„Ein gutes Stück Heimat“Ökumenepreis an den syrisch-orthodoxen Pfarrer Murat Üzel verliehen

Bernd Streich, Dekan Ulf-Martin Schmidt, Wolfgang Klose, Pfarrer Murat Üzel, Archimandrit Emmanuel Sfiatkos, Propst Christian Stäblein, Erzbischof Heiner Koch und Weihbischof Matthias Heinrich (von links). Foto: Alexandra Wolff

„Die Jury des Ökumenischen Rates würdigt mit der Verleihung des Ökumenepreises 2016 einen mutmachenden und vorbildhaften überkonfessionellen und interreligiösen Einsatz für Flüchtlinge und Gefangene“, sagte Dekan Ulf-Martin Schmidt von der Alt-Katholischen Kirche in seiner Laudatio auf Murat Üzel.

Der Pfarrer der Syrisch-Orthodoxen St. Jakob-Gemeinde in Berlin- Lankwitz arbeitet dort seit 2007 und engagiert sich für die Integration seiner neuen Gemeindemitglieder, deren Zahl sich innerhalb eines Jahres durch den großen Flüchtlingszuzug verdoppelt hat. „Überkonfessionell setzt er sich mit Herzblut in der Gefängnisseelsorge und zusätzlich in der Betreuung und Integration von Flüchtlingen ein“, nannte Schmidt als weitere Gründe, Pfarrer Üzel beim Neujahrsempfang des Ökumenischen Rats Berlin-Brandenburg (ÖRBB) und des Internationalen Konvents Christlicher Gemeinden in Berlin und Brandenburg, den Preis zu verleihen. „Privat nahm und nimmt er mit seiner Familie vorbildlich mehrere Flüchtlinge bei sich zu Hause auf und gibt ihnen so ein gutes Stück Heimat mit auf den Weg im Ankommen in Berlin.“

Mit dem Ökumenepreis, der jährlich verliehen wird, würdigt der ÖRBB Projekte oder Einzelpersonen, die sich in besonderer Weise um die Einheit der Christen und um ein gemeinsames Engagement von Christen verschiedener Konfessionen verdient gemacht haben.

So überraschend wie Schnee im August

Dekan Schmidt erwähnte noch, dass Pfarrer Murat Üzel seit 1987 im Verein BFC Tur Abdin Fußball spielt. Es gab sogar mal ein Spiel „Pfarrer gegen Imame“ – „Und wir Pfarrer haben gewonnen“, jubelt Schmidt.

Grund zum Jubeln hatte auch Pfarrer Murat Üzel. Dass er den mit 1000 Euro dotierten Preis bekommt, war für ihn „so unvorhergesehen wie Schneefall im Monat August.“ Doch dann wurde er in seiner Dankesrede sehr ernst und machte auf das Schicksal der Mitchristen aufmerksam. „Es bleibt für sie und für uns schwierig, die Kriegserlebnisse im Licht des christlichen Glaubens zu deuten. Ich möchte Sie herzlich um diese Hilfe bitten, das Glaubensgespräch zu führen: ‚Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Füße bewahrt vor dem Fall. So gehe ich vor Gott meinen Weg im Licht der Lebenden‘ (Psalm 56,14).“

„Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“

Vor dem Neujahrsempfang feierten der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der griechisch-orthodoxe Archimandrit Emmanuel Sfiatkos (Vorsitzender des ÖRBB und des Internationalen Konvents), der evangelische Propst Christian Stäblein (stellvertretender Vorsitzender des ÖRBB) und Dekan Ulf- Martin Schmidt (Vorsitzender des Ratsausschusses des ÖRBB und Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen) einen Ökumenischen Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale.

Dieser Gottesdienst am 21. Januar stand unter dem Leitwort „Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“ (1. Petrus 2,9) und fand im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen statt. Die Gebetswoche soll ein sichtbarer Ausdruck einer grenz- und kulturübergreifenden ökumenischen Verbundenheit sein. An ihr beteiligen sich weltweit Christen in vielen Ländern und aus unterschiedlichen Konfessionen. Die Gebetswoche unterstreicht, dass die Gemeinschaft der Kirchen vom gemeinsamen Gebet und der lebendigen Feier des gemeinsamen Glaubens getragen wird.