Fest des Hl. Otto († 1139)Donnerstag, 30. Juni 2011

Der Hl. Otto ist Mitpatron des Erzbistums Berlin.

Eröffnung: GL 640 „Gott ruft sein Volk“

Gott ist mit uns
In einer seiner Ansprachen hat Kardinal Bengsch das Wesen des priesterlichen Dienstes ganz von dem Wort Dominus vobiscum her gedeutet, Der Herr sei mit Euch!, das Mitsein des Herrn mit uns und unser Mitsein mit ihm als Lebensprogramm und als Lebensmöglichkeit dargestellt. Und da findet sich dann in diesem Zusammenhang der schöne Satz, der uns zugleich in sein eigenes gläubiges Ringen, in sein Leiden und in seine unbeirrte Hoffnung hineischauen lässt, wenn er sagt: »Es gibt tausend Gründe zum Pessimismus, tausend solide und berechtigte Gründe und nur einen einzigen wirklichen Grund zum Optimismus. Aber dieser eine genügt: Gott ist unwiderruflich mit euch!«

Für ihn war Christentum vor allen Werken und Einrichtungen ein Aufstehen gegen die Immanenz der Welt. Für ihn war Christentum zu allererst »Gott mit uns«, Glaube an den lebendigen Gott, der sich uns mitgeteilt hat. Erst dieser Glaube gibt all unseren Werken Richtung und Hoffnung und Sinn. Deswegen hat Kardinal Bengsch vor allem auch immer wieder zu der kontemplativen Mitte des Christentums gerufen. Der Furcht vor Manipulation und Unfreiheit hat Kardinal Bengsch zentral dies entgegengestellt: Die persönliche Beziehung des Menschen zu Gott, den persönlichen Grundentscheid des Lebens für Christus, den Raum des Gebetes als Raum einer unzerstörbaren menschlichen Freiheit. Und er schrieb damals: »Man kann mit Sicherheit sagen, dass in durchgehaltener Kontemplation und im Gebet die stärkste Immunität gegen Manipulation und darum auch die größte Kraft zur notwendigen Gegenaktion erreicht werden.« Diesen Ruf zum Gebet, zur Besinnung, zu einem von der Mitte her gelebten Glauben dürfen wir als Vermächtnis des toten Bischofs von Berlin ansehen und als solches möchte ich ihn in dieser Stunde hier in unsere Mitte stellen. Der Gott mit uns ist der wirkliche Stern der Hoffnung für uns Menschen. Dem Gott mit uns entsprechen wir, indem wir das Mitsein mit Gott suchen und uns dazu immer neu auf den Weg begeben.

Deswegen ist sein ganzes Wollen zusammengefasst in dem Aufruf, den ich in seinem Namen noch einmal wiederholen möchte: »Bleibt in der Liebe Christi! Bewahrt die Einheit des Bistums! Und steht in Treue zum Hl. Vater! Widersteht dem Ungeist des Hasses mit dem Geist der Liebe des Gekreuzigten, der noch in der Stunde des Todes den Vater bittet, seinen Feinden zu vergeben!«

Joseph Kard. Ratzinger beim Requiem für Alfred Kard. Bengsch