BZ-Kolumne

Den Herzen Jesu und Mariens weihen

Selbst für katholische Christen war es eine unerwartete und ungewöhnliche Ankündigung: Am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, wollen wir das Erzbistum Berlin in feierlichen Gottesdiensten "den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä“ weihen. Wir wollen damit eine alte katholische Tradition des Bittgebets wieder aufgreifen und uns als Christen dieser Region unter den Segen Gottes stellen.

Seit 90 Jahren besteht das Bistum Berlin. Manche schwere Krise haben die Katholiken in Vorpommern, Brandenburg und Berlin seither überstanden. Und jetzt stehen wir wieder vor einer besonderen gesundheitlichen Bedrohung und Herausforderung.

Wir feiern eher still und ohne Festakt, aber wir wollen die gegenwärtige Situation zum Anlass nehmen, die Corona-Krise nicht nur als seuchenpolitische Ausnahmezeit zu verstehen, sondern auch als geistliche Herausforderung anzunehmen. In Gebet und Fürbitte wollen wir uns der Unsicherheit und Ungewissheit stellen, der plötzlich deutlich gewordenen Verwundbarkeit und Todesgefahr. Und wir wollen uns fragen, welche gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen jetzt anstehen.

Die Weihe an die Herzen Jesu und Mariens ist ein emotionaler Aspekt unseres Glaubens. Es geht um die Sprache des Herzens, die in den alten Marienliedern und Jesus-Gebeten so unvergleichlich zum Ausdruck kommt. Es ist eine Sprache, die anders spricht und sich anders anhört als die Sprache der Vernunft und der kritischen Analyse. Wir vertrauen uns im Gebet dem besonderen mütterlichen Schutz Mariens und dem mitfühlenden Herzen Jesu an und erhoffen durch sie Fürsprache bei Gott zur baldigen Überwindung der Gefahr. Wir wollen damit bekunden, dass wir auch in der Krise unser Herz nicht von Angst, sondern von Vertrauen auf eine gute Zukunft leiten lassen wollen.

Es geht nicht um das Heraufbeschwören einer magischen Weltsicht. Schon gar nicht darum, das Virus mit Gebet anstelle von Hygienemaßnahmen zu bekämpfen. Wir wollen vielmehr bekunden, dass wir als katholische Christen auch in der gegenwärtigen Krisenzeit uns Gott anvertrauen und aus diesem Vertrauen heraus mutig und engagiert uns für das Leben der Menschen einsetzen.