„Am Heilsgeschehen der Kirche mitwirken“Erzbischof Heiner Koch ist seit über 100 Tagen im Amt

Lange hat das Erzbistum Berlin auf einen neuen Bischof gewartet. Inzwischen sind schon mehr als 100 Tage seit seiner Einführung vergangen. Im Interview zeigte er sich von seiner privaten Seite.

Herr Erzbischof, welche Bilanz ziehen Sie nach Ihren ersten 100 Tagen als neuer Bischof des Erzbistums Berlin?

Zunächst habe ich mich sehr gefreut, wie positiv ich aufgenommen wurde. Dann haben sich sehr schnell verschiedene Schwerpunkte ergeben: Neben der Diskussion um die St. Hedwigs-Kathedrale und unserem Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ bewegen mich vor allem die vielen Menschen, die zu uns kommen und Schutz und Hilfe suchen. Was mich ebenfalls umtreibt, ist die Frage, wie wir die Präsenz der katholischen Kirche in Berlin stärken können. Seitens der Deutschen Bischofskonferenz wurde mir bereits viel Unterstützung signalisiert. Manche Dinge haben sich bereits eingespielt: mit dem evangelischen Bischof Markus Dröge treffe ich mich regelmäßig zum Austausch. Nach den vielen Wochen in Rom zur Synode und den Ad-Limina-Besuchen freue ich mich auf mehr Kontinuität und Regelmäßigkeit.

Was ist das Schöne daran, Erzbischof von Berlin zu sein?

Was ich bereits von der Landkarte wusste, erfahre ich Tag für Tag ein wenig mehr: Das Erzbistum Berlin ist so vielfältig: Ostsseküste und Uckermark, Charlottenburg und Wedding, Mitte und Marzahn, Potsdam und Frankfurt/Oder. An all diesen Orten versuchen Menschen auf unterschiedliche Weise, die Frage nach Gott wachzuhalten. Da will ich gern mitmachen und mitüberlegen, wie das gehen kann. Dann gibt es drei Landesregierungen und die Bundesregierung, mit der ich im Dialog stehe. Hier leben katholische Christen fast aus der ganzen Welt, dazu eine sehr reiche Ökumene und ein lebendiger interreligiöser Dialog.

Bischof-Sein ist gewiss aber auch anstrengend. Wie und wo finden Sie Entspannung und Erholung?

In dieser Anfangszeit habe ich weder meinen Wohnsitz noch einen festen Rhythmus aus Freizeit, Gebet und Arbeit gefunden. Immerhin kann ich mich im Gästehaus des Militärbischofsamts, wo ich derzeit wohne, mal in die Kapelle zurückziehen oder an der Spree spazieren gehen.

Was lesen Sie denn gerne?

Momentan lese ich vor allem das, was ich lesen muss. Zum Beispiel zum Jahr der Barmherzigkeit das Buch über „Barmherzigkeit“ von Kardinal Walter Kasper, außerdem lese ich viel über die Kathedrale und Haushaltspläne.

Sie haben gesagt, dass Sie die Kathedrale auf sich wirken lassen wollten. Sehen wir mal von den Verschmutzungen ab. Wie würde die Kathedrale auf Sie wirken, wenn Sie nichts von den Sanierungs- und Umbauplänen wüssten?

Die Krypta finde ich unbefriedigend. Sie ist ein hervorragender Ort des Gedächtnisses, aber vom Altar aus kann man während des Gottesdienstes nicht zur Gemeinde gerichtet feiern. Die Seitenkapellen wirken auf mich willkürlich zusammengesetzt. Ich weiß auch nicht, wie man in der Oberkirche bei der derzeitigen Aufstellung der Bänke eine Prozession gestalten soll. Außerdem habe ich mich gefragt, wo das Symbol des Kreuzes sichtbar ist.

Sie gelten als Musikliebhaber. Hatten Sie schon Zeit für eine Oper, eine Operette oder ein Konzert?

Am 29. Dezember habe ich die Zauberflöte gesehen. Das erste Konzert, das ich besucht habe, war das Weihnachtskonzert der Chöre der St.-Hedwigs-Kathedrale.

Und Sie gelten als Fußballliebhaber. Wer könnte Sie eher von Fortuna Düsseldorf wegreißen: Union oder Hertha?

Ich habe schon von beiden Vereinen Einladungen bekommen und habe mir vorgenommen, beide wahrzunehmen. Aber Fortuna- Fan bin ich, seit ich vier bin, der bleibe ich treu!

Nehmen wir an, Gott schenkt Ihnen einen freien Tag – ohne Korrespondenz, Telefonate oder Termine. Was würden Sie tun?

Ich würde einkaufen, einfach mal bummeln gehen. Und ich würde mir im Bode-Museum die Ausstellung von Markus Lüpertz ansehen.

Und wenn Sie einen Reisegutschein für ein beliebiges Ziel gewinnen würden: Wohin ginge die Reise?

Nach Südtirol oder ins Allgäu. Dort wohnt ein Teil meiner Familie. Und dann würde ich da ganz unspektakuläre Sachen tun: Schwimmen gehen oder spazieren.