Bischof Alfred Bengsch über die St. Hedwigs-Kathedrale

"Die Kathedrale ist die Kirche des Bischofs. Sie heißt Kathedrale, weil in ihr die cathedra steht, der Bischofsstuhl. Von dort verkündet der Bischof die Frohe Botschaft, im Namen Christi, in Gemeinschaft mit allen katholischen Bischöfen der Welt, unter Führung des Heiligen Vaters.

In der Kathedrale steht der Altar des Bischofs, und jede heilige Messe im Bistum wird gefeiert in Gemeinschaft mit ihm. Darum sind die vielen Altäre des Bistums der eine Tisch Christi, an dem wir mit dem geopferten Herrn und untereinander vereinigt werden.
In der Kathedrale werden die heiligen Öle geweiht, mit dem die Kinder in der Taufe und Firmung gesalbt und so Glieder des priesterlichen Volkes Gottes werden.
Dies ist die bleibende Ordnung in der Kirche Jesu Christi, die wir kennen und anerkennen.

Ein Bistum ist mehr als ein kirchlicher Verwaltungsbezirk. Durch die Einteilung in Bistümer, die von den Nachfolgern der Apostel geleitet werden, zeigt sich die Kirche als die apostolische. Sie ist auf das Fundament der Apostel erbaut. So wollen wir sie sehen und lieben und in ihr als lebendige Glieder leben.

Freilich ist Berlin ein junges Bistum, und in den Jahrzehnten seines Bestehens gab es kaum Möglichkeit zu ruhiger Entfaltung und ungestörtem Wachstum. Und doch ist hier Kirche Jesu Christi, und Seine Gnade hat auch hier gewirkt. Als St. Hedwig geweiht wurde, war es die einzige katholische Kirche Berlins, heute sind es über hundert. Gott hat Seinen Segen gegeben. Er wird uns auch in Zukunft tragen. Wir verlangen nicht nach Macht, Triumph und Glanz. Wir sind die Kirche des Kreuzes – aber im Kreuz ist Heil.
So kann der Blick auf unsere Kathedrale uns Trost und Zuversicht geben. Wir sind im Glauben, in der Liebe, in den Sakramenten Glieder des Leibes Christi, den niemand zerstören kann."

Aus dem Hirtenwort von Erzbischof Alfred Kardinal Bengsch anlässlich der am Allerheiligentag 1963 vorgesehenen Altarweihe in der wiederhergestellten und neugestalteten St. Hedwigs-Kathedrale.