffen. In vielen Fragen haben wir einen großen Konsens gefunden. Wir haben uns regelmäßig über alle Fragen, die uns betreffen, ausgetauscht.

KNA: Die evangelischen Kirchen begehen 2017 den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Wie stehen Sie dazu?

Timmerevers: Wir können das Gedenken gemeinsam gestalten, wenn wir dabei vor allem auf die Mitte unseres Glaubens, auf Christus, schauen. Dann wird diese 500-Jahrfeier uns helfen, noch mehr zueinander zu finden und die Unterschiede zu überwinden.

KNA: Gemeinsam haben die Kirchen in Sachsen mehrfach fremdenfeindliche Aktionen wie Übergriffe auf Flüchtlingsheime verurteilt. Wie schätzen Sie dieses Problem ein?

Timmerevers: Bisher kannte ich diese Situation in Sachsen nur aus den Medien. Nach einem Gottesdienst in der Dresdner Kathedrale habe ich eine Pegida-Demonstration nun erstmals selbst erlebt. Ich werde die Entwicklung sehr genau beobachten. Wenn es um die Würde von Menschen geht, egal woher sie kommen, müssen die Kirchen ihre Stimme für den Menschen erheben.

KNA: Fremdenfeindlichkeit und Flüchtlinge sind auch Kernthemen des Katholikentags Ende Mai in Leipzig. Wie werden Sie sich beteiligen?

Timmerevers: Ich werde dann noch nicht im Amt sein, da ich erst im August als Bischof von Dresden-Meißen eingeführt werde. Schon lange vor meiner Ernennung habe ich zugesagt, an drei Programmpunkten mitzuwirken. So nehme ich an einer Begegnung mit einem Weihbischof aus El Salvador teil und spreche auf einem Podium über Ehe und Familie. Zudem leite ich einen Gottesdienst aller neuen geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Bewegungen.

KNA: Sie selbst gehören der neuen geistlichen Gemeinschaft der Fokolare an. Was bedeutet Ihnen das?

Timmerevers: Ich habe die Fokolare als Student in einer Zeit persönlichen Fragens und Suchens kennengelernt. Die Gemeinschaft hat mich sehr inspiriert, meinen Weg als Christ zu finden. Bischof bin ich jedoch nicht nur für eine Gemeinschaft, sondern für alle im Bistum.

KNA: Auch ein vielbeschäftigter Bischof hat Hobbys. Welche?

Timmerevers: Zunächst ist es die Musik. Ich hoffe, mir bleibt Zeit, auch mal Konzerte aus der Vielzahl der Angebote hier zu besuchen. Außerdem wandere ich gerne, auch auf anstrengenden Touren in den Bergen. Da bekomm ich den Kopf frei. Aber ich bin ja nicht wegen meiner Hobbys hier.