Zur Woche der seelischen Gesundheit 2020 unter dem Motto: „Mit Kraft durch die Krise. Gesund bleiben – auch psychisch“
„Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“, so beten Katholiken in der Eucharistiefeier. Das Lamm Gottes, Jesus Christus, Gott und die Seele sind aufs engste miteinander verbunden. Viele Religionstraditionen stimmen darin überein, was im biblischen Buch Hiob formuliert ist: „In seiner Hand ist die Seele alles Lebendigen und jeden Menschenleibes Geist“ (Ijob 12,10).
Für viele gläubige Menschen sind ihre Gemeinden wichtige Orte des seelischen Auftankens und Wohlseins, an denen sie sich treffen, gemeinsam aktiv sind und in Gemeinschaft beten. Das verbindet Juden, Muslime und Christen, genauso wie sie auch religionsübergreifend seit dem Lockdown die „Tuchfühlung“ beim Beten und Feiern vermissen; jeden Sabbat, Freitag und Sonntag, ganz besonders aber in der Fastenzeit oder im Ramadan und an den hohen Feiertagen wie Ostern, Opferfest, Rosch-ha-Schana und Jom Kippur. Die Abstandsvorschriften haben zu neuen Zeichen der Verbundenheit unter Betenden geführt, z.B. hat die Neuköllner St. Clara-Gemeinde ihr Gemeindehaus im Ramadan den muslimischen Nachbarn geöffnet, weil da mehr „Abstand“ möglich war.
Jeder, egal wie gesund oder krank er oder sie ist, ist in der Pandemie mit Fragen der Bedrohung von Gesundheit bei sich und anderen in Berührung gekommen. Neben dem Virus Covid-19 bedrohen auch Einsamkeit und Isolation, die Sorge um andere, der Verlust der Existenzgrundlage und vieles mehr unsere körperliche, soziale, seelische und spirituelle Gesundheit. Die „Woche der Seelischen Gesundheit“ ab dem 10. Oktober lädt dazu ein, die „seelischen Abwehrkräfte“ zu stärken und „mit Kraft durch die Krise“ zu kommen, so das Motto. Man kann vielfältige ambulante und stationäre Angebote psychosozialer und psychiatrischer Einrichtungen online und vor Ort kennenlernen. Viele Veranstaltungen gehen der Frage nach: Was macht oder hält uns psychisch gesund? Was stärkt uns? Und wo können wir Unterstützung erfahren?
„Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“, ganz so einfach, wie wir im Gottesdienst bekennen, ist es nicht immer, aber es zeigt sich, dass schon ein gutes Wort wie Medizin wirken oder Stärkung sein kann.
Prof. Dr. Christine Funk, Theologin
Prof. Dr. Anja Hermann, Psychologin, Psychoonkologin