Wiederaufbau
„In diesen harten Jahren des Kampfes hat unser Bistum schwere Wunden und Verluste erlitten. Die katholischen Organisationen sind aufgelöst, die katholische Presse ist vernichtet, die katholischen öffentlichen Schulen sind uns genommen. Hinzu kommen noch die infolge des Krieges ganz oder teilweise zerstörten Kirchen, Anstalten und Pfarrhäuser in Berlin, Brandenburg und Pommern. Schwerer noch als all diese Verluste wiegen die Verwüstung und Verwirrung, die die nationalsozialistische Parteidoktrin in den Seelen der Menschen heraufgeführt hat. Lüge und Ungerechtigkeit, Zwang und Unterdrückung haben hier unermeßlichen Schaden angerichtet. Vor allem die Entweihung der Ehe, die Zerstörung der Familie, die Vergiftung der Jugend haben verhängnisvoll gewirkt und werden noch lange so wirken.“
Bischof Preysing, Pastorale vom 24. Juni 1945
Die Trümmer der Charlottenburger St. Canisius-Kirche 1945 und der damals spektakuläre Neubau der Kirche von 1955 (1995 durch Brand erneut zerstört, Neubau 2002 geweiht). Während in West-Berlin ungehindert Kirchen in neuen Wohngebieten gebaut werden konnten, war in Ost-Berlin zwar die Beseitigung von Kriegsschäden an Kirchengebäuden möglich. Bis zum Jahr 1983 genehmigte das SED-Regime jedoch lediglich einen einzigen Kirchenneubau, in Berlin-Biesdorf-Nord.
Die einst sehr kleinen Diasporagemeinden in Brandenburg und Pommern sahen sich durch den Zustrom katholischer Flüchtlinge und Heimatvertriebener vor schwer lösbare Probleme gestellt. So war die Zahl der Katholiken in der Pfarrei Demmin auf etwa das Zehnfache gewachsen. Über einen Bischofsbesuch in den Außenstationen seiner Pfarrei berichtete der Pfarrer im Herbst 1948: Überall ... sammeln sich zu vielen Hunderten die Heimatvertriebenen und Einheimischen in den bescheidenen Diasporakirchen oder füllen die alten meist ehemals katholischen, jetzt evangelischen Kirchen, die in christlicher Liebe allüberall zur Verfügung gestellt werden.“ Wallfahrten und Dekanatstage sollten die Erfahrung der großen Gemeinschaft der Glaubenden vermitteln.
Bischof Wilhelm Weskamm (1891-1956), seit 1951 Bischof von Berlin. Als Weihbischof in Magdeburg war er mit den pastoralen Problemen vertraut, die ihn in der Berliner Diaspora erwarteten. Hinzu kam die besondere Problematik des in drei politischen Teilen existierenden Bistums Berlin: in West-Berlin, Ost-Berlin und den Gemeinen in der DDR, also in Brandenburg und Vorpommern. - Die östlich der Oder gelegenen Gemeinden des Bistums standen seit Kriegsende unter polnischer Verwaltung.
Im August 1952 fand im vom Krieg gezeichneten geteilten Berlin der 75. Deutsche Katholikentag statt. Besonders die vielen Teilnehmer aus der DDR schöpften aus diesen Tagen neue Hoffnung und Kraft – trotz der Schikanen seitens des SED Regimes.
(Arbeitsstelle für Zeitgeschichte, Ursula Pruß)