BZ-Kolumne

Das „soziale Gewissen“ in der Adventszeit

Morgen ist Nikolaus, der heilige Bischof ist so etwas wie das „soziale Gewissen“ in der Adventszeit, denn er füllt nicht nur die geputzten Stiefel, sondern kümmert sich auch um die, die nicht einmal feste Schuhe haben. Nikolaus erinnert: Die Adventszeit ist bei weitem nicht für alle so behaglich. Für Menschen ohne Obdach werden die kalten Monate zu einer existenziellen Herausforderung. Wohin, wenn die Temperaturen unter null sinken, wenn es regnet oder schneit und man kein Dach über dem Kopf hat? Seit 35 Jahren bietet die Berliner Kältehilfe deshalb Obdachlosen Schutz vor dem Erfrieren und eine Übernachtung im Warmen. Als ökumenische Hilfsaktion von Caritas, Diakonie, evangelischen und katholischen Kirchengemeinden gegründet, ist die Kältehilfe oftmals der letzte Rettungsanker für Menschen auf der Straße. So wie die schwangere Maria einst mit Josef auf der Flucht verzweifelt nach einer Unterkunft suchte, gibt es um uns herum Frauen und Männer, die nicht wissen wohin. Auch sie werden abgewiesen, übersehen oder gar ausgegrenzt. Wir erinnern uns, wie es war, als Maria und Josef – allein gelassen – ihr Kind in einem Stall zur Welt brachten. Ein Kind, das zum Erlöser für uns alle wurde. Wer hätte erwartet, dass zwei Menschen, die von der Flucht und dem Leben auf der Straße gezeichnet einen solchen Schatz mit sich tragen?

Auch die Namensgeberin unserer Kathedrale, die Heilige Hedwig, hat sich liebevoll für bedürftige Menschen eingesetzt. Sie hat sie in ihrer Not nicht allein gelassen. Morgen, am Nikolaustag findet in der wieder eröffneten Sankt Hedwigs-Kathedrale eine Begegnung zwischen Obdachlosen und denen, die sich – haupt- und ehrenamtlich – um sie kümmern statt. Die Heilige Hedwig ist ganz bestimmt damit einverstanden, dass wir „ihre“ Kathedrale für alle öffnen, denn sie selbst hatte auch ein Herz für die, die gesellschaftlich am Rande stehen. So wie Gott selbst an der Seite aller Menschen steht.