Konkrete Hilfe vor Ort: In Berlin-Marienfelde vermitteln Christen Migranten seit zehn Jahren Deutschkenntnisse. Teilweise unterrichten sie auch Analphabeten. Dafür wurden sie nun ausgezeichnet.
Inge Lux und ihre Mitstreiter beim Projekt „Wel(l)come-In“ sind froh und erleichtert. Zum dritten Mal haben sie sich um den Drei-Königs-Preis beworben und nun hat es geklappt. Mit dem Integrationspreis des Diözesanrats im Erzbistum Berlin werden Projekte ausgezeichnet, die das Zusammenleben verschiedener Kulturen fördern.
Anfangs suchte die katholische Gemeinde „Vom Guten Hirten“ in Marienfelde „nur“ eine Idee, um dem Jahr der Barmherzigkeit vor Ort Leben einzuhauchen. Und nun gehen seit 2015 Christen und Nichtchristen Hand in Hand, um Flüchtlingen nachhaltig zu helfen. Die Anfangsidee war aber eine andere, erinnert sich Gemeindemitglied Inge Lux: „Wir wollten Neuankömmlinge begrüßen und hatten dabei an Nachbarn gedacht, die aus anderen Bundesländern hergezogen sind.“ Doch dann kam der Flüchtlingsstrom, direkt nebenan entstand ein Übergangsheim. Ein Willkommenstreffen für Flüchtlinge wurde organisiert, fand aber wenig Zuspruch. Erst als Angelika Padberg, ehemalige Lehrerin, im Februar 2016 ein Freiwilligen-Team für einen Deutschkurs gründete, änderte sich das Interesse der Geflüchteten spürbar. Bis heute strömen Menschen – unter anderem aus Afghanistan, Syrien, Irak, Iran, Eritrea, Somalia, Polen, Kasachstan oder der Ukraine – in die „Erste Hilfe Deutsch“-Stunden des Projekts.
Schnell fiel den Ehrenamtlichen auf, dass fast ausschließlich Männer im Unterricht saßen. Frauen blieben im Heim, mussten Mutterpflichten erfüllen. Also fanden sich einige Frauen, die viermal pro Woche den Nachwuchs betreuten. Dann kamen auch die Frauen zu den Kursen in den Gemeinderäumen der Pfarrei. Mit der Zeit entstanden mit dem „Frauencafé“ und einer kulinarischen Veranstaltungsreihe weitere Aktivitäten für die Zugewanderten. Doch die „Erste Hilfe Deutsch“ war und ist das Rückgrat des gesamten Integrationsprojekts.
Viele der Ehrenamtlichen unterrichten nicht nur. Sie gehen auch mit ihren Schützlingen auf Ämter, helfen bei der Kita- oder Wohnungssuche. Inge Lux organisiert, wirbt um Helfer, kümmert sich um Fördermittel, trifft Absprachen mit Kirchengemeinden, Vereinen oder kommunalen Akteuren. Sie erinnert sich gut, dass man im Bezirksamt anfangs nicht viel von dem ehrenamtlichen Helferteam hielt. Doch die Wertschätzung wuchs und vor zwei Jahren verlieh ihnen das Amt bereits seinen Integrationspreis.
Auch der Betreiber des Übergangswohnheimes war einer konfessionellen Initiative gegenüber zunächst reserviert. Als sich unter den Flüchtlingen aber herumsprach, dass man sich bei „Wel(l)come-In“ selbstlos für sie einsetzt, ohne zu missionieren, kam die Zusammenarbeit in Schwung.
Die Initiative „Wel(l)come-In“ ist für die Diözesanratsvorsitzende Karlies Abmeier gelebte Nächstenliebe. Mit dem Preis würdigt ihr Gremium das breit gefächerte und intensive ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde „Vom Guten Hirten“ in Marienfelde sowie das Durchhaltevermögen seit nun zehn Jahren.