Hl. Irenäus von Lyon († 202/203)Dienstag, 28. Juni 2011

Eröffnung: GL 241 „Komm, Heilger Geist“

Der älteste Katechismus der Kirche
Irenäus wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in Smyrna (dem heutigen Izmir in der Türkei) zwischen 135 und 140 geboren, wo er noch in jungen Jahren Schüler von Bischof Polykarp war, der seinerseits Schüler des Apostels Johannes gewesen war. Wir wissen nicht, wann er von Kleinasien nach Gallien gegangen ist, aber dieser Ortswechsel dürfte mit der ersten Entfaltung der christlichen Gemeinde von Lyon zusammenfallen: Hier finden wir im Jahr 177 Irenäus im Kollegium der Priester verzeichnet. In jenem Jahr wurde er nach Rom entsandt, um Papst Eleutherius ein Schreiben der Gemeinde von Lyon zu überbringen. Die römische Mission rettete Irenäus vor der Verfolgung unter Mark Aurel, bei der mindestens 48 Märtyrer zu Tode kamen, darunter auch der Bischof von Lyon, der neunzigjährige Pothinus, der an Misshandlungen im Kerker starb. So wurde Irenäus nach seiner Rückkehr zum Bischof der Stadt gewählt. Der neue Hirt widmete sich voll und ganz dem bischöflichen Dienst, der um das Jahr 202/203 wahrscheinlich mit dem Martyrium sein Ende fand.

Irenäus ist vor allem ein Mann des Glaubens und ein Hirt. Vom Guten Hirten hat er den Sinn für das Maß, den Reichtum der Lehre, den missionarischen Eifer. Als Schriftsteller verfolgt er ein doppeltes Ziel: die Verteidigung der wahren Lehre gegen die Angriffe der Häretiker und die klare Darlegung der Glaubenswahrheiten. Diesen Zielsetzungen entsprechen genau die beiden Werke, die uns von ihm erhalten sind: die fünf Bücher »Gegen die Irrlehren« (»Adversus haereses«) und »Die Darstellung der apostolischen Verkündigung« (die man auch den ältesten »Katechismus der christlichen Lehre« nennen kann). Man kann tatsächlich sagen, dass er als der erste große Theologe der Kirche auftritt, der die systematische Theologie geschaffen hat; er spricht selbst vom System der Theologie, das heißt von der inneren Kohärenz des ganzen Glaubens. Im Mittelpunkt seiner Lehre steht die Frage nach der »Glaubensregel« und ihrer Weitergabe. Für Irenäus fällt die »Glaubensregel« praktisch mit dem Credo der Apostel zusammen und bietet uns den Schlüssel für die Auslegung des Evangeliums, für die Auslegung des Credos im Licht des Evangeliums. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, das eine Art Synthese des Evangeliums ist, hilft uns zu verstehen, was das Evangelium sagen will, wie wir es lesen müssen.

Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 28. März 2007