Der „11. ökumenische Pilgerweg der Kirchen in Biesdorf“ führte die Teilnehmer nach Berlin-Kreuzberg und wollte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Christen stärken.
Kirchengebäude anderer Gemeinden besichtigen, erfahren, wie viele Gläubige dort wann und wozu zusammenkommen – in Biesdorf macht man daraus seit Jahren ein „über-den- Tellerrand-Schauen“ ökumenischer Art. Zum elften Mal trafen sich katholische und evangelische Christen, Einwohner aus Biesdorf, Kaulsdorf und Umgebung und inzwischen auch aus dem Berliner Stadtzentrum zum ökumenischen Pilgerweg nach Kreuzberg. Unbekannte Gesprächspartner und überraschende Ansichten erwarteten die Pilger bei der jüngsten Exkursion. Bereits zum zweiten Mal war das quirlige Kreuzberg Ziel, denn Dichte und Vielfalt der Glaubensrichtungen und Kirchen sind in diesem Stadtteil groß.
Zunächst war das Pilgern nur zum Kennenlernen umliegender Gemeinden gedacht, erinnert sich Wolfgang Rau von der katholischen Gemeinde Maria Königin des Friedens, von Beginn an Mitorganisator. Weil das Format bei den Teilnehmern auf große Resonanz stieß, „schwärmte“ man nach Friedrichsfelde und Karlshorst aus, dann jährlich Anfang September immer weiter der Stadtmitte entgegen. Eine ökumenische Kontaktgruppe sucht die Ziele, stellt Verbindungen zu möglichen Kirchen her und organisiert den Weg bis hin zu Bekanntmachung und Anreisevorschlägen.
Unter den etwa 40 Teilnehmern in diesem Jahr sah man mehr Ältere als Junge. Katholische, evangelische, freikirchliche und unbekanntere Kirchen wie die Norwegische Seemannskirche oder St.Lukas, „Willkommenskirche“ der Stadtmission, gaben Einblick in das breite Spektrum kirchlichen Lebens in Kreuzberg. Wolfgang Rau und Maria Fischer von der katholischen Gemeinde oder Ralf Kunstmann von der evangelischen Gemeinde bildeten Spitze und Ende der Gruppe und hatten Zeit zum Austausch mit den Pilgern. Jürgen Gaymann (80), aus der evangelischen Versöhnungskirche, ist mit Ehefrau Ingrid von Anfang an dabei. Er übernahm stets Organisationsarbeiten im Vorfeld und genießt die Besichtigungen sehr bewusst.
„Umwege“ gehörten dazu: Zwischen der Heilig-Kreuz-Kirche, in der Gästebetreuerin Marita Schmieder viele Fragen zu Flüchtlingen und Asyl in der Kirche – von hier ging die Kirchenasyl-Bewegung der 1980er Jahre aus – beantwortete, und der neuapostolischen Kirche Baruther Straße wurde ein Friedhof mit bekannten Berliner Persönlichkeiten besucht. In der neuapostolischen Gemeinde um Leiter Stephan Witzke waren die P i l g e r erstaunt. Wi t z k e hob die B e d e u - tung der Dr e ie inigkeit hervor, erzählte vom Chor und mitarbeitenden Laien. „Die Liturgie ist fast wie bei uns!“, konstatierten die Besucher. Der Gemeindeleiter erklärte, dass und wie man sich in den vergangenen Jahren tiefgreifend gewandelt habe. Inzwischen muss nicht mehr die ganze Familie in die Kirche gehen, und auch Frauen besetzen Funktionen. „Diese Kirche hat mich am meisten beeindruckt“, meinte nicht nur Pilger Matthias Kern. Die „Seemannskirche“, einst Heimat norwegischer Seeleute im Ausland, bietet heute Norwegern und Interessierten Gottesdienste, Beratung und Kultur.