Inspiriert von einer hartnäckigen Frau

Der Berliner Konvent: Anne Teresa, Claudia, Lioba und Simone (von links). Foto: Walter Plümpe

Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg hat die 2006 selig gesprochene Karmelitin Maria Teresia Tauscher einst ihr erstes Ordenshaus gegründet. Christen der dortigen Gemeinde Heilige Familie pflegen Kontakte zu Katholiken im polnischen Geburtsort der Ordensgründerin.

„Kind abzugeben“. Diese Worte las Maria Theresa gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder in Berliner Zeitungen. Als Älteste von sieben Geschwistern, für die sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter verantwortlich war, ließ sie sich von diesen Anzeigen 1891 zur Gründung ihres „Stiftungshauses“ an der Pappelallee für arme und hilfsbedürftige Kinder bewegen. Die betreute sie zunächst mit bezahltem Personal, dann mit gleichgesinnten Frauen, mit denen sie 1893 die Ordensgemeinschaft der Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen gründete. Bis zu ihrem Tod 1938 sollten 57 weitere Häuser folgen, die insgesant 10 000 Kindern Heimat boten, betreut von 1000 Schwestern.

Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen verlassen bald Berlin

„Wir sind zusammen unterwegs“, sang die polnische Gemeinde von Sądów (bei Frankfurt/Oder) kürzlich mit 100 Berliner Gästen, und das in acht europäischen Sprachen. Das Lied eröffnete den Tag der Begegnung in Erinnerung an Schwester Maria Teresa Tauscher, die vor 169 Jahren als evangelische Pastorentochter in Sandow (Sądów) zur Welt kam. „Die selige Schwester Maria Tauscher verbindet uns“, sagte Pfarrer Michael Höhle in seiner Festpredigt, die auch ins Polnische übersetzt wurde.

Vier Karmelitinnen saßen mit in den Reihen – die letzten Berliner Schwestern, die ihr Stiftungshaus aus Mangel an Nachwuchs im Herbst verlassen werden. Wie die Selige damals sollten auch die Christen heute hartnäckig sein und reiche Frucht bringen, wünschte der Pfarrer. Zwar habe sich die Schwester in ihrer Biografie selbst als „unbeschreiblich schüchtern“ bezeichnet. Doch muss sie ausdauernd und diplomatisch gewesen sein. Dreizehn Jahre hat sie um die Anerkennung ihrer Kongregation gekämpft und viel Ablehnung erfahren, bis sie ihr Ziel erreichte. Anderen Freude zu bereiten.

Im Gepäck hatten die Berliner eine große Spende für die Sanierung der Kirchenmauern in Sądów, verziert mit Papierblumen, die Kinder gebastelt hatten. Gemeinsam mit ihren Gastgebern schauten sie sich eine zweisprachige Ausstellung zum Leben der Seligen und Bilder aus dem heutigen Sądówer Gemeindeleben an und stärkten sich mit polnischen Spezialitäten. Auf Kinder und Jugendliche warteten eine Hüpfburg, Wettläufe, Geschicklichkeitsspiele und eine Kanu-Fahrt auf dem nahe gelegenen Fluss. Der Ortsvorsteher überreichte Pokale und Siegerplaketten und erinnerte an das segensreiche Wirken der Ordensgründerin.

Heute wird es von rund 50 deutschen Schwestern und weltweit noch von 300 fortgesetzt. Eine Einladung zum Kirchweihfest Ende September in Berlin, wo die Kongregation einst vier Häuser unterhielt, soll die Verbindung vertiefen. Heute erinnert ein Bild von Schwester Maria Teresa Tauscher an ihr Wirken in Berlin. Das Josefs-Heim, in dem sie ihr Wirken einst begann, wird inzwischen als Altenheim genutzt.